In der syrisch-aramäischen Gemeinde in Koblenz beten die Gläubigen an Weihnachten vermehrt für Christinnen und Christen in Syrien. Seit Anfang Dezember ist das Land unter der Kontrolle der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Das sorgt bei ihnen für Verunsicherung. Die Gruppe wird von deutschen Behörden als Terrororganisation eingestuft und noch sei unklar, wie sie in Syrien mit Minderheiten, wie den Christen, umgeht.
Unsichere Situation für Christen in Syrien
Christinnen und Christen waren in Syrien schon immer eine Minderheit und von Verfolgung betroffen. Doch unter Ex-Machthaber Assad war die Lage für sie relativ sicher, wie Yousif Girady aus der syrisch-aramäischen Gemeinde in Koblenz sagt: "Die Christen, die in Syrien leben oder gelebt haben unter dem Regime von Assad, die hatten Sicherheit. Das Land war unter Kontrolle, was Religion angeht. Aktuell wird überall alles schön geredet in Syrien, aber die christlichen Syrer hier machen sich Sorgen um ihre Familien vor Ort."
Durch die neue Regierung könne man auch noch nicht einschätzen, wie die Zukunft für die Christen im Land aussieht, sagt Girady. Viele hätten Angst, dass sie unter der neuen Regierung verfolgt und unterdrückt werden.
Das beeinflusse auch das Weihnachtsfest in Syrien. "Ein Bekannter erzählt, dass seine Familie, die dort noch lebt, aus Sicherheitsgründen kein Weihnachten feiern kann."
Koblenzer Christen: Sorge vor Abschiebung nach Syrien
Die syrischen Christinnen und Christen in Deutschland sind ebenfalls verunsichert von der Situation. "Die meisten Menschen, die hier leben - beziehungsweise die Minderheiten - die haben natürlich große Angst, dass sie abgeschoben werden", meint Girady.
Er selbst kam 2011 aus dem Irak nach Deutschland und hat durch die Gemeinde viel Kontakt zu syrischen Christinnen und Christen in der Region Koblenz: "Meine Mitbewohner, die bei mir wohnen, die haben aktuell Angst, dass sie abgeschoben werden. Die suchen dringend nach einem Job, damit sie hier Sicherheit haben."
Für christliche Syrerinnen und Syrer in Deutschland sei es noch undenkbar, in das Land zurückzukehren. Girady wünscht sich von der Politik mehr Bewusstsein für die verschiedenen Gründe, warum Menschen fliehen.
Koblenzer hat selbst Erfahrung mit Verfolgung
In seiner Vergangenheit haben Girady und seine Familie selbst erlebt, was passieren kann, wenn eine Islamistische Regierung an die Macht kommt. Mit zwölf Jahren musste er mit seinen Eltern den Irak verlassen, weil sie aufgrund ihres Glaubens verfolgt wurden.
"Die haben damals die Häuser, in denen Christen gelebt haben, mit einem 'N' markiert. Das steht für Nasara. Das bedeutet Christen auf Arabisch. Wir wurden dann auch erpresst, dass wir das Gebiet, in dem wir gelebt haben, verlassen müssen. Sonst werden wir sterben", erzählt er. Hier in Deutschland fand die Familie Schutz und schließlich eine Gemeinde, in der sie ihren Glauben sogar in ihrer Muttersprache leben können.
Syrisch-aramäische Gemeinde in Koblenz betet für Syrien
Trotz aller Ängste und Sorgen werde die syrisch-aramäische Gemeinde in Koblenz Weihnachten ganz normal feiern. Sie wolle aber in diesem Jahr besonders für die syrischen Christinnen und Christen in Deutschland, aber auch in Syrien beten.
Die Gemeinde wurde 2015 ins Leben gerufen und ist Teil mehrerer syrisch-aramäischer Gemeinden im Bistum Trier. Neben Koblenz gibt es noch Gemeinden in Trier, Saarbrücken und Saarlouis, die alle von Pfarrer Carlo Yachouh betreut werden.
Die Gemeinde in Koblenz vereint nicht nur Gläubige aus verschiedenen Nationen des Nahen Ostens, sondern auch verschiedene Richtungen innerhalb der katholischen Kirche.
"Alle Menschen sind froh, dass es überhaupt eine Kirche gibt, unabhängig davon, ob der eine katholisch oder orthodox ist. Wir sind einfach froh, dass es einen Gottesdienst gibt und dass man ins Gotteshaus gehen kann", betont Girady von der Gemeinde in Koblenz.