Vier der Aktivisten hatten sich mit Sekundenkleber auf der Binger Straße in Richtung Mainzer Innenstadt fixiert. Zwei weitere hatten sich daneben gesetzt, allerdings ohne sich festzukleben, damit im Notfall die Rettungsgasse nicht blockiert wird.
Einer der Aktivisten hatte eine Mischung aus Sand und Sekundenkleber verwendet. Um seine Hand von der Straße zu lösen, mussten Bauarbeiter der Stadt den Asphalt rund um die Hand aufflexen und mit einem Bohrhammer auftrennen. Nach etwa eineinhalb Stunden konnte der Aktivist zusammen mit dem Stück Asphalt von der Straße befreit werden. Das Loch in der Fahrbahndecke wurde danach direkt repariert.
Bei drei Personen konnte der Kleber von Einsatzkräften der Technischen Einsatzeinheit der Polizei mit Olivenöl gelöst werden. Die Binger Straße wurde um kurz vor 11 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben.
Klima-Aktion führte im Berufsverkehr zu größeren Staus
Rund 80 Einsatzkräfte waren am Freitagvormittag vor Ort und haben unter anderem den Verkehr großräumig umgeleitet. Trotzdem kam es vor allem im Berufsverkehr zu größeren Staus. Da dadurch andere Verkehrsteilnehmer am Weiterfahren gehindert wurden, wurde gegen die Versammlungsteilnehmer nach Polizeiangaben ein Strafverfahren wegen Nötigung eingeleitet. Außerdem ermittelt die Polizei wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und Sachbeschädigung.
Wie die Polizei weiter mitteilt, wird noch geprüft, ob die Kosten für Schäden und die Einsatzkosten den Versammlungsteilnehmern in Rechnung gestellt werden können. Die Stimmung unter den Autofahrern war zwar weitgehend entspannt, einige jedoch hatten für die Aktion kein Verständnis.
Gerüchte um Hand-Amputation
Der Mann, dessen Hand mit dem Stück Asphalt an der Hand von der Straße geflext wurde, heißt Raúl Semmler. Im SWR-Gespräch sagt er, es gehe ihm gut, er habe mit seiner Hand nicht ins Krankenhaus oder in Behandlung gemusst, sondern habe das "Zeug" später selbst wieder abbekommen. Er würde das auch nicht machen, wenn er wüsste, dass er bleibende gesundheitliche Schäden davontragen würde. Es gehe ihnen ja auch um gewaltfreien Protest - und dazu zähle auch Eigenliebe. Zuvor hatte es im Internet Gerüchte gegeben, dass seine Hand hätte amputiert werden müssen.
Aktivisten machen mit Klebeaktionen Schlagzeilen
Es war die erste Aktion der sogenannten Letzten Generation in Rheinland-Pfalz. Die "Letzte Generation" ist in der Vergangenheit durch mehrere Aktionen aufgefallen. So klebten sich Aktivisten zum Beispiel auf Landebahnen der Flughäfen in Berlin und am Donnerstag auch in München fest oder auf Straßen, wie beispielsweise in Ulm.
Die Aktivisten fordern nach eigenen Angaben ein Tempolimit auf Autobahnen von 100 km/h und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket. Ziel sei es, so CO2 einzusparen und damit das Klima zu schützen.