Im Vergleich zu anderen Fastnachtshochburgen

Darum verläuft die Mainzer Straßenfastnacht oft so friedlich

Stand

Von Autor/in Alexander Dietz

Für die Straßenfastnacht ziehen jedes Jahr Hundertausende in die Fastnachts- und Karnevalshochburgen. Im Vergleich zu Köln zum Beispiel passiert in Mainz oft weniger.

Es sind Zahlen, die aus Sicht vieler Mainzerinnen und Mainzer sicherlich schockieren können: Die Kölner Polizei vermeldete nach dem Karneval 2024, dass bei ihr zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch fast 3.000 Strafanzeigen eingegangen sind. Darunter mehr als 500 Körperverletzungen und 80 Sexualdelikte.

Zum Vergleich: In Mainz waren es bei den Fastnachtsveranstaltungen in dieser Zeit nach Angaben der Polizei Mainz nicht einmal 200 Anzeigen.

Sechs Anzeigen wegen Vergewaltigung am 11.11. in Köln

Bei den Feierlichkeiten zum 11.11. im vergangenen Jahr ein ähnliches Bild: In Köln feierten damals mehrere zehntausend Menschen und erstatteten 241 Anzeigen. In sechs Fällen ermittelte die Polizei danach auch wegen Vergewaltigung.

In Mainz feierten nach Polizeiangaben rund um den Schillerplatz mehr als 9.000 Menschen. Hier die Bilanz: 11 Anzeigen. Wegen Vergewaltigung wurde in Mainz nicht ermittelt.

Zehntausende Menschen feiern den Karnevals-Auftakt auf der Zülpicher Straße in Köln.
Zehntausende Menschen feierten im vergangenen Jahr den Karnevals-Auftakt auf der Zülpicher Straße in Köln.

In Köln feiern deutlich mehr Menschen als in Mainz

Wie lassen sich diese unterschiedlichen Zahlen erklären? "Es sind einfach eine Menge mehr Menschen", gibt der Kölner Polizeisprecher Sascha Wallmeroth zu Bedenken. An Rosenmontag feiern in Köln bis zu anderthalb Millionen Menschen. Zum Vergleich: In Mainz lag die Besucherzahl bei etwa einer halben Million Besucherinnen und Besuchern.

Aber: "Weiberfastnacht ist für uns sogar noch intensiver", sagt Wallmeroth von der Polizei Köln. Auch da seien viele Plätze in der Stadt mit mehreren zehntausend Jecken gut gefüllt. In Mainz waren es im vergangenen Jahr nach Angaben der Polizei an die 8.000 Menschen.

Der Kölner Karneval hat eine hohe Anziehungskraft. Es ist dabei nicht nur ein Anziehungspunkt für Leute, die feiern wollen, sondern auch für Leute, die Schindluder treiben wollen.

Polizisten warten an Karneval an der Zugstrecke des Kölner Rosenmontagszuges.
Polizistinnen und Polizisten in Bereitschaft an der Zugstrecke des Kölner Rosenmontagszuges.

Mit dem Alkoholpegel steige dann auch nochmal das Aggressionspotential, so Wallmeroth. Die Folge: Allein am 11.11. hatte die Polizei Köln 1.400 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Bei der Polizei in Mainz waren es an Rosenmontag, dem Höhepunkt der Straßenfastnacht, etwa 1.000 Einsatzkräfte.

Man könnte sicher sagen, dass das hier eine Insel der Glückseeligkeit ist.

Der Sprecher der Mainzer Polizei, Rinaldo Roberto, beobachtet, dass es auf Veranstaltungen in Mainz trotz hoher Besucherzahlen in der Regel extrem friedlich bleibe. "Es hängt sicher auch mit dem besonderen Klima in der Stadt zusammen, mit dem Lebensgefühl und dem Miteinander in Mainz. Das ist nicht vergleichbar mit anderen Städten."

Mainzer Fastnacht familiär

Roberto berichtet zwar, dass die Polizei Mainz im letzten Jahr an Rosenmontag ein paar mehr Taschendiebstähle verzeichnete, offenbar weil eine Tätergruppe es auf die Handys der Besucherinnen und Besucher abgesehen hatte. Zu Körperverletzungen beispielsweise komme es bei allen Veranstaltungen in Mainz aber nur selten.

Die Mainzer Fastnacht sei zudem nicht mit Karneval zum Beispiel in Köln vergleichbar, ist Roberto überzeugt. "Die Mainzer Fastnacht ist familiär und politisch geprägt", sagt der gebürtige Mainzer. "Ich glaube, dass der Kölner Karneval dagegen ein bisschen den Stempel "Party-Karneval" hat. Das hat natürlich auch eine gewisse Strahlkraft auf Menschen."

Düsseldorfer Karneval verläuft oft auch friedlich

Das bestätigt auch Kim Freigang. Er ist Pressesprecher bei der Polizei in Düsseldorf, der dritten Fastnachts- bzw. Karnevalshochburg in Deutschland. Trotz rund 600.000 Besucherinnen und Besuchern hatte die Polizei auch hier nach dem Rosenmontag 2024 lediglich mitgeteilt: "Bislang wurden keine herausragenden polizeilichen Sachverhalte gemeldet."

"In Köln wird anders gefeiert", berichtet Freigang. Aus seiner Sicht wird in Köln exzessiver gefeiert im Vergleich zu Düsseldorf. "Mehr auf der Straße, während in Düsseldorf vor allem in den Brauhäusern gefeiert wird." Dort verlaufen die Feierlichkeiten laut Freigang aus polizeilicher Sicht oft friedlich.

Zusätzlich habe der Karneval in Köln eben eine andere Anziehungskraft, die auch über Deutschland hinaus geht. Schließlich stehe an Karneval die gesamte Stadt Kopf. "Die Kölner identifizieren sich komplett damit. Die Düsseldorfer aber auch. Nur eben auf eine andere Art und Weise", lacht Freigang.

Mainz

Sicherheit an Fastnacht 2025 Rosenmontag in Mainz - erstmals kein Verkauf von Glasflaschen erlaubt

Von Weiberfastnacht bis Rosenmontag werden wieder große Teile der Mainzer Innenstadt abgesperrt. Außerdem darf zum ersten Mal rund um den Rosenmontagszug kein Glas verkauft werden.

Mainz

Polizei zieht positive Bilanz Fastnachtsauftakt in Mainz verläuft weitgehend friedlich

Das Schmuddelwetter konnte die Narren in Mainz nicht stoppen: Tausende feierten den Auftakt in die fünfte Jahreszeit - und das laut Polizei ohne besondere Vorkommnisse.

Mainz

Tolle Stimmung und wenig Straftaten Rosenmontag war friedlich: Danke Mainz!

Wenn etwa 550.000 Menschen zusammen feiern und die Polizei danach schreibt, sie sei sehr zufrieden, dann kann man eigentlich nur allen Beteiligten danken.

Stand
Autor/in
Alexander Dietz
Alexander Dietz ist Reporter im SWR Studio Mainz.