Innovativ, umweltfreundlich, leise: Unter diesen Vorzeichen hatte das Transportunternehmen Rheintal-Transporte in Neuwied in eine neue Flotte an LNG-Lkw (LNG = Flüssigerdgas) und sogar die erste LNG-Tankstelle in Rheinland-Pfalz investiert. Mehr als fünf Millionen Euro habe das Unternehmen in den neuen Energieträger gesteckt, sagt Geschäftsführer Wolfgang Normann.
Das große Ziel: Vor 2030 emissionsfrei fahren
LNG-Lkw sollen im Vergleich zu Diesel-Lkw 15 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen - bei gleicher Leistungsfähigkeit. Für Wolfgang Normann war damals klar: LNG ist der richtige Weg. Sein Ziel war nach eigenen Angaben, vor 2030 komplett emissionsfrei zu fahren. Doch dann kam die Energiekrise und die Gaspreise explodierten im vergangenen Jahr förmlich.
Der Gaspreis habe seinen Höchststand im August erreicht, wo er Brutto über fünf Euro für jedes Kilo gelegen habe, das sei ungefähr äquivalent zu einem Liter Diesel. "Unsere Kollegen mit Diesel mussten zwar immer noch die hohen 1,90 Euro zahlen, aber wir waren ja zweieinhalb mal so hoch", sagt Normann. "Damit können Lkw eigentlich nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden." Die Konsequenz: Das Neuwieder Familienunternehmen musste nach eigenen Angaben den Großteil seiner LNG-Lkw stilllegen.
Neuwieder Spedition kämpft mit Doppelbelastung
Um weiterhin die Aufträge der Kunden erfüllen zu können, musste das Speditionsunternehmen laut Normann 15 Diesel-Lkw anmieten. Dadurch komme es aktuell zu einer Doppelbelastung. Denn die Raten für die LNG-Lkw - auch die stillgelegten - müssten gezahlt werden, ebenso die Miete für die Diesel-Lkw..
Zudem belasten die Spedition laut dem Geschäftsführer die gestiegenen Energiekosten, die sich seit der Energiekrise mehr als versechsfacht haben sollen. Zu Beginn habe die Gasrechnung bei etwa 60.000 Euro pro Monat gelegen. Derzeit zahlt der Transport-Dienstleister nach eigenen Angaben monatlich rund 400.000 Euro. Kosten, die dem Chef Kopfzerbrechen bereiten. Tag und Nacht denke er über eine Lösung nach. Er wache nachts oft auf und wisse nicht, ob es am nächsten Tag weitergehe oder nicht, sagt Wolfgang Normann.
Seine LNG-Lkw zu verkaufen, mache für das Neuwieder Unternehmen keinen Sinn, sagt er. Die Fahrzeuge hätten aktuell keinen Wert - maximal einen Schrottwert. Ein Ausstieg aus LNG sei daher nicht möglich. Von der Politik fühle er sich im Stich gelassen. "Schon seit über einem Jahr sind wir diesen extremen Gaspreisen ohne Unterstützung ausgesetzt. Wir haben gehofft, dass gerade unsere Branche, die durch die Umstellung auf Gas - weg von Diesel, hin zu einem emissionsfreien Energieträger - das Gehör und die Unterstützung der Politik findet", so Normann.
Geschäftsführer bleibt optimistisch
Dennoch gibt Wolfgang Normann nicht auf. Bisher habe er noch keinen seiner etwa 150 Mitarbeiter entlassen müssen. Darüber sei er sehr froh. Seine Hoffnung liege jetzt im Biogas. Zurzeit werden nach Angaben des Unternehmers eine Reihe von Verflüssigungsanlagen gebaut. Damit könnten auch die Gas-Lkw der Rheintal-Transporte betankt werden. Ende kommenden Jahres sollen die Anlagen in Betrieb gehen. Solange müsse die Spedition noch durchhalten, sagt der Geschäftsführer.