Der Stadtrat in Bingen hat am Dienstagabend einstimmig dem Rettungsplan für das insolvente Heilig-Geist-Hospital zugestimmt. Nach Angaben eines Stadtsprechers haben sowohl die Fraktionen als auch Oberbürgermeister Thomas Feser (CDU) betont, wie wichtig es ist, das Krankenhaus zu erhalten.
Der Kreistag Mainz-Bingen hatte bereits Ende vergangener Woche beschlossen, in den Weiterbetrieb des Krankenhauses zu investieren. Insgesamt geht es dabei in den nächsten vier Jahren um rund 15 Millionen Euro.
Dem Beschluss des Kreistags vorausgegangen war eine mehrstündige Sitzung des Kreisausschusses. Rund zwei Stunden lang hatten die Mitglieder über das Thema diskutiert. Am Ende haben sich aber alle Fraktionen für den Erhalt des Binger Krankenhauses ausgesprochen.
Erhalt der Binger Klinik auch für benachbarte Krankenhäuser wichtig
Ein häufiges Argument, das genannt wurde, bezog sich auf die Notfallversorgung vor Ort. Würde das Heilig-Geist-Hospital aufgegeben, müssten die Menschen in die benachbarten Krankenhäuser nach Bad Kreuznach oder Mainz, hieß es. Dies könnte dazu führen, so einige Fraktionsmitglieder, dass die dortigen Notfallambulanzen dann völlig überlastet wären.
Außerdem forderten einige Fraktionen die Bildung eines Gremiums, das sich aus Vertretern der Stadt, des Kreises und den anderen Verantwortlichen zusammensetzen soll. Aufgabe des Gremiums sei es, den Sanierungsprozess bestmöglich zu begleiten.
Krankenhaus in Bingen ist zahlungsunfähig
Erst im März dieses Jahres wurde die Nachricht offiziell: Das Heilig-Geist-Hospital in Bingen ist insolvent. Die Marienhaus-Gruppe hatte ein Insolvenz-Verfahren beantragt. Das sei notwendig geworden, weil Gespräche über die Zukunft des Krankenhauses und wie der Betrieb nachhaltig finanziert werden könne, gescheitert waren, hieß es im März von der Geschäftsführung des Binger Krankenhauses.
"Unser Krankenhaus muss bleiben" Nach Insolvenz - Mahnwache vor Krankenhaus in Bingen
Das Heilig-Geist-Hospital in Bingen ist pleite, der Insolvenzantrag gestellt. Mindestens 500 Menschen haben am Montagabend für den Erhalt des Krankenhauses demonstriert.
Um das Heilig-Geist-Hospital weiterführen zu können, sei eine schnelle Lösung wichtig, betont der vorläufige Insolvenzverwalter Jens Lieser. "Es ist ein straffer Zeitplan, der aber notwendig ist, weil das Krankenhaus derzeit Verluste schreibt", so Lieser. Dass das Krankenhaus erhalten bleibt, ist wichtig für die Region: Im vergangenen Jahr sind laut Kreis Mainz-Bingen etwa 4.800 Patienten mit dem Rettungsdienst in das Binger Krankenhaus transportiert worden. Über 5.100 Patienten seien insgesamt stationär behandelt worden, heißt es in der Beschlussvorlage des Kreises Mainz-Bingen.
Umliegende Krankenhäuser an der Belastungsgrenze
Es sei das einzige Krankenhaus mit stationärer Versorgung im gesamten Landkreis - nachdem das Ingelheimer Krankenhaus im Jahr 2020 geschlossen wurde. Umliegende Krankenhäuser seien ebenfalls an der Belastungsgrenze, deswegen müsse das Binger Krankenhaus dauerhaft erhalten werden. Die Voraussetzungen dafür stimmten, betonte Jörg Risse, der im Auftrag des Insolvenzverwalters die wirtschaftlichen Verhältnisse der Klinik genau untersucht hat.
Krankenhaus Bingen erhalten: Kommunen wollen Geld geben
Die Frage ist nur: Wie? Es brauche auf jeden Fall ein gutes Sanierungskonzept, heißt es vom Landkreis Mainz-Bingen. Und das ist der Landkreis bereit, mitzutragen. Er will sich an der Trägergesellschaft Heilig-Geist-Hospital Bingen gGmbH beteiligen.
Auch die Stadt Bingen hatte bekundet, dort einzusteigen und vielleicht beteiligt sich auch noch der Förderkreis der Klinik an den Finanzen - offiziell beschlossen ist aber noch nichts. Bis zu vier Jahre wollen die Kommunen mitfinanzieren, dann muss es eine andere Lösung für das Krankenhaus geben. Bis dahin aber werden Stadt und Kreis die Sanierung aus eigener Kraft stemmen. Geld vom Land bekommen sie laut Lieser nicht. Der Sanierung des Heilig-Geist-Hospitals steht er aber positiv gegenüber.
So könnte das Krankenhaus Bingen saniert werden
Für das Sanierungskonzept schlägt Risse verschiedene Maßnahmen vor: So sollen beispielsweise die Zahl der Betten reduziert und externe Mieter gefunden werden. Ein Teil der Räumlichkeiten könnte zum Beispiel an einen Anbieter von Intensivpflege vermietet werden. Außerdem soll deutlich mehr in die ambulante Versorgung investiert werden. "Der Patient geht morgens rein, wird operiert und ist abends schon wieder zu Hause", so Risse.
Krankenhausgesellschaft: Summe "unzureichend" Krankenhäuser in RLP erhalten 3,5 Millionen Euro mehr für Investitionen
Die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz erhalten in diesem Jahr 145,5 Millionen Euro vom Land, um Klinikgebäude neu zu bauen oder zu modernisieren. Das sei viel zu wenig, kritisiert die Krankenhausgesellschaft.
Heilig-Geist-Hospital braucht mehr Personal
Ein weiterer wichtiger Punkt ist laut Risse das Personal. Anstatt wie einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befürchtet haben, Personal abzubauen, sieht das Sanierungskonzept vor, künftig mehr Personal einzustellen. Dies gelte sowohl für Ärzte und Ärztinnen als auch für das Pflegepersonal. Denn nur mit genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lassen sich die Lösungsansätze auch erfolgreich umsetzen, sind sich alle Beteiligten einig.
Gewinnen möchte das Heilig-Geist-Hospital die neuen Mitarbeitenden unter anderem aus dem Ausland. Außerdem sollen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten durch eine gute Unternehmenskultur genügend Anreize geboten werden, ihre Zukunft auch weiterhin in der Binger Klinik zu sehen.
Insolvenzverfahren soll am 1. Juni eröffnet werden
Mit den angesetzten Maßnahmen sollen die prognostizierten Verluste von acht auf drei Millionen Euro im Jahr sinken. Eröffnet werden soll das Insolvenzverfahren am 1. Juni. Bis dahin müssen die Finanzierungszusagen von Kreis und Stadt stehen. Danach sollen die detaillierten finanziellen Rahmenbedingungen folgen.