An Bewohnerinnen und Bewohnern des Ahrtals könnten einige Projekte für ein modernes und hochwassersicheres Ahrtal scheitern. Denn sie wollen ihre Grundstücke nicht hergeben. Die Folge: der Wiederaufbau stockt.
"Hochwasserdemenz" bei Betroffenen der Flutnacht?
Der Leiter des Verbindungsbüros der Landesregierung für den Wiederaufbau im Ahrtal, Thomas Weimer, war bei Verhandlungen mit Grundstückseigentümern dabei. Er spricht von "Hochwasserdemenz" bei den Betroffenen. Sie hätten in der Flutnacht Schreckliches erlebt und seien nun trotzdem nicht bereit, ihre Grundstücke für den Wiederaufbau abzugeben.
Weimer sagt: "Diese Grundstücke sind für die Allgemeinheit wichtig und für die Sicherheit der Menschen im Tal. Höhere Sicherheit kann es nur geben, wenn wir der Ahr mehr Platz geben."
Einige Grundstücksbesitzer an der Ahr teilten auf SWR-Anfrage mit, dass sie ihre Grundstücke noch nicht verkaufen wollen, weil sie mit der Höhe der Entschädigung nicht einverstanden sind.
Grundstücksbesitzer kämpfen mit den Folgen der Flutkatastrophe
Die Grundstücksbesitzer kämpfen rund zweieinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe noch immer mit den wirtschaftlichen und seelischen Folgen. Sie fühlen sich beim Wiederaufbau benachteiligt. Die Bürokratie überfordert sie. Und dass sie jetzt ihr Eigentum abgeben sollen, empfinden sie den Angaben zufolge teilweise als sehr belastend.
Der Kreis Ahrweiler sagt, dass es eine gänzliche Verweigerungshaltung nur selten gebe. Die Kreisverwaltung will mit den Grundstückseigentümerinnen und Eigentümern weiter sprechen. Außerdem gebe es neben dem Verkauf für die Besitzerinnen und Besitzer auch die Möglichkeit, die Grundstücke zu behalten und eine Arbeit im Uferbereich zu erlauben.
Gegen den Willen der Eigentümerin oder des Eigentümers sei jedoch keine Maßnahme möglich. Dann, so der Kreis, müsse man an der Ahr umplanen - oder die Maßnahme ganz streichen.
Schwierige Suche nach Grundstücken Hochwasserschutz im Ahrtal: 1.000 Projekte, aber kaum Platz
Der Kreis Ahrweiler sucht Land an den Ufern, um beim Hochwasserschutz schneller voranzukommen. Mehr als 1.000 Ideen gibt es. Gebraucht werden jetzt Grundstücke.
Ahr-Radweg wäre gut für Tourismus
Ein gutes Beispiel ist der teilweise zerstörte Ahr-Radweg. Da hielten die meisten im Ahrtal eine Höhenroute für sinnvoll. Einen Feldweg gibt es sogar schon. Dieser verläuft aber über die Grundstücke von Waldbesitzerinnen und -besitzern. Einige von ihnen wollen keinen Radweg.
Darüber ärgert sich der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, Dominik Gieler. Denn dieser Radweg wäre zum einen gut für den Tourismus im Ahrtal und zusätzlich eine neue Strecke für die Radpendler aus dem südlichen Nordrhein-Westfalen, glaubt er. Aber auch hier gilt: Wenn die Grundstückseigentümer nicht wollen, geht es mit dem Wiederaufbau des Ahrtals vorerst nicht weiter.