Drei Feuerwehrleute sind an diesem Vormittag im Dienst. Jeder sitzt an einem Pult vor großen Bildschirmen. Sie nehmen eingehende Notrufe an. Wenn es klingelt und einer von ihnen spricht, leuchtet an seinem Pult ein rotes Licht.
Notrufe wegen heller Blitze am Mainzer Hauptbahnhof
Minutenlang passiert gar nichts, kein Notruf. In dem Raum in der Feuerwache 1 in Mainz-Bretzenheim wird leise miteinander gesprochen, alle sind konzentriert. Dann ein Anruf: Blitzschlag oder Funkenflug in der Nähe des Mainzer Hauptbahnhofs.
Wieder klingelt es, ein zweiter Feuerwehrmann nimmt den Anruf entgegen. Er trägt, wie alle, ein Headset, damit bleiben die Hände frei. Als erstes fragt auch er standardmäßig, von welchem Ort der Anruf erfolgt. In diesem Fall: Dasselbe Ereignis wie eben, wieder der Hauptbahnhof. Diesmal spricht der Anrufer von Rauchentwicklung, es könnte also brennen.
Es gehen noch weitere Anrufe ein: Mainzerinnen und Mainzer, die ebenfalls den Rauch in der Nähe des Bahnhofs sehen und deshalb die 112 wählen. In der Leitstelle klingelt es jetzt ständig, trotzdem bleibt alles ruhig. Hektik bringe nur Unruhe rein, dann werde man unkonzentriert und mache Fehler, sagt Michael Ehresmann, Sprecher der Mainzer Berufsfeuerwehr. "Das können wir uns nicht leisten."
Arbeit als Feuerwehrmann in Mainz "Man lernt, mit der psychischen Belastung umzugehen"
In Berlin tagte am Donnerstag der Deutsche Feuerwehrverband. Thema unter anderem: Gewalt gegen Einsatzkräfte. Michael Ehresmann ist Feuerwehrmann in Mainz und berichtet, wie er seine Arbeit sieht.
Drei Minuten nach dem Notruf beginnt der aktive Einsatz
Noch während weitere Notrufe eingehen, ist die Feuerwehr schon unterwegs, mit drei Fahrzeugen. Das alles wird auf einem riesigen Bildschirm an der Wand dokumentiert, verschiedene Farben, unterschiedliche Zahlen, je nach Stand und Status des Einsatzes.
Leitstelle in Mainz steuert 168 Feuerwehren in Rheinhessen
Egal wo es zwischen Bingen und Alzey brennt, ob Hagel in Worms große Schäden verursacht oder Starkregen in Oppenheim Straßen überflutet, die Leitstelle in Mainz steuert jeden Einsatz. Sie sorgt dafür, dass eine Freiwillige Feuerwehr aus der betroffenen Gemeinde zu einem Einsatz fährt. Außerdem, falls noch mehr passiert, dass während dieses Einsatzes die Freiwillige Feuerwehr aus dem Nachbarort deren Wache mit übernimmt.
Bei Unwettern auch mal Hunderte Notrufe in kürzester Zeit
Bis zu sieben Feuerwehrmänner können in der Leitstelle während einer Schicht am Telefon sitzen. In der Regel sind es drei. Es gibt aber immer wieder Situationen, da werden mehr gebraucht. Bei den Unwettern mit Starkregen im Sommer in Bodenheim oder auch Mainz gingen innerhalb kürzester Zeit Hunderte Notrufe ein.
Dann müssen Leute aus der Freizeit geholt werden, sagt Michael Ehresmann. Meist sei das aber gar nicht nötig, die kämen von ganz allein, freiwillig und ohne Zwang. Die meisten würden einfach spüren, wenn die Kollegen ihre Hilfe brauchen.
Anrufer können auf vier bis acht Meter genau geortet werden
Neben größeren Lagen wie Bränden, Unfällen oder Unwettern bekommt die Feuerwehr-Leitstelle auch immer wieder Notrufe von Menschen, die plötzlich gesundheitliche Probleme haben, etwa einen Herzinfarkt.
Dann kann es vorkommen, dass die Anrufer sich nicht mehr verständlich machen können. In diesem Fall, so Ehresmann, können die Anrufer geortet werden: über ein europaweites System, innerhalb kürzester Zeit und auf vier bis acht Meter genau. So könnten hilfebedürftige Menschen aufgespürt werden, wenn sie beispielsweise ohnmächtig geworden sind.
Jede Menge "Hosentaschen-Anrufe"
Allerdings ist bei Weitem nicht jeder Anruf, der in der Leitstelle eingeht, auch tatsächlich ein Notfall. 30 bis 40 Prozent, sagt Ehresmann, sind sogenannte Hosentaschen-Anrufe. Also Anrufe, bei denen die Menschen, ohne es zu merken, auf ihrem Mobiltelefon die 112 wählen.
Fast die Hälfte ist kein Notfall Viele falsche Anrufe auf der Notrufnummer 112 in Mainz
Kein Strom, die Heizung ist kaputt, der Nachbar nervt. Nicht wenige rufen in solchen Fällen die 112 an, obwohl diese Nummer nur in absoluten Notfällen gewählt werden soll.
Einmal, erzählt ein Feuerwehrmann, habe er sich schon richtig Sorgen gemacht, als er einen Notruf entgegengenommen hatte, aber am anderen Ende nichts zu hören war. Er habe dann ganz laut gerufen, bis sich eine Frau gemeldet habe. Die entschuldigte sich zerknirscht mit den Worten: "Entschuldigen Sie, ich habe mit dem Popo angerufen."
Einsatz am Mainzer Hauptbahnhof nach 15 Minuten beendet
Die Notrufe wegen des Mainzer Hauptbahnhofs an diesem Morgen hatten allerdings einen ernsten Hintergrund. Vermutlich war ein Ast mit einem Stromkabel in Kontakt gekommen, ein Funke war übergesprungen und hatte den Rauch verursacht.
Der Einsatz war nach 15 Minuten beendet. Vor Ort gab es für die Feuerwehr nichts mehr zu tun, sie rückte ab. Und auch auf dem großen Bildschirm in der Leitstelle in Mainz-Bretzenheim war der Eintrag schließlich verschwunden. Doch leer war der deswegen nicht - die nächsten Notrufe waren schon längst eingegangen.