Harald Dohm (CDU) kann es einfach nicht fassen. Er ist Ortsbürgermeister von Scheuerfeld im Kreis Altenkirchen und sagt: "Das ist kein Dumme-Jungen-Streich mehr." Etwa 2.200 Menschen leben in dem Westerwaldort. Viele seien schockiert, könnten sich nicht erklären, was in ihrem Dorf passiert ist. Auch Dohm sagt: "Ich komme damit nicht klar, das macht mir Angst."
Ortsbürgermeister von Scheuerfeld ist von Hakenkreuz schockiert
Den Angaben der Polizei zufolge haben der oder die unbekannten Täter das Hakenkreuz aus einem Wasserrohr, Fußleisten und Klebeband zusammengebaut. Diese Konstruktion sei zusätzlich noch mit einer batteriebetriebenen Lichterkette versehen worden, die im Dunkeln leuchtet, so die Polizei weiter.
Diese Konstruktion habe am Montagmorgen gut sichtbar an einem Feldweg hinter einem Wohnhaus gestanden. Vermutlich wurde sie in der Nacht aufgebaut. "Das hat mich mehr als geschockt", sagt Ortsbürgermeister Dohm. "Ich habe gedacht, der Spuk sei vorbei." Dohm sagte dem SWR, im vergangenen Jahr hätten Unbekannte an mehreren Wochenenden Hakenkreuze auf Straßen, Garagentore, Zäune und Buswartehäuschen gesprüht. Auch damals habe die Polizei nach den Tätern gesucht, allerdings ohne Erfolg.
Seitdem beschäftige das Thema die Menschen in Scheuerfeld, sagt Ortsbürgermeister Dohm. "Ich bin hier geboren, ich kenne alle Menschen hier. Die können das nicht verstehen." Zudem belasteten diese Vorfälle das Image des Ortes in der Region. Immer wieder höre man den Satz "ach, du kommst aus dem braunen Dorf", wenn man sage, dass man aus Scheuerfeld kommt. Die Gemeinde wolle jetzt in den kommenden Wochen mit einer Aktion dagegenhalten - wie etwa einem Schweigemarsch.
Allerdings weiß Dohm auch nicht, was die Kommunalpolitik sonst noch tun könnte. "Wie geht man jetzt damit um?", fragt er sich. Soll man eine Belohnung für Hinweise aussetzen? "Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll", sagt Dohm.
Angespannte Stimmung in Scheuerfeld
Wichtig sei es ihm aber, ganz klar seine Stimme gegen rechtsradikales Gedankengut zu erheben. Das unterstreicht er im Gespräch mit dem SWR, bei dem unter anderem auch einer seiner Beiräte, Reiner Hollmann (SPD) dabei ist. Hollmann betont, es sei wichtig, solche Kräfte, wie er sie nennt, zu isolieren.
Auf der Straße, im Gespräch mit Spaziergängern, zeigt sich zwar ebenfalls Empörung und Fassungslosigkeit - aber auch Einschüchterung: Das aufgenommene Hörfunk-Interview mit Vor- und Nachname solle bitte doch lediglich anonym verwendet werden. Sie habe Sorge, dass etwas an ihrem Haus oder Auto passiere. Sie wisse, dass sie jetzt eingeschüchtert sei, das dürften wir auch so beschreiben.
"Das Aufstellen eines solchen Hakenkreuzes ist Antisemitismus"
Die rheinland-pfälzische Beauftragte für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, Monika Fuhr, teilte in einer Pressemitteilung mit, die Nachrichten aus Scheuerfeld machten sie fassungslos. Ihre Solidarität gelte allen demokratischen Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde sowie den vor Ort politisch Verantwortlichen. "Das Aufstellen eines solchen Hakenkreuzes ist Antisemitismus. Das muss man klar formulieren", betonte Fuhr.
Polizei Betzdorf bittet um Hinweise
Die Polizei hat das Hakenkreuz nach eigenen Angaben sofort abgebaut und sichergestellt, um daran möglicherweise Spuren der Täter sichern zu können. Sie hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet mögliche Zeugen um Hinweise. Es seien aber noch keine Hinweise bei der Polizei eingegangen, sagte ein Sprecher der Polizei in Betzdorf.
Geprüft werde auch, ob es einen Zusammenhang mit der Serie von Hakenkreuz-Schmierereien im Herbst 2023 in Scheuerfeld gibt. Den Tätern drohe eine Geldstrafe wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, heißt es.