Trotz Insolvenz geht der Betrieb der Sozialstation in Lambsheim uneingeschränkt weiter. Dafür hat der Insolvenzverwalter gesorgt. Die Patienten, die bislang in ihren Wohnungen von den Pflegekräften ambulant versorgt werden, müssten keine Angst haben, sagen die Verantwortlichen. Das Problem in Lambsheim war: Die Sozialstation wurde von einem ehrenamtlichen Verein geführt. So wie bei mehr als einem Drittel der Sozialstationen im Bereich der Diözese Speyer.
Sozialstationen wurden als Vereine gegründet
Die Stationen waren in den 1970er-Jahren von Menschen aus dem Umfeld christlicher Krankenpflegevereine gegründet worden. Sie sind mobil unterwegs und betreuen Pflegebedürftige in ihrem Zuhause. Doch mit ehrenamtlichen Strukturen funktioniert das heute kaum noch, meinen Caritas und Diakonie in der Pfalz.
Die Anforderungen wachsen stetig, sagte Landespfarrer Albrecht Bähr von der Diakonie Pfalz dem SWR. "Die Sozialstationen brauchen mittlerweile einen Qualitäts-Manager, einen Medikamenten-Manager, einen Datenschutz-Beauftragten und eine Pflegedienstleitung, die freigestellt sein muss, also nicht in der Pflege mitarbeiten soll."
Professionellere Strukturen sind nötig
In der Vorderpfalz hatten sich deshalb schon 2014 sieben Stationen aus Böhl-Iggelheim, Frankenthal, Haßloch, Limburgerhof, Ludwigshafen, Neustadt und Schifferstadt zu einem losen Verbund zusammengeschlossen. Böhl-Iggelheim beispielsweise wurde inzwischen zu einer gemeinnützigen GmbH umstrukturiert. Träger sind immer noch die Kirchengemeinden und Krankenpflegevereine.
Aber auch trotz professionellerer Strukturen bekommen Sozialstationen immer häufiger finanzielle Schwierigkeiten. Die Gründe: Steigende Energiekosten und der Fachkräftemangel bereiten die größten Sorgen, sagte Landespfarrer Albrecht Bähr von der Diakonie. Der aktuelle Tarifabschluss für die Beschäftigten bereite den Geschäftsführern vieler Sozialstationen Kopfzerbrechen. Vereinbart wurde ein Inflationsausgleich von 3.000 Euro pro Mitarbeiter. "Hat eine Sozialstation 60 Beschäftigte, sind das fast 100.000 Euro Mehrkosten, die gestemmt werden müssen", so Bähr.
Forderung: Krankenkassen sollen mehr zahlen
Die von den Sozialstationen erbrachten Leistungen müssten deshalb von den Kranken- und Pflegkassen besser vergütet werden, forderte Bähr – und nannte als Beispiel das Anziehen von Stützstrümpfen bei einem Patienten. Dafür vergüten die Kassen der Sozialstation 3,20 Euro. Die Hilfsleistung dauert allerdings bis zu 15 Minuten. "Das rechnet sich nicht, wenn es eine examinierte Kraft macht", kritisierte der Landespfarrer.
Ein privat organisierter Pflegedienst würde es womöglich ablehnen, solche Leistungen zu erbringen, glaubt Bähr. Die von christlichen Vereinen getragenen Sozialstationen erfüllten dagegen alle Leistungen, mit denen sie beauftragt werden, auch wenn sie dabei finanziell drauflegen.
Gespräche mit Sozialminister Schweitzer (SPD)
Der 2014 in der Vorderpfalz gegründete Verbund von sieben Sozialstationen hatte kürzlich mit dem rheinland-pfälzischen Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) über die Probleme gesprochen. Auch Landespfarrer Bähr hat engen Kontakt zum Minister. "Die Politik nimmt die Probleme der Sozialstationen sehr ernst", lobte Bähr. "Aber das Land hat kaum Einflussmöglichkeiten."
Die Krankenkassen müssten sich bewegen. Das Problem müsse auf Bundesebene gelöst werden – so Bähr. Nach seiner Meinung wird die große gesellschaftliche Bedeutung der Sozialstationen bisher nicht erkannt. Die Stationen entlasteten Krankenhäuser und Pflegeheime enorm, indem sie Patienten in deren Wohnungen helfen. Das werde bisher aber nicht gesehen und anerkannt.