Im Gegenlicht und vor wolkenverhangenem Himmel ist eine Kirchturmspitze mit Kreuz zu sehen.

Katholische Kirche unterstützt Beirat

Betroffene von sexueller Gewalt wollen in Speyer aufklären

Stand
Autor/in
Martin Gärtner

Im Bistum Speyer hat sich ein Betroffenenbeirat gegründet. Er will Missbrauchsfälle im Bereich der Diözese aufklären. "Die Kirche kann das alleine nicht", sagte der Sprecher des Beirats, Bernd Held.

Dem Gremium gehören ehemalige Internatsschüler, Kinderheim-Bewohner und Betroffene aus Pfarreien an, die selbst von Missbrauch betroffen waren, darunter eine Frau.

Erinnerung verdrängt bis zum Missbrauchsskandal

Der 55-Jährige Bernd Held wurde in seiner Schulzeit im Homburger Gymnasium Johanneum von einem Erzieher und von einem Lehrer missbraucht. Beide waren Ordensmänner. Der damals 13-Jährige verdrängte die Taten. Erst 2010 kamen die traumatischen Ereignisse wieder hoch.

Damals wurde der Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche in Deutschland öffentlich. Bernd Held erzählte seiner Ehefrau und seinen Eltern von den Taten. Dann fanden sich Mitschüler zusammen, die ebenfalls Opfer waren. Der Saarländer engagiert sich seit dem in der Missbrauchsaufklärung.

Beirat will Ansprechpartner für Betroffene sein

Der Beirat will alte Akten des Bistums sichten, obwohl: „Die brandheißen Unterlagen existieren nicht mehr, die wurden längst vernichtet“, ist Bernd Held überzeugt.
Außerdem will der Beirat Ansprechpartner sein für Opfer, die sich bisher nicht gemeldet haben. „Möglicherweise kommen dadurch bisher unbekannte Tatorte ans Licht“, so Held.

"Die Kirche kann das nicht allein."

Der Speyerer Dom, aufgenommen am 02.10.2011.

Generalvikar Sturm will unterstützen

Das Bistum Speyer unterstützt die Arbeit des Betroffenenbeirats, der völlig unabhängig ist. Generalvikar Andreas Sturm sagte: „Ziel ist eine Kirche, die Kinder, Jugendliche und schutzbedürftige Erwachsene wirksam vor Gewalt und Missbrauch schützt“.

Der Sprecher des Beirats, Bernd Held, freut sich über diese Aussage. „Die Kirche kann es sich auch gar nicht mehr leisten, etwas zu vertuschen“, meint er. „Dazu steht sie derzeit zu stark in der Öffentlichkeit“.

„Damit den Missbrauchsopfern endlich Gerechtigkeit widerfährt“.

Das nächste Treffen des Beirats ist am 29. Mai. Vielleicht melden sich bis dahin weitere Betroffene, die mitarbeiten möchten, hofft Bernd Held.

Missbrauchsfälle im Bistum Speyer

Im Bistums Speyer soll es zwischen 1946 und heute in zahlreichen Institutionen Fälle sexuellen Missbrauchs gegeben haben. Bischof Karl-Heinz Wiesemann hatte im Januar von 130 Verdachtsfällen gesprochen, die bisher untersucht worden seien. Die Zahl der Betroffenen lag laut Bischof bei 221, die der Beschuldigten bei 112. Der Staatsanwaltschaft gemeldet wurden 82 Fälle, davon wurden 62 eingestellt, 15 endeten mit einer Verurteilung oder Einstellung gegen eine Geldzahlung. Fünf Verfahren laufen noch.

Im vergangenen Dezember wurde bekannt, dass das Bistum einem Mann, der in einem Speyrer Kinderheim hundertfach missbraucht worden war, eine fünfstellige Summe als Entschädigung gezahlt hat. Das Sozialgericht Darmstadt sprach dem Opfer zudem eine Rente zu.

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