Das Vorhaben der Stadtverwaltung scheint den Stadtrat überzeugt zu haben: Wörth plant nun mit den beiden Partnern eine Gesellschaft zu gründen. Gemeinsam soll untersucht werden, wo sich auf Wörther Gemarkung die Förderung von Erdwärme lohnen könnte. Die Region am Oberrheingraben gilt in puncto Geothermie als eines der vielversprechensten Gebiete in Deutschland.
Stadt Wörth: Ohne Partner geht es nicht
Dass Wörth sich mit Daimler-Truck und der Energie Baden-Württemberg zusammentut, hat aus Sicht der Stadt unbestreitbare Vorteile: Der Lkw-Hersteller ist der größte Arbeitgeber in der Südpfalz und der Energieversorger betreibt bereits zwei Geothermiekraftwerke - eines in Bruchsal (Landkreis Karlsruhe), das andere im benachbarten elsässischen Soultz-sous-Forêts.
Vor allem aber wäre Wörth alleine gar nicht in der Lage, ein Projekt dieser Größenordnung zu stemmen, "weder fachlich noch organisatorisch“, wie die Verwaltung es in der Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung formulierte.
Wer bekommt die Wärme?
Die gewonnene Wärme soll zum größten Teil dem Wörther Werk von Daimler Truck zukommen, was dessen CO2-Bilanz erheblich verbessern soll. Aber auch die Stadt soll ein exklusives Zugriffsrecht haben, auf mindestens zehn Prozent der erschlossenen Menge. Das entspricht in etwa dem Anteil, den die Stadt an Geld beisteuert.
Stand jetzt geht man von einer Investitionssumme von 57 Millionen Euro aus, die Stadt zahlt maximal sieben Millionen Euro, den Rest teilen sich Daimler Truck und die EnBW.
Geothermie in Wörth: Wollen das die Bürger?
Geothermie ist als Verfahren nicht unumstritten. Auch in Wörth hat man mitbekommen, wieviel Ärger es gut 25 Kilometer weiter wegen des Geothermiekraftwerks in Landau gegeben hat. Bis heute setzt eine Bürgerinitiative dort alles daran, dass die Tiefengeothermie nicht weiter ausgebaut wird.
In Wörth gibt es noch keine Bürgerinitiative dagegen, und damit das so bleibt, will Bürgermeister Dennis Nitsche (SPD) die Bürger so gut es geht mitnehmen und regelmäßig informieren. Die Situation in Landau lasse sich mit der jetzigen Ausgangslage in Wörth nicht vergleichen, so Nitsche. Schon allein, weil man 15 Jahre später dran sei und sich die Technologie stark weiterentwickelt habe:
"Wir haben auch ein Konsortium, das durch die Beteiligung der Stadt Wörth sehr stark darauf achten wird , dass es keinerlei Schäden gibt. (...) Insofern ist da glaub eine sehr sehr hohe Zuverlässigkeit da, dass keine Risiken mutwillig eingegangen werden."
Den Stadtrat zumindest hat er überzeugt: Der hat gestern zusammen mit den Ortsbeiräten Wörth und Maximiliansau dafür gestimmt - ohne eine einzige Gegenstimme oder Enthaltung.
Würde sich Geothermie auch für die Bürger lohnen?
Inweit das Projekt wirtschaftlich rentabel sein könnte, darüber schweigen sich alle Seiten aus - zumindest, was konkrete Zahlen anbelangt. Bürgermeister Dennis Nitsche sagte im Gespräch mit dem SWR, dass die teilnehmenden Haushalte seiner Einschätzung nach am Ende Geld sparen werden. Dass es sich auch wirtschaftlich lohne, sei definitiv ein Ziel der Stadtverwaltung, so Nitsche.
Daimler Truck geht davon aus, dass eine Anlage, wie sie in Wörth geplant ist, eine Energieleistung von 20 Megawatt erbringen könnte – mindestens. Das würde für das Daimler-Truck-Werk in Wörth reichen und außerdem noch für etwa 500 bis 700 Haushalte. "Aus der Erfahrung anderer Bohrungen gehen wir aktuell davon aus, dass die Wärmeausbeute größer sein wird. Das heißt, dass der Stadt dann auch mehr Leistung zur Verfügung gestellt werden kann", teilt der Lkw-Bauer mit.
Erdwärme-Gewinnung in Wörth: Wann geht's los?
Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass im Winter 2024/25 erste seismische Erkundungen durchgeführt werden können. Anschließend müssten die Daten ausgewertet werden. Eventuell könne man bereits ein Jahr später mit ersten Probebohrungen beginnen, sagte Bürgermeister Dennis Nitsche am Dienstag dem SWR.
Wenn das alles so funktioniere, wie erhofft, könne vielleicht schon 2028 die erste Wärme geliefert werden.