Genervte Kunden, überforderte Beschäftigte und große Probleme mit der Abrechnungssoftware: Das Elektrizitätswerk Rheinhessen (EWR) hat eine schwierige Phase hinter sich. Vorstandssprecher Stephan Wilhelm sagte dem SWR, dass seit März 100 Beschäftigte des Unternehmens ausschließlich daran gearbeitet hätten, diese Probleme zu beheben. Dies sei nun zu mehr als 99 Prozent gelungen, so Wilhelm.
EWR investiert mehrere Millionen Euro
Zwei bis drei Millionen Euro habe der Umstellungsprozess gekostet, so Wilhelm. Die Abrechnungssoftware sei mittlerweile so programmiert, dass künftig ähnliche Probleme nicht mehr entstehen könnten. Die alten Systeme waren beispielsweise nicht in der Lage, die sogenannte Strompreisbremse einzuberechnen. Deshalb waren massenhaft falsche Abrechnungen entstanden. EWR spricht von 20.000 Kunden, nach SWR-Informationen dürfte die Zahl allerdings deutlich höher liegen. Insgesamt beziehen 250.000 Haushalte Energie über EWR.
Finanzielle Unregelmäßigkeiten Ermittlungen gegen Mitarbeitende von EWR in Worms
Das Wormser Energieunternehmen EWR will wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten strafrechtliche Schritte einleiten. Möglicherweise ist EWR ein Millionenschaden entstanden.
Abmahnung durch Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
Die Verbraucherzentrale in Mainz hatte EWR nach zahlreichen Beschwerden von Kunden abgemahnt. Der Energieversorger aus Worms hatte eine Unterlassungserklärung abgegeben und versichert, bis Ende September die Probleme zu lösen. Dies soll nun geschehen sein. Auch die Kommunikationsprobleme gehörten der Vergangenheit an.
Roboter und Künstliche Intelligenz sollen bei EWR weiterhelfen
Weil die EWR-Mitarbeiter die vielen Kunden-Anfragen nicht mehr beantworten konnten, hat das Unternehmen nun einen Telefon-Roboter angeschafft, der die meisten Anfragen beantworten könne. Und er sei lernfähig. Bislang befinde dieser sich noch in einer Testphase, künftig soll er aber den Mitarbeitern viel Arbeit abnehmen.
Anwalt hat Zweifel: Hat EWR die Probleme wirklich gelöst?
Der Wormser Rechtsanwalt Mathias Machmer bezweifelt, dass EWR die Probleme wie beschrieben gelöst hat. Er allein betreut nach eigenen Angaben 30 Mandanten, die alle falsche oder verspätete Abrechnungen bekommen haben sollen. In einem Einzelfall, so schildert er, sei das Unternehmen einem Mandanten noch 80.000 Euro an Einspeisungsgebühren für dessen Photovoltaikanlage schuldig.
Er geht davon aus, dass es sehr viele Menschen gibt, die betroffen sind, aber den Konflikt mit EWR scheuen. Und er vermutet, dass sich Menschen auch anderen Kanzleien anvertraut haben.
EWR-Kundenbeirat soll besser auf Kundschaft eingehen
EWR will noch weitere Konsequenzen aus dem Rechnungs- und Kommunikationsdesaster ziehen: Ab dem kommenden Jahr soll es einen sogenannten Kundenbeirat geben. Damit soll schneller auf Kundenwünsche eingegangen werden. 15 Leute aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten sollen sich regelmäßig treffen. Mit dabei ist nach EWR-Angaben auch immer der Vorstand. Dabei geht es beispielsweise um die Fragen, ob Abrechnungen verständlich sind oder warum es Schwankungen bei Strom- oder Gaspreisen gibt.