Langer Applaus für Christoph Siebert nach seiner Probe mit dem Bachchor Mainz. Die Chormitglieder strahlen und wirken sehr zufrieden. Soeben haben sie erfahren, dass der 59-Jährige ab dem kommenden Jahr die musikalische Leitung des Ensembles übernehmen wird.
Bachchor hat Wunschkandidat gefunden
Christoph Siebert war der Wunschkandidat gewesen. Trotz vieler hochkarätiger Bewerbungen wurde er einstimmig gewählt. "Wenn man während der Proben nicht merkt wie die Zeit vergeht, dann ist das ein sehr gutes Zeichen", schwärmt Chormitglied Thomas Wagner über den neuen Dirigenten.
Bachchor stand Anfang des Jahres vor dem Aus
Die Stimmung ist gelöst. Noch zu Beginn des Jahres war das anders. Hinter dem Ensemble liegen schwierige Zeiten. Im vergangenen Jahr hatte die Synode, das Kirchenparlament der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), auf ihrer Frühjahrstagung beschlossen, die Zuwendungen für den Bachchor um 50 Prozent zu kürzen. Damit standen jährlich plötzlich 60.000 Euro weniger zur Verfügung. Ungefähr zur gleichen Zeit verstarb der wichtigste Mäzen des Chores, der Unternehmer und Fruchtsafthersteller Peter Eckes aus Nieder-Olm.
Finanzierung fehlt Mainzer Bach-Chor vor dem Aus
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau fährt einen harten Sparkurs, weil sie immer weniger Mitglieder hat. Massiv von ersten Kürzungen betroffen ist der Mainzer Bachchor.
Lange Zeit war ungewiss, ob die EKHN auch weiterhin Träger des renommierten Bachchores bleiben würde. Nach dem Ausscheiden des musikalischen Leiters Ralf Otto nach 38 Jahren wurde dessen Stelle zunächst nicht mehr neu ausgeschrieben. Die Chormanagerin erhielt ihre Kündigung.
Mitglieder retten den Mainzer Bachchor
Dass es nun weiter geht, ist vor allem dem Engagement der Chormitglieder selbst zu verdanken. Ein harter Kern von etwa 50 der Laiensängerinnen und -Sängern wollte die Situation nicht einfach so hinnehmen. Sie kommen aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet und singen zum Teil seit mehreren Jahrzehnten im Ensemble. Und sie waren bereit, sich stärker als bisher zu engagieren und ehrenamtlich Posten im Förderverein oder im Verwaltungsrat des Chores zu übernehmen.
Ihr Engagement zahlte sich aus: Gemeinsam mit der EKHN konnten sie eine neue Satzung entwickeln und schließlich die Stelle des Chorleiters gemeinsam neu ausschreiben. Thomas Wagner, der seit etwa 20 Jahren im Chor singt, ist neuerdings Vorsitzender des Fördervereins: "Wir haben viele neue Ideen, was die Gewinnung von Sponsoren und von neuen Kooperationspartnern betrifft."
Weniger Konzerte sollen Geld einsparen
Dem neuen musikalischen Leiter, Christoph Siebert, stehen allerdings deutlich weniger finanzielle Mittel zur Verfügung als seinem Vorgänger Ralf Otto. Das spiegelt sich im Programm wider: Statt wie bisher vier große Konzerte mit Orchester wird es künftig nur noch zwei geben.
Vor Ostern ist eine Aufführung der Johannes-Passion geplant, am dritten Advent wird es ein Konzert unter anderem mit Bachkantaten geben. Ansonsten wird der Chor zwei Konzerte mit A cappella Musik gestalten, also unbegleitet auftreten. Das tue dem Ensemble gut, sagt Siebert, denn das sei für einen Chor eine gute Übung, ähnlich wie Fingerübungen für Pianisten.
Neuer Leiter freut sich auf Herausforderung
Er ist begeistert, den Bachchor übernehmen zu können und das trotz eines Honorars, das ihm viel Wohlwollen abverlangt habe, wie Siebert sagt. Schon als er noch Kirchenmusik in Frankfurt studiert habe, sei er regelmäßig zu Konzerten des Mainzer Bachchores gefahren.
Das Ensemble sei schon damals eines der führenden im Rhein-Main-Gebiet gewesen, was die Aufführung der Musik Bachs betrifft, so Siebert, der selbst ein Experte für historische Aufführungspraxis ist.
"Ich habe ein gutes Gefühl"
Er freut sich auf die künftige Arbeit mit dem Chor, sagt er nach der etwa zweistündigen Probe mit dem Ensemble: "Ich glaube, das wird eine fruchtbare Zusammenarbeit, ich habe ein gutes Gefühl."