Der ICE wird in Ludwigshafen evakuiert

Schaden an Oberleitung

Kritik von Fahrgastverband nach ICE-Evakuierung in Ludwigshafen

Stand
Autor/in
Heiko Wirtz-Walter
Porträt von Autor Heiko Wirtz-Walter auf einem Dreh

Nach der Panne eines ICE in Ludwigshafen in der Nacht zum Donnerstag kritisiert "Pro Bahn" die Deutsche Bahn. Der Fahrgastverband spricht von einem "Evakuierungs-Chaos".

Nach der Panne eines ICE in Ludwigshafen in der Nacht zum Donnerstag kritisiert der Fahrgastverband Pro Bahn das Verhalten der Deutschen Bahn. Dem SWR liegt zudem der Bericht einer Reisenden aus der Schweiz vor, die deutliche Kritik an den Mitarbeitern der Deutschen Bahn übt.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn weist die Vorwürfe zurück. In der Nacht zum Donnerstag musste der Zug mit mehr als 180 Fahrgästen evakuiert werden.

"Pro Bahn" spricht von "Evakuierungs-Chaos" in Ludwigshafen

Der Landesvorsitzende von PRO Bahn, Noah Wand, spricht von einem „Evakuierungs-Chaos“. Es habe mehr als zwei Stunden und damit zu lange gedauert, bis eine Evakuierung eingeleitet worden sei. Bis der letzte Fahrgast in Sicherheit war, habe es sogar über drei Stunden gedauert.

Es ist ein Unding, dass die Leute drei Stunden in einem ICE eingesperrt werden und die Feuerwehr keinen Zugriff auf die Menschen hat - da wird grob fahrlässig gehandelt.

Nach Einschätzung von Noah Wand hat die Deutsche Bahn solche Vorfälle nicht im Griff. "Solche Notlagen werden als Normalfall gesehen, die Bahn ist sich nicht immer der Verantwortung gegenüber den Fahrgästen bewusst. Und ich habe nicht das Gefühl, dass Besserung in Sicht ist", sagte der Landesvorsitzende von "Pro Bahn" dem SWR.

Bahn-Personal nicht richtig geschult?

Der "Pro Bahn"-Landesvorsitzende sagt, er persönlich habe außerdem den Eindruck, dass das Bahn-Personal nicht richtig geschult sei, wie man sinnvoll mit Fahrgästen kommuniziere. Ein Problem sei es auch, mit anderen Rettungsdiensten zu kooperieren.

Bahn-Sprecher: Sicherheit geht vor

Ein Bahn-Sprecher sagte dem SWR, er könne den Ärger nachvollziehen. Aber Sicherheit gehe vor, wenn eine 15.000-Volt-Oberleitung auf dem Wagon liege. Solange die nicht abgeschaltet sei, könne man die Leute nicht aus dem Zug lassen.

Evakuierung hat nach Einschätzung der Bahn "gut funktioniert"

Der Bahn-Sprecher sagte außerdem, dass die Evakuierung des Zuges gut funktioniert habe. Solche Evakuierungen seien bei den 40.000 Zugfahrten pro Tag insgesamt sehr selten und würden immer wieder geübt. Die Fahrgäste hätten sich gut informiert gefühlt, so der Bahn-Sprecher weiter.

Reisende kritisiert Deutsche Bahn nach ICE-Panne in Ludwigshafen
Sandrine A. aus der Schweiz war in dem gestrandeten ICE. Die Reisende kritisiert unter anderem, dass es nach der Evakuierung von den Bahn-Mitarbeitern keine Informationen zu einer möglichen Weiterreise nach Basel gegeben habe.

Reisende aus der Schweiz kritisiert Bahn-Mitarbeiter und Informationen

Dem widerspricht die Reisende Sandrine A. aus der Schweiz. Sie hat sich per Mail an den SWR gewandt und kritisiert unter anderem, dass es keine Informationen von der Bahn zu einer möglichen Weiterreise gegeben habe.

Sandrine A. schreibt außerdem, dass in dem ICE die Klimaanlage ausfiel und mit der Zeit die Luft zunehmend dünn und in einigen Wagenabteilen unerträglich geworden sei.

Reisende kritisiert Deutsche Bahn nach ICE-Panne in Ludwigshafen
Auch andere Reisende hätten sich schlecht informiert gefühlt nach der ICE-Evakuierung in Ludwigshafen, sagt Sandrine A. aus der Schweiz, von der auch dieses Foto stammt.

Gestrandet am Bahnhof Mannheim, Gleis 4

Besonders unprofessionell empfand die Frau aus der Schweiz das Vorgehen nach der Evakuierung. Ein Bahn-Mitarbeiter habe ihr und den anderen Reisenden gesagt, sie sollten sich auf Gleis 4 am Mannheimer Bahnhof einfinden. "Da sollte DB-Personal bereit stehen. Doch dort war kein DB-Personal anwesend", ärgert sich die Reisende aus der Schweiz. Alle seien ratlos herumgestanden.

Frau aus der Schweiz will Geld für Hotel zurück

Niemand habe ihr sagen können, wie sie nach Basel komme. "Letztendlich übernachteten wir in Mannheim", ergänzt Sandrine A. am Telefon. Am Freitag um 12 Uhr mittags kam sie mit ihrer Mutter in Basel an - statt um 1 Uhr früh. Eine Verspätung von 11 Stunden. Die Rechnung für das Hotel werde sie der Deutschen Bahn auf jeden Fall schicken.

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