Das neue System "AORTA" soll in Kaiserslautern helfen, schneller Rettungsgassen zu bilden.

Erste Testfahrten erfolgreich

Mit dem neuen KI-System "AORTA" schneller Rettungsgassen in Kaiserslautern bilden

Stand
Autor/in
Johannes Zinßmeister
Bild von Johannes Zinßmeister, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern

Im Notfall zählt jede Sekunde. Damit das nicht zu viele werden, haben Uni, Rettungsdienst und Stadt Kaiserslautern das neue KI-System "AORTA" entwickelt und jetzt erfolgreich getestet.

Wenn die größte Schlagader des Menschen - die Aorta - verstopft ist, geht nichts mehr. Ähnlich ist es im Straßenverkehr. Wenn auf den Straßen zu viel los ist oder sich die Autofahrer falsch verhalten, kann es zu Staus kommen und keiner kommt mehr durch. Das ist dann vor allem für Rettungskräfte ein Problem, weil die gegebenenfalls nicht rechtzeitig zur Einsatzstelle kommen. Die Stadt Kaiserslautern tut jetzt etwas dagegen und entwickelt gemeinsam mit Uni, Rettungsdiensten und Unternehmen dafür ein neues System – mit dem passenden Namen "AORTA".

"Wir wollen Menschen helfen und dann werden wir ausgebremst", sagt Notfallsanitäter Thomas Kämmer. "Wir sind unter Adrenalin, das Unfallrisiko ist erhöht, wir haben die Augen und Ohren überall und dann wirst du ausgebremst. Das macht uns wütend. Mittlerweile wissen wir aber: Die Leute machen das nicht absichtlich, sondern weil sie überfordert sind", so Kämmer.

Mit Hilfe von KI in Kaiserslautern Leben retten

Thomas Kämmer ist einer der Leiter des Projekts "AORTA". Ziel des Projekts ist es, dass Verkehrsteilnehmern dabei geholfen wird, im Notfall schnell eine Rettungsgasse zu bilden. Das funktioniert unter anderem mit einer intelligenten Ampelschaltung.

"Das heißt, wir können schon sehr weit im Vorfeld die Ampelschaltung beeinflussen", sagt Thomas Kämmer. "Noch bevor wir überhaupt in der Nähe sind, können wir dafür sorgen, dass irgendwo grün ist und der Verkehr abläuft, sodass die Einsatzfahrzeuge vielleicht gar nicht mehr bremsen müssen. Dazu kommt eine Warnung an jeden Verkehrsteilnehmer, der visualisiert dargestellt bekommt, wie er sich zu verhalten hat."

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Verkehrsteilnehmer sollen über Apps gewarnt und "gelenkt" werden

Diesen Job könnte beispielsweise eine Handyapp übernehmen. Das heißt, sollten sich Autofahrer auf einer Strecke befinden, auf der der Rettungsdienst gleich einen Einsatz hat, bekämen die Verkehrsteilnehmer Infos auf ihr Handy oder in den Entertainmentbereich ihres Autos, wie sie sich am besten verhalten sollen. Oder aber man lässt sich das System in sein Auto einbauen. Dann würde das Auto im Notfall sogar selbst ausweichen, heißt es vom Projekt-Team. Schon gestern haben Rettungsdienst und Uni auf der Trippstadter Straße in Kaiserslautern mit autonom fahrenden Autos getestet – und das mit vollem Erfolg, so Thomas Kämmer:

"Der erste Übungstag ist verdammt gut verlaufen. Das war das erste Mal, dass wir wirklich auf der Straße in Echtzeit geübt haben. Wir können behaupten, wir haben gestern die erste autonome Rettungsgasse weltweit gebildet."

Stadt Kaiserslautern will 43 Kreuzungen mit KI-System ausstatten

Super – findet auch die Stadt Kaiserslautern. Sie plant bis Mitte 2026 die Ampeln an mehr als 40 Kreuzungen mit dem neuen System auszustatten, denn: neben besseren Rettungsgassen biete das neue System noch weitere Vorteile, sagt Sebastian Schulze von der Stadtverwaltung.

"Zum einen wird dadurch der ÖPNV attraktiver, weil er an den Kreuzungen beschleunigt wird", so Schulze. "Das Gleiche gilt für Einsatzfahrzeuge, die Kreuzungen noch sicherer passieren können. Das Ganze wird umrandet von einem KI-basierten Steuerungssystem, welches den Verkehr flüssiger machen soll, um künftig Staus zu vermeiden oder schneller aufzulösen."

Sebastian Schulze betreut das Projekt "AORTA" seitens der Stadt Kaiserslautern.
Sebastian Schulze betreut das Projekt "AORTA" seitens der Stadt Kaiserslautern.

Projekt "AORTA" läuft an RPTU Kaiserslautern noch bis Ende des Jahres

Bis Ende des Jahres arbeitet das Team aus Rettungsdienst, Uni und Stadt noch an seinem neuen Projekt „AORTA“. Dann könnte es im Stadtgebiet und darüber hinaus an den Start gehen. Das Entwickler-Team hofft, dass sich mehrere Autohersteller dafür entscheiden, das neue System in ihren Autos direkt zu integrieren.

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