"Die absolute Mehrheit will arbeiten"

Mainzer Arzt Trabert fordert bessere Arbeitsmöglichkeiten für Geflüchtete

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Alexander Dietz
Alexander Dietz ist Reporter im SWR Studio Mainz.

Geflüchtete müssen lange warten, bis sie in Deutschland arbeiten dürfen. Gerhard Trabert ist überzeugt, dass in Zeiten von Fachkräftemangel schnellere Beschäftigungsmöglichkeiten wichtig wären.

Haftom Gebrezigher ist vor fast zehn Jahren aus Eritrea nach Deutschland geflüchtet. Nach seiner Ankunft dauerte es mehr als drei Jahre, bis er in Deutschland den Hauptschulabschluss machen konnte und dann arbeiten durfte. "Ich wollte nicht nur jeden Monat 400 Euro vom Staat bekommen und nur rumsitzen", erzählt der 30-Jährige. "Das ist für mich Schwachsinn."

"Ich kann ja auch arbeiten oder in die Schule gehen."

2018 konnte Haftom Gebrezigher dann endlich eine Ausbildung zum Fahrradmechaniker anfangen. "Für mich war das großartig. Damals war ich einfach sprachlos, dass ich arbeiten kann und mich selbst finanzieren kann." Mittlerweile hat er die Ausbildung abgeschlossen und ist fest bei der Mainzer Mobilität angestellt.

Trabert: Geflüchtete stützen deutsches Sozialsystem

In der aktuellen Diskussion im Umgang mit Geflüchteten fehlen dem Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert genau diese positiven Beispiele. Schließlich gebe es Untersuchungen, die zeigen, dass die Mehrheit der Menschen, die 2015 nach Deutschland geflüchtet sind, in einem Arbeitsverhältnis sind. "Diese Menschen schließen eine Versorgungslücke, weil wir haben einen Fachkräftemangel", sagt Trabert.

"Viele Geflüchtete - die absolute Mehrheit - will arbeiten, will etwas tun und ist sehr dankbar, dass sie hier sein dürfen."

Außerdem zahlten sie dann auch in das deutsche Sozialversicherungssystem ein. "Mit ihrer Tätigkeit stabilisieren sie unser Krankenversicherungs-, Arbeitslosenversicherungs- und Rentenversicherungssystem." Er fordert deshalb, dass mehr in Sprach-, Intergrations- und Bildungskurse investiert wird.

"Die Asylverfahren müssen außerdem verkürzt werden, damit die Leute arbeiten können." Schließlich dürfen Geflüchtete aktuell in den ersten drei Monaten nicht arbeiten, wenn sie nach Deutschland gekommen sind. Und wenn sie in einer Sammelunterkunft leben, dürften sie oft sogar in den ersten 18 Monaten nicht arbeiten, sagt Trabert. "Es gibt da Ausnahmemöglichkeiten, aber das muss einfach verkürzt werden."

Syrische Ärzte können in Deutschland nur schwer arbeiten

Basrawi Ali arbeitet seit 2017 bei Traberts Verein "Armut und Gesundheit". Er war 2015 von Syrien nach Deutschland geflohen und ist ausgebildeter Arzt. In Deutschland darf er aber nicht in seinem Beruf arbeiten. Für "Armut und Gesundheit" betreut er jetzt stattdessen die Ambulanz des Vereins im syrischen Kobanê.

Der Arzt Basrawi Ali ist 2015 aus Syrien nach Deutschland geflüchtet und arbeitet jetzt für den Mainzer Verein Armut und Gesundheit
Der syrische Arzt Basrawi Ali ist beim Mainzer Verein "Armut und Gesundheit" angestellt und leitet die Ambulanz des Vereins in Syrien. In Zukunft will er aber auch in Deutschland als Arzt arbeiten.

Ali sagt, dass es für ihn eine Katastrophe gewesen sei, arbeitslos zu sein. "Zum Glück habe ich eine Chance bekommen." Er habe aber auch Kollegen, die bis heute nach Arbeit suchen. "Es gibt viele Schwierigkeiten für Ärzte aus Syrien und dem Ausland."

Etwa zwei Jahre, bis Ärzte in Deutschland arbeiten dürfen

Otto Laakmann ist selber Arzt und berät wöchentlich ausländische Ärzte für "Armut und Gesundheit". Sie müssten erst eine Sprachprüfung und anschließend noch eine Kenntnis- beziehungsweise Gleichwertigkeitsprüfung absolvieren, die laut Laakmann der deutschen Prüfung für das Staatsexamen entspricht. Erst dann dürfen sie als Ärztin oder Arzt in Deutschland arbeiten.

Beispielsweise bei syrischen Ärzten gebe es außerdem noch oft Probleme, wenn sie Weiterbildungen aus ihrem Land hier anerkennen lassen wollen, berichtet Laakmann. Schließlich gebe es in Syrien keine Stelle, die Zeugnisse begutachten könne. "Es gibt Bundesländer wie Rheinland-Pfalz, die relativ restriktiv sind." In anderen Bundesländer bekomme man eine solche Anerkennung aber leichter.

"Dadurch verliert Rheinland-Pfalz meines Erachtens erfahrene Ärzte in andere Bundesländer und ich glaube, das kann sich das Land nicht leisten." Deshalb spricht sich Laakmann für eine bundesweite Regelung aus, welche Weiterbildungen von geflüchteten Ärzten eventuell doch anerkannt werden können.

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