Am Anfang träumte Sarah Beismann noch von einer hellen Altbauwohnung in Mainz, gerne mit Balkon und genug Platz für sich und ihren Sohn. Irgendwann war sie so weit, dass sie sich auch mit einer Einzimmerwohnung abgefunden hätte. So zermürbt war sie von der Wohnungssuche in der Stadt. Dabei ist Beismann nur eine von vielen Menschen, die händeringend nach einem Zuhause suchen, und die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Rheinland-Pfalz verschärft sich weiter.
Im Video erzählt die 40-jährige Mainzerin von ihrer langen Suche nach einem neuen Zuhause:
Wohnungssuche heißt: "Das endet nicht"
Immer online, immer nach Anzeigen schauen, immer Bewerbungen für Wohnungen schicken - für Sarah Beismann bedeutete die Wohnungssuche vor allem Stress. Sie wusste, wenn sie nicht schnell ist, hat sie keine Chance.
Gebürtig kommt Sarah Beismann vom Land. Dort - so erzählt sie - hätten viele keine Vorstellung von der schwierigen Wohnungssuche in der Stadt. In Mainz stünden eben keine Wohnungen oder gar Häuser leer und warteten auf sie.
Mainz wächst und wächst - die Wohnungsnot auch
Mainz ist als Wohnort beliebt. Die Einwohnerzahl ist in den letzten zehn Jahren um mehr als 20.000 auf 226.000 Menschen gestiegen. Inzwischen zählt die Stadt zu den überdurchschnittlich wachsenden Städten in Deutschland.
Das schlägt sich auch in den Preisen nieder. Mieten und Kaufen ist hier so teuer wie nirgendwo in Rheinland-Pfalz. Im Durchschnitt kostet eine Mietwohnung mehr als 12 Euro pro Quadratmeter - ohne Nebenkosten. Wer im neuen Wohngebiet am Mainzer Zollhafen mit Blick auf den Rhein wohnen will, muss teilweise bis zu 20 Euro pro Quadratmeter ausgeben.
Worms hält einen neuen Rekord bei den Mieten
Selbst dort, wo Wohnungen lange günstig zu mieten waren, haben die Preise stark angezogen. Laut Mietreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes sind in keiner anderen kreisfreien Stadt die Mieten bundesweit so stark gestiegen wie in Worms. Innerhalb der letzten sechs Jahre um 28 Prozent.
Auch Trier, Kaiserslautern oder Landau sind schon lange kein günstiges Pflaster mehr. Dort, wo es Hochschulen gibt, fehlen günstige Zimmer für Studierende. Und alle anderen sind auch auf der Suche.
Nachfrage in RLP übersteigt das Angebot
Sarah Beismann aus Mainz verdient als Lehrerin gut. Bei der Wohnungssuche half ihr das trotzdem kaum weiter. Zu hoch war die Konkurrenz um den begrenzten Wohnraum. Sie bekam zu spüren, wie lange der Wohnungsbau schon vernachlässigt worden war.
Inzwischen versucht die Stadt Mainz, den Wohnungsmarkt zu entspannen. In den letzten zehn Jahren sind mehr als 10.000 Wohnungen neu gebaut worden. In den nächsten fünf bis zehn Jahren könnten nochmal so viele entstehen. Auch setzt die Stadt auf mehr geförderten Wohnraum. Und am Rande der Stadtteile Ebersheim und Hechtsheim sollen neue Baugebiete entstehen.
Günstiger wohnen für Azubis in Mainz
Wer wenig Geld hat, hat es auf dem Wohnungsmarkt besonders schwer. Um Auszubildende finanziell zu entlasten, will die Stadt Mainz jetzt günstigen Wohnraum für sie schaffen. Partner wie das Kolpinghaus, die Wohnbau und das Berufsförderungswerk stellen dafür Wohnungen und WG-Zimmer zur Verfügung. Diese Wohnungen sollen mit Geldern der Agentur für Arbeit gefördert werden, so dass Auszubildende einen Großteil der Miete bezahlt bekommen.
Fachkräftemangel und hohe Mieten Stadt Mainz will günstige Wohnungen für Azubis schaffen
Wohnen in Mainz können sich junge Menschen angesichts der hohen Mieten kaum noch leisten. Die Stadt will jetzt günstigen Wohnraum für Auszubildende schaffen.
Für Sarah Beismann hat die Wohnungssuche nach einem Jahr doch noch ein gutes Ende genommen. Sie hat für sich und ihren Sohn eine Wohnung gefunden. Zwar kein Altbau mit Balkon, dafür aber eine gemütliche Wohnung mit kleiner Terrasse.