Bauarbeiter arbeiten an einer Stützmauer, auf der ein Plateau für das Besucherzentrum errichtet werden soll. Langsam nimmt der Ort Gestalt an, an dem sich Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt künftig über das Leben und Sterben jüdischer Mitbürger in Mainz informieren können. Das ganze Projekt wird laut Stadt rund fünf Millionen Euro kosten und Anfang 2026 fertig sein.
Besucherzentrum soll Bedeutung des Jüdischen Friedhofs in Mainz erklären
Mit dem Bau der Außenanlage wurde bereits im Sommer begonnen. Es handelt sich um eine Art Pavillon mit vielen Fenstern und einem Vorplatz. Innen im Besucherzentrum sollen die Geschichte des Alten Jüdischen Friedhofs und seine Bedeutung erklärt werden. An zehn Stationen können sich die Gäste informieren. Auch multimediale Elemente werde es geben, so der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). So wolle man auch die junge Generation mitnehmen.
Außerdem soll in der Dauerausstellung die Verbindung zu den beiden anderen SchUM-Städten Worms und Speyer erklärt werden und warum noch heute zahlreiche religiöse Bräuche ihren Ursprung in den drei Städten haben. SchUM leitet sich ab aus den alten hebräischen Namen für Speyer, Worms und Mainz.
Eingang zum Friedhof bekommt Sitzbänke und Infotafel
Wo heute an der Mombacher Straße Maschendrahtzaun zu sehen ist, sollen künftig Eiben als Hecken dienen und Zäune stehen. Sie sollen die Grenze des Friedhofs markieren. Auch der Zugang zum Alten Jüdischen Friedhof soll neu gestaltet werden. Geplant ist ein Eingangsbereich mit Vordach, einer Sitzbank und Infotafel.
Da sich der Friedhof an einem Hang befindet, wird er laut Stadt nie ganz barrierefrei sein können. Der Weg durch den Friedhof soll aber besser zugänglich gemacht werden als bisher. Diesen Weg dürfen Besucherinnen und Besuchern nicht verlassen, um die Totenruhe nicht zu stören.
Vor dem Bau mussten erst jüdische Grabsteine gesichert werden
Bevor mit dem Bau begonnen werden konnte, starteten im vergangenen Jahr Restaurierungsarbeiten auf dem Gräberfeld. Nach Angaben der Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) werden bis Ende dieses Jahres 75 Grabsteine aus dem Mittelalter gesichtet und standfest gemacht.
Die beschädigten Denkmäler sind aus Sandstein. Mit den Jahren sind viele von ihnen umgefallen, Bruchstücke abgefallen oder der Grabstein bekam Risse. Bei den Arbeiten ist Fingerspitzengefühl nötig. Denn der Steinrestaurator muss nicht nur den Denkmalschutz beachten, sondern auch jüdische Gesetze. Diese Arbeiten werden auch in den nächsten Jahren weitergehen - ebenso die Digitalisierung der Grab-Inschriften.
Alter Jüdischer Friedhof in Mainz ist UNESCO-Weltkulturerbe
Zusammen mit anderen jüdischen Denkmälern in Worms und Speyer gehört der Alte Jüdische Friedhof in Mainz zum UNESCO Weltkulturerbe der sogenannten SchUM-Stätten. Diese Auszeichnung wurde im Jahr 2021 verliehen. Der Friedhof namens Judensand ist etwa 1.000 Jahre alt und hat fast 1.700 historische Grabsteine.
In seiner Funktion als Friedhof wurde er 1880 geschlossen. Er gilt neben dem "Heiligen Sand" in Worms als ältester jüdischer Friedhof Europas. Er ist Eigentum der jüdischen Kultusgemeinde Mainz-Rheinhessen und wird von der Stadt Mainz treuhänderisch verwaltet.
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