Mit der Gedenkveranstaltung in der Vorhalle des Doms wollte der unabhängige Betroffenenbeirat im Bistum Speyer den Fokus auf das Thema Missbrauch in der Kirche richten: "Ziel ist es, das Bewusstsein für das Thema sexueller Missbrauch und sexualisierte Gewalt zu schärfen, das Leid der Betroffenen ins Bewusstsein zu rufen und so auch zukünftigem Missbrauch entgegenzuwirken", so Bernd Held, der Vorsitzende des unabhängigen Betroffenenbeirats im Bistum Speyer.
Zudem sollte das Leid der Menschen, die Opfer von sexuellem Missbrauch durch Priester und Kirchenmitarbeiter geworden sind, deutlich gemacht werden. Zu der Gedenkveranstaltung waren alle Betroffenen sowie alle Mitarbeitenden des Bistums, aber auch Besucher des Doms eingeladen.
Die Veranstaltung wurde ganz bewusst in die Vorhalle abgehalten und nicht in den Dom selbst, so Held weiter: "Es gibt viele Betroffene, die können einfach keine Kirche mehr betreten. Weil sie an Dinge erinnert werden, die dann auch was auslösen. Und dieser Gefahr wollen wir niemanden aussetzen."
Wer die Frau mit der weißen Maske war
Eine Frau fiel zwischen den gut 30 Anwesenden besonders auf: Sie trug eine weiße Maske, die ein unbewegtes, ausdrucksloses Gesicht zeigte. Selbst die Augen waren kaum zu sehen. Über dem Mund ein Klebestreifen, darauf nur ein Wort: "stumm".
Ohne ein Wort zu sagen, bewegte sie sich zwischen den Leuten, stand mal hier, mal dort, und verlieh dem Abend eine etwas gespenstische Atmosphäre. Wie sich herausstellte, handelt es sich um eine Aktionskünstlerin, die selbst Opfer geworden ist. Mit ihrem Auftritt wollte sie auf die Dunkelziffer bei sexuellem Missbrauch hinweisen.
Auch Speyerer Bischof Wiesemann dabei
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann war ebenfalls vor Ort und stand als Ansprechpartner zur Verfügung. Gegenüber dem SWR betonte Wiesemann, wie wichtig es sei, dass es einen unabhängig agierenden Betroffenenbeirat gebe.
Zudem ermutigte er Menschen, die Opfer geworden sind, sich zu melden: Es sei nicht zuletzt über den Beirat sichergestellt, dass mit jeder Meldung vertrauensvoll umgegangen werde. "Es ist uns allen im Bistum ein Anliegen, Licht ins Dunkel zu bringen", so Wiesemann.
Wie werten Betroffene die Aufarbeitung des Bistums?
Auch Betroffene waren gestern dabei, eine trat sogar ans Mikro: Sie wolle sichtbar sein, für alle, die es selbst nicht können. Sie selbst sei nicht in Speyer Opfer geworden, sondern in einem Bistum im Süddeutschen Raum. Mittlerweile stünde sie in engem Kontakt mit Betroffenen in ganz Deutschland. Angesprochen auf die Aufarbeitung des Bistums Speyer sagte sie, der Betroffenenbeirat leiste fantastische Arbeit und werde vom Bistum wunderbar unterstützt. Das habe "Leuchtturmcharakter".