Heißes Wasser aus dem Erdinneren für Nah- und Fernwärme gratis nutzen, das klingt gut. Was schon in München geht, müsste doch auch in der Vorderpfalz funktionieren? Viele der 120 Besucherinnen und Besucher sehen das beim Infotag in Schifferstadt als nicht so einfach an.
Wann und wo startet die erste Bohrung?
Ein Schifferstadter Bürger fragt die Stadtwerke-Chefs, wann genau er mit Fernwärme aus Geothermie rechnen kann. Er brauche in drei bis vier Jahren eine neue Heizung. Ein anderer Hausbesitzer möchte wissen, ob er ans nachhaltige Netz angeschlossen würde, auch wenn der Rest der Anwohner in seiner Straße dies ablehnt.
Frühestens im Herbst wird nach Angaben der Stadtwerke Speyer feststehen, wann und wo die erste Bohrstelle eingerichtet wird. Dann soll es erneut eine Bürgerinformations-Veranstaltung geben.
Besondere geologische Bedingungen in der Vorderpfalz
In der Vorderpfalz gebe es bis zu 200 Grad heißes Thermalwasser im Untergrund, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Speyer. Daten aus früheren Bohrungen habe man von Erdölfirmen erworben. Die örtlichen Voraussetzungen für Geothermie seien bundesweit einmalig. Das Projekt werde von den Universitäten Bochum, Freiberg, Kaiserslautern, Frankfurt und mehreren Ingenieurbüros begleitet. Das soll Sicherheit und Wirtschaftlichkeit gewährleisten.
Angst vor Mikro-Erdbeben und Schäden an Häusern
In Gesprächen unter den Besuchern des Infoabends sind dennoch auch Zweifel und Unsicherheit zu spüren. Bei den Geothermie-Kraftwerken in Landau und Insheim habe es doch sogenannte Mikro-Erdbeben gegeben, wenden sie ein. Die Stadtwerke Speyer und Schifferstadt versichern, sie würden bei den geplanten Bohrungen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse anwenden.
Förderanträge sind gestellt
Mehr als 100 Millionen Euro wird das Geothermie-Projekt in der Region Speyer-Schifferstadt wohl kosten. Die Anträge bei den Bundesministerien auf finanzielle Förderung sind gestellt, heißt es von den Stadtwerken, eine Antwort werde im Juni erwartet. In Gesprächen habe man viele positive Reaktionen erhalten, so Stadtwerke-Chef Bühring. Noch vorsichtig sind die Stadtwerke in der Vorderpfalz beim Thema, Lithium aus Tiefenwasser zu gewinnen. Auch wenn die Autoindustrie das Lithium für Batterien benötige, schätzen sie die Technologien dafür aktuell als noch nicht ausgereift genug ein.