Der Mainzer Bachchor steht wegen fehlender Finanzierung vor dem Aus.

Finanzierung fehlt

Mainzer Bach-Chor vor dem Aus

Stand
Autor/in
Claudia Bathe

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau fährt einen harten Sparkurs, weil sie immer weniger Mitglieder hat. Massiv von ersten Kürzungen betroffen ist der Mainzer Bachchor.

Der Mainzer Bachchor blickt in eine ungewisse Zukunft: Im vergangenen Jahr gab es gleich zwei Ereignisse, die für das Ensemble das finanzielle Ende bedeuteten. Zunächst einmal hatte die Synode, das Kirchenparlament der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, auf ihrer Frühjahrstagung beschlossen, die Zuwendungen für den Bachchor ab diesem Jahr um 50 Prozent zu kürzen. Und das trotz vieler Fürsprecher und obwohl Kirchenpräsident Volker Jung auf der Synode persönlich intervenierte.

"Das war ein Tritt in die Magengrube", sagt Bernd Sucké, der seit 35 Jahren im Bachchor mitsingt und sich ehrenamtlich als Vorsitzender im Verwaltungsrat engagiert. Er sei enttäuscht darüber, welchen geringen Stellenwert die künstlerische Arbeit des Bachchores für viele Kirchenvertreter habe, obwohl der durch seine Konzerte und CD-Einspielungen seit Jahren bundesweit auf sich aufmerksam mache.

Mainzer Bachchor verliert 60.000 Euro

Durch die Entscheidung der Synode fallen für den Bachchor jährlich 60.000 Euro weg. "Die Synode ist ein demokratisch arbeitendes Parlament, das eine Mehrheitsentscheidung getroffen hat", erläutert Birgit Pfeifer, Präses des Kirchenparlamentes, das Abstimmungsergebnis.

Dafür sei in anderen Bereichen weniger gekürzt worden, etwa in der Kinder- und Jugendarbeit oder in der Seelsorge. Der Mainzer Bachchor sei über die Grenzen von Deutschland hinaus bekannt und habe deswegen andere Möglichkeiten, sich zu finanzieren, wurde auf der Synode argumentiert.

Ohne Geld und künstlerischen Leiter

Nur kurze Zeit nach der Entscheidung der Synode kam der zweite Schlag für den Bachchor: Sein wichtigster Förderer, der Unternehmer Peter E. Eckes aus Nieder-Olm, starb. Neue Sponsoren und Geldgeber waren auf die Schnelle nicht zu finden. Das hatte spürbare Konsequenzen: Bereits geplante Konzerte für das laufende und das kommende Jahr mussten abgesagt werden.

Hinzu kam, dass nach dem gesundheitsbedingten Ausscheiden des langjährigen musikalischen Leiters, Ralf Otto, nach 38 Jahren, die Stelle nicht neu ausgeschrieben wurde. Chormanagerin Melanie Leising erhielt zudem zum Jahresende die Kündigung. 

Auf der Suche nach neuen Sponsoren

Für die Chormitglieder ist diese Situation schwer zu ertragen. Sie kommen aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet und singen zum Teil seit mehreren Jahrzehnten im Ensemble. Mit einem Benefizkonzert wollen sie auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Möglich wird das, weil der Gastdirigent, die Solisten und auch das Orchester auf ihr Honorar verzichten oder für eine geringe Aufwandsentschädigung auftreten.

Auf diesem Weg hofft der Bachchor neue Sponsoren und Förderer zu finden. Das müsse bald geschehen, sagt Bernd Sucké: "Wir müssen uns beeilen, weil wir die Sänger, die auf diesem Niveau singen, nicht lange hinhalten können."

Bachchor mit Benefizkonzert in der Christuskirche

Denn sonst könnte eine bundesweit angesehene Kulturinstitution in der Stadt Mainz bald vor dem Aus stehen. Und das würden viele Menschen sehr bedauern, sagt Chormitglied Bernd Sucké. "Viele Menschen, die keinen Bezug mehr zur Kirche haben, finden Anstöße für ihren Glauben in unseren Konzerten, indem sie sich durch die Musik berühren lassen."

Das Benefizkonzert des Bachchores Mainz findet am 20. Januar um 17 Uhr in der Christuskirche statt. Der Eintritt ist frei. Um Spenden für die Erhaltung des Chores wird gebeten.

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