Die angeblichen Fluchtpläne des verurteilten Doppelmörders hatten im Juli zu einem SEK-Einsatz im Landgericht Frankenthal geführt. Bei dem Zeugen handelt es sich um einen Häftling aus der JVA Frankenthal. Er sagt, er habe mit dem Angeklagten mehrfach über Flucht gesprochen. Der Verurteilte habe ihm erzählt, er habe über einen Anwalt 150.000 Euro an vier Fluchthelfer und weitere 3.800 Euro für gefälschte Ausweise gezahlt.
Angeblich Flucht in die Türkei geplant
Die Flucht sollte auf dem Weg zwischen der JVA und dem Landgericht Frankenthal stattfinden. Der aus dem Kosovo stammende Zeuge sollte seinen Fluchtweg über Österreich und Serbien in die Türkei gegen Geld organisieren. Der Zeuge lehnte allerdings ab und packte gegenüber der Gefängnisleitung aus. "Ich wollte das Leben von Beamten retten", begründete er seinen Hinweis.
SEK-Einsatz im Gerichtssaal
Eigentlich war die 2. Große Strafkammer am Frankenthaler Landgericht schon am 21. Juli auf der Zielgeraden bei ihrem Revisionsprozess. Es fehlten noch die Plädoyers von Oberstaatsanwältin, den Nebenklage-Anwälten und der Verteidigerin, danach hätte das Urteil gesprochen werden können.
Hubschrauber kreiste über der Stadt Wollte Doppelmörder fliehen? Polizei und SEK am Landgericht in Frankenthal
Nach dem großen Polizeieinsatz beim Doppelmord-Prozess am Landgericht Frankenthal kommen nun weitere Details ans Licht: Offenbar plante der Verurteilte die Flucht aus dem Gerichtssaal.
Doch spielten plötzlich nicht etwa mehr die Juristen im Gerichtssaal die Hauptrolle, sondern vermummte Polizisten eines Spezialeinsatzkommandos. Gleich mehrere von ihnen stürmten in den Saal und umringten den 56-jährigen Doppelmörder, so die Schilderung von Thomas Franz, einem der Nebenklage-Anwälte. Auch ein Hubschrauber sei über dem Gericht gekreist: "So etwas habe ich in den letzten 30 Jahren noch nie erlebt".
Hatte der Verurteilte den Plan zu fliehen?
Am Tag darauf bestätigt eine Gerichtssprecherin, dass der Verurteilte möglicherweise seine Flucht geplant hat. Daher sei es zu dem massiven Polizeieinsatz gekommen. Wie er hätte fliehen wollen - unklar. Der 56-Jährige war wie gewohnt von der Justizvollzugsanstalt Diez nach Frankenthal gebracht worden.
Darum geht es in dem Prozess
Der verurteilte Doppelmörder sitzt seit 2018 eine lebenslange Gefängnisstrafe ab. Zusammen mit einer Komplizin und einem Komplizen hat er 2016 und 2017 einen Spielautomaten-Aufsteller aus Brühl in Baden-Württemberg und den Ludwigshafener Bauunternehmer Ismail Torun zunächst entführt, danach erpresst und schließlich erdrosselt. Die gegen den 56-Jährigen verhängte Sicherungsverwahrung hob der Bundesgerichtshof in Karlsruhe auf, sodass das Landgericht Frankenthal den Fall erneut verhandeln muss.
Psychiatrischer Gutachter schätzt Täter als gefährlich ein
Die Revisionsverhandlung begann im Februar. Der Verurteilte präsentierte dabei etliche Verschwörungstheorien mit dem Tenor, er sei unschuldig und zur Tat gezwungen worden.
Zur Frage, wo die verschwundenen 600.000 Euro von insgesamt einer knappen Million Euro Erpressungsgeld geblieben sind, schweigt er. Zwei seiner Verteidiger haben ihr Mandat inzwischen niedergelegt.