Wenn das Schiff ablegt und Mark Mauch das Steuerbord in den Händen hält, beginnt er übers ganze Gesicht zu strahlen. Das Schiff zu steuern, das macht ihm am meisten Spaß.
"Ich schau auf die digitale Karte, da sehe ich, wie das Schiff sich bewegt, wo es hinfährt, die Entfernung zu den anderen Schiffen, und dann fahre ich mit dem Autopiloten die Strecke entlang", erzählt er.
Fäkalientank leeren und Spinnweben beseitigen
Aber das Schiff zu steuern ist für den angehenden Kapitän nicht alles, was er zu tun hat. Auch das regelmäßige Kontrollieren der Maschinen oder das Saubermachen gehören zu seinen Aufgaben auf dem Schiff.
Dabei muss er auch den Fäkalientank leeren. Der Geruch sei schon unangenehm, sagt er, aber es gebe schlimmere Arbeiten. Am wenigsten mag er es tatsächlich, wenn er Spinnweben wegmachen muss.
Kindheitstraum: Kapitän
Obwohl Mark seine Ausbildung bei der Binger Schifffahrtsgesellschaft Bingen-Rüdesheimer erst im Mai begonnen hat, darf er schon viel machen.
Das hätte ich nicht gedacht, dass ich in der Ausbildung schon so viel fahren darf.
Deswegen freut er sich sehr darüber: "Ich war schon immer gerne am Wasser und dabei habe ich immer viele Schiffe gesehen und dachte mir, och, das ist doch ganz cool."
Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän noch recht neu
Die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän gibt es erst seit zwei Jahren, erzählt Oliver Pohl, der Geschäftsführer der Reederei Bingen-Rüdesheimer. Dabei lernen die Auszubildenden, auf größeren Flüssen, Kanälen und auch auf Binnenseen zu fahren.
Obwohl die Schifffahrt so beliebt ist, hat es auch diese Branche schwer, Fachkräfte zu finden. Deswegen bildet die Bingen-Rüdesheimer aus und übernimmt die Auszubildenden zu einhundert Prozent.
Angehende Kapitäne müssen Niederländisch lernen
Allerdings sei es nicht leicht, geeignete Azubis zu finden, sagt Pohl: "Es kommen viele, die träumen von der Rheinromantik oder es gibt auch welche, die sagen, sie möchten in die große Seeschifffahrt einsteigen. Denen müssen wir erstmal sagen, dass das hier keine Seeschifffahrt ist, sondern eine Binnenschifffahrt. Das ist ein riesengroßer Unterschied."
Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung, gelernt wird auf dem Schiff und in der Berufsschule. Dabei pauken die angehenden Kapitäne auch etwas Niederländisch, schließlich kann es mit dem Schiff bis nach Rotterdam gehen. Bis Mark so weit alleine fahren darf, dauert es noch etwas. Mit seiner Ausbildung ist er erst Ende 2027 fertig. Wenn er dann alle Prüfungen geschafft hat, hat er als Binnenschifffahrtskapitän bei der Bingen-Rüdesheimer einen sicheren Job.