Einst wurde der Landkreis Mainz-Bingen von den anderen Kreisen im Land beneidet. Die Kreise finanzieren sich durch eine Umlage. Sie schöpfen also Einnahmen von den kreisangehörigen Städten und Gemeinden ab. Dazu gehört beispielsweise die Gewerbesteuer.
In der Stadt Ingelheim hat der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim seinen Sitz und zahlt auch dort Gewerbesteuer. Davon haben die Stadt und der Kreis immer profitiert.
Früher ein reicher Landkreis, dann kam die Reform
Auch alle anderen Kommunen im Kreis hatten damals etwas davon. Sie mussten weniger Geld ihrer eigenen Einnahmen abgeben. Die Kreisumlage Mainz-Bingen war die niedrigste im ganzen Land. Dann reformierte die Landesregierung aber den kommunalen Finanzausgleich.
Reiche Kommunen, dazu zählte der Kreis Mainz-Bingen, bekommen nun deutlich weniger oder gar keine Zuschüsse mehr. Das betrifft beispielsweise Bauprojekte oder andere Vorhaben. Das muss der Kreis nun alles selbst bezahlen.
Kreisumlage soll steigen
Um das auch künftig machen zu können, muss die Kreisumlage erhöht werden, heißt es aus der Verwaltung. 2,5 Prozentpunkte sind im Gespräch. Die Umlage würde damit auf 38 Prozent steigen. Das wird man in den Rathäusern im Landkreis Mainz-Bingen nicht gerne hören. Dort hat man deshalb dann künftig weniger Geld zur Verfügung.
Allerdings ist die Umlage damit immer noch die niedrigste in ganz Rheinland-Pfalz. Zum Vergleich – im benachbarten Landkreis Alzey-Worms liegt sie bei 47 Prozent.
Rücklagen aus dem Sparstrumpf und die höhere Kreisumlage sollen dafür sorgen, dass der Landkreis Mainz-Bingen im kommenden Jahr über die Runden kommt. Denn neben den fehlenden Landeszuschüssen sind auch noch die Ausgaben deutlich gestiegen.
Für den Rettungsdienst werden beispielsweise viele Millionen Euro fällig. Das Binger Krankenhaus, das dem Kreis nun zur Hälfte gehört, kostet auch ein paar Millionen.
Dazu kommen die üblichen Ausgaben für Sanierungen im Schulbereich, Zuschüsse für den ÖPNV oder Anschaffungen für den Brand- und Katastrophenschutz.
All das wird wohl dazu führen, dass der Kreis sein Defizit irgendwann mit Rücklagen nicht mehr ausgleichen kann.
Kreis muss wohl bald Kredite aufnehmen
Dann werde man wohl wieder Schulden machen müssen, heißt es dazu von Landrätin Schäfer. Sie geht davon aus, dass der Landkreis 2028 wohl wieder Kredite wird aufnehmen müssen.