Voll beladen mit fünf dicken Postkisten macht sich Eliva Gierhan mit ihrem elektrischen Post-Bike auf den Weg. Bis sie die Post sortiert und ihr Fahrrad gepackt hat, ist es 8:30 Uhr. Ein fester Tritt in die Pedale und das knallgelbe Fahrrad rollt los Richtung Mainz-Oberstadt.
Wenn die 65-Jährige Briefe oder auch kleinere Pakete zustellt, sitzt jeder Handgriff. Elvira Gierhan ist sorgfältig, präzise und vor allem eins: sehr schnell.
Als Zustellerin kennt sie sich in Mainz aus
Wo andere schon längst das Handy zücken müssen, um mit Hilfe eines Navis ihr Ziel zu erreichen, fährt Elvira Gierhan energisch durch die Straßen.
In Mainz kennt sie jedes kleine Sträßchen und jeden noch so geheimen Schleichweg. Immerhin macht sie den Job schon seit fast 20 Jahren.
In so gut wie jedem Mainzer Stadtteil hat die 65-Jährige schon mal Post ausgetragen. Seit einiger Zeit ist die Oberstadt ihr Bezirk. Dort kennt sie aber nicht nur jede Hausnummer sondern auch sehr viele Menschen.
Wenn Elvira da ist, wird gelacht
Viele Menschen begegnen ihr meist freundlich. "Wenn mir jemand positiv entgegenkommt, strahle ich auch zurück. Mir ist dann auch egal, ob das ein guter oder schlechter Mensch ist", sagt Elvira Gierhan.
Über die Jahre hat sie viele schöne Momente gesammelt, an die sie sich gerne erinnert. "Einmal kam ein kleines Mädchen auf mich zu, um mir etwas zu schenken", erzählt sie.
Post austragen: alles andere als langweilig
Die Arbeit als Zustellerin habe sich in den letzten Jahren verändert, sagt die 65-Jährige während sie wie im Schlaf die Briefkästen eines großen Mehrfamilienhauses füllt. Außerdem muss sie auch noch ein Päckchen abgeben. Dafür geht sie ins Haus und schlägt wie selbstverständlich den Weg zum Fahrstuhl ein.
"Die Digitalisierung schreitet massiv voran. Viele schreiben Mails und das bedeutet, dass wir weniger Briefe austragen - dafür aber mehr Pakete", erzählt sei. Eines dieser Pakete übergibt sie jetzt einem jungen Mann im zweiten Stock. Diesen Wandel sieht Elvira Gierhan durchaus positiv.
Päckchen gehen schneller als Briefe
Denn das Zustellen von Päckchen gehe viel schneller, so die 65-Jährige. Früher hätte sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen die vierfache Menge an Post austragen müssen, weil viel mehr Briefe dabei gewesen seien, erzählt sie. Diese ganze Post im Vorfeld nach Straßen und Hausnummern zu sortieren, das habe Zeit gekostet.
Dass die Leute inzwischen also mehr Online bestellen und Pakete bekommen, sichere Arbeitsplätze, sagt sie. Ihren eigenen Job müsste die 65-Jährige eigentlich bald aufgeben, weil sie in Rente geht - aber auch nur eigentlich.
Postbotin auch nach der Rente
Denn komplett auf ihre Arbeit zu verzichten, das möchte Elvira Gierhan nicht. Zu sehr liebt sie was sie macht. Dazu zählt auch, an der frischen Luft zu sein, körperlich und geistig gefordert zu werden. Daher wird sie weitermachen. Mit einer Teilzeitstelle will sie alle zwei Wochen als Zustellerin arbeiten. Und mit im Gepäck wird dann auch weiterhin eine große Portion gute Laune sein.
Für heute ist der Arbeitstag aber erstmal geschafft. Es ist inzwischen Nachmittag. Etwas müde aber immer noch bei bester Laune radelt die 65-Jährige zurück zum Postlager am Mainzer Hauptbahnhof. Hier stellt sie das gelbe E-Lastenrad ab und dann nichts wie ab in den Feierabend.