Die Familiengrundschulzentren gibt es an der Gräfenaugrundschule, an der Goetheschule Nord, an der Erich-Kästner-Schule und an der Bliesschule - seit dem vergangenen Schuljahr. Alle vier Schulen mit einem hohen bis sehr hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund oder vielen Kindern, die aus Familien kommen, die Sozialhilfe empfangen. Die Familiengrundschulzentren sind unter anderem entstanden, nachdem an der Gräfenauschule im Hemshof 40 Erstklässler die Klasse wiederholen mussten und die Schule ihre Probleme klar und deutlich thematisierte.
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Erste Aktionen gingen von der Schule aus
„Es ist gut angelaufen“, berichtet die Rektorin der Gräfenauschule Barbara Mächtle. Eine Koordinatorin, die vom Jugendamt gestellt wird, betreut die Gräfenau- und die Goetheschule Nord. Doch die ersten Familienaktivitäten hätten die Schulleitungen organisiert. Etwa Spielenachmittage für die ganze Familie. Nun müsste die Koordinatorin auf die Familien zugehen mit Angeboten.
Hauptproblem bleibt: mangelnde Sprachkentnisse
Doch so sehr Barbara Mächtle das Angebot schätzt, das dringendste Problem an der Schule könne mit den Zentren nicht behoben werden: die mangelnde Sprachkenntnis der Eltern und der Kinder. Spielenachmittage, Koch- und Yoga-Kurse seien eine schöne Sache, würden aber nicht dafür sorgen, dass Eltern Kinder regelmäßig in die Schule schicken oder sie beim Lernen unterstützen.
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Elf Ehrenamtliche an der Gräfenauschule
Daher hat sich Barbara Mächtle Ehrenamtliche in die Gräfenaugrundschule geholt, die sowohl vormittags im Unterricht als auch bei den Nachmittagsangeboten mithelfen. Da gibt es Lesepaten und Ehrenamtliche, die bei der Hausaufgabenbetreuung unterstützen; Frauen, die speziell Mädchen-Angebote machen oder Freiwillige, die auch einfach mal ein gemeinsames Plätzchenbacken organisieren. Elf Ehrenamtliche sind jetzt regelmäßig an der Schule.
Lehrkräfte freuen sich über die Unterstützung
"Die Kollegen finden das toll", erzählt Barbara Mächtle von der Unterstützung durch Ehrenamtliche. Lehrkräfte könnten die Ehrenamtliche im Unterricht ganz nach eigenem Bedarf und ohne Vorgaben einsetzen. Und die freiwilligen Helfer dürfen auch entscheiden, wobei sie unterstützen möchten. Auch da gibt es keine Vorgaben.
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Nachmittagsangebote an der Blies sehr gut besucht
An der Bliesschule setzt man hingegen ganz auf das Familiengrundschulzentrum. Laut Rektorin Silke Genzlinger sei es durch die schönen Nachmittagsangebote schon sehr gelungen, Eltern stärker an die Schule zu binden. Bei einem vorweihnachtlichen Bastelangebot hätten über 60 Familien mitgemacht und die Tische hätten sich vor selbst gebackenen Kuchen gebogen, lacht Silke Genzlinger.
Infos gibt es bei regelmäßigen Elterncafés
Elterncafés zu verschiedenen Themen, ob Schulbuchausleihe oder zur richtigen Ausstattung des Schulranzens seien fester Bestandteil des Zentrums und würden gut angenommen. Hinzu kämen Spielenachmittage, an denen Eltern verschiedene Brettspiele kennen lernen würden.
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Lesekompetenz stärken - gemeinsam mit den Eltern
Demnächst mache ein Lesekoffer die Runde mit Büchern in zwei Sprachen, um Eltern stärker zu animieren, mit ihren Kindern zu lesen. Während der Sprachkurse für Kinder, dürften einmal im Monat auch Mütter dazu kommen - das hätten sie sich selbst gewünscht. Aber man sei auch dran, einen eigenen Sprachkurs nur für Eltern zu organisieren.
Insgesamt gute erste Bilanz
Bislang zieht Silke Genzlinger eine gute Bilanz, wenn sie auf den Start des Familiengrundschulzentrums schaut: "Wir holen die Eltern wirklich ab. Sie fühlen sich nicht mehr, wie das fünfte Rad am Wagen und ihnen wird die Angst vor Schule genommen. Sie wissen jetzt, wie wichtig der Schulbesuch für ihre Kinder ist und nehmen die Angebote gerne wahr."
Auch Erich-Kästner-Schule zufrieden mit den Angeboten
Ähnlich Positives berichtet die Erich-Kästner-Schule. Auch hier würden die Angebote des Familiengrundschulzentrums sehr gut angenommen. Aber nicht nur das. Eltern würden auch selbst Ideen für Angebote entwickeln und diese zusammen mit der zuständigen Koordinatorin organisieren und durchführen. Um zu beurteilen, ob das Zentrum auch einen positiven Effekt auf die Leistung der Schülerschaft hat, sei es allerdings noch zu früh. Die Angebote bestünden schließlich erst wenige Monate.
Wer finanziert die Familiengrundschulzentren?
Die seit diesem Schuljahr bestehenden Familiengrundschulzentren in Ludwigshafen haben rund 600.000 Euro zur Verfügung. Das Land zahlt knapp 300.000 Euro, die Stadt Ludwigshafen rund 205.000 Euro, den Rest zwei Stiftungen.