Leanne Manuel ist 17 Jahre alt. Sie sitzt mit einer alten Dame in der Cafeteria der Seniorenresidenz Carolinenhöhe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Ingelheim an einem Tisch.
Leanne hat den Arm um die Frau im Rollstuhl gelegt und reicht ihr einen Kaffee-Becher. "Möchten sie noch etwas Kaffee", fragt Leanne die Seniorin, "es ist noch etwas da", sagt sie. Leanne spricht liebevoll mit ihr, denn sie will die Frau zum Trinken motivieren.
FSJ hilft bei der Berufswahl
Leanne ist seit vergangenem September im Freiwilligen Sozialen Jahr. Sie war nach ihrem Hauptschulabschluss ein Jahr in der Berufsschule. Das half ihr aber nicht bei der Berufswahl. Deshalb fing sie das Freiwillige Soziale Jahr in der DRK-Seniorenresidenz Carolinenhöhe in Ingelheim an.
Das war ein Volltreffer. Die junge Frau merkte, wie sehr ihr die Arbeit in der Pflege Spaß macht. Sie liebt es, sich um die Seniorinnen und Senioren zu kümmern.
Leanne hat ihren Beruf gefunden. Sie fängt am 1. August mit der Lehre zur Pflegekraft in der Seniorenresidenz an. "Dann kann ich die Menschen endlich auch richtig waschen und füttern", freut sich die junge Frau. FSJler dürfen nämlich nur begleitende Arbeiten machen. Die richtigen Handgriffe fürs Füttern und Waschen lernt sie dann in der Ausbildung.
FSJler sind Entlastung in der Pflege
Matthias Jansen freut sich, dass Leanne eine Ausbildung anfängt. Der 33-Jährige ist der Leiter der Sozialen Betreuung in der DRK-Seniorenresidenz. 12 Auszubildende hat das Haus gerade und dazu Leanne als FSJlerin. "Fast alle FSJler bleiben bei uns", sagt er. "Wir können über das Freiwillige Soziale Jahr Auszubildende gewinnen und das ist großartig in Zeiten des Mangels an Pflegekräften", erzählt Jansen.
Aber auch als FSJler würden sie dem Haus sehr helfen. Sie würden nicht nur die 100 Pflegekräfte entlasten und helfen, Betten zu machen oder Essen zu reichen. Sie würden den 99 Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern auch etwas sehr Wertvolles geben: "Die Pflegerinnen haben einfach nicht genug Zeit für die Menschen", sagt Jansen, "aber die FSJler haben Zeit."
Die FSJler stünden nicht im Dienstplan und hätten deshalb keinen Druck. Sie könnten sich zu den Menschen setzen, mit ihnen spielen und sich unterhalten - eben Zeit schenken, so Jansen.
Bundesregierung will Zuschüsse für FSJ kürzen
Deshalb sind auch alle in der Ingelheimer Seniorenresidenz über die Pläne der Bundesregierung alarmiert. 60 Jahre gibt es jetzt schon das Freiwillige Soziale Jahr.
Ausgerechnet im Jubiläumsjahr will die Bundesregierung ihre Zuschüsse für das FSJ um 7,5 Prozent kürzen. Das sogenannte Taschengeld der FSJler von 450 Euro wird zu einem Teil von der Einrichtung bezahlt, in der sie arbeiten, zum anderen Teil vom Bund. Diesen Zuschuss will die Bundesregierung jetzt kürzen. So will sie die Schuldenbremse einhalten.
Sozialverbände kämpfen für das FSJ
Für den DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz ist das ein fatales Signal. Zusammen mit den anderen Sozialverbänden kämpft er darum, dass der Bund seine Streichpläne nicht umsetzt. Denn das wäre das Ende des Freiwilligen Sozialen Dienstes, meinen die Verbände.
Deshalb organisieren sie immer wieder Protestaktionen, zum Beispiel wie die am Dienstag (4.6.2024) auf dem Gutenbergplatz in Mainz. Vor dem Mainzer Staatstheater diskutierten junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr mit Landtagsabgeordneten. Sie alle wollten zeigen, wie wichtig das FSJ ist.
"Wir alle brauchen junge Menschen im FSJ"
Im Moment machen in Deutschland 100.000 junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr in unterschiedlichen sozialen Bereichen. In Rheinland-Pfalz gibt es im Moment 3.600 FSJler.
Sie alle würden gebraucht, sagt Susanne Hinze. Sie ist Pflegekraft in der DRK-Seniorenresidenz Carolinenhöhe.
Sie hofft, dass die Politiker ein Einsehen haben und alles so lassen wie es ist. "Denn die Pflege braucht die FSJler", sagt Pflegerin Susanne Hinze.