Hilfsaktion im Kreis Ahrweiler

Hunderte Dachdecker helfen Hochwasser-Opfern an der Ahr

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Dachdecker aus ganz Deutschland sind an die Ahr gekommen, um die Hausdächer von Flutopfern zu reparieren. Nach Angaben des Initiators beteiligen sich mehr als 100 Betriebe.

Die Dachdecker haben sich am Mittwochmorgen in Kalenborn auf einer Wiese getroffen und sich von dort aus im Ahrtal verteilt. "Wir wollen ein Zeichen setzen, dass nicht nur Unrat aus dem Ahrtal gebracht wird, sondern auch wieder aufgebaut wird", sagte Initiator Bernd Krinninger, der Inhaber von Heimbach Bedachungen in Lahnstein.

"Diese Hilfsaktion ist regelrecht explodiert."

Er hatte den Hilfsaufruf nach eigenen Angaben in der vergangenen Woche in den sozialen Netzwerken gestartet und eigentlich nur damit gerechnet, dass ihn ein paar Kollegen unterstützen. Jetzt aber sei die Aktion regelrecht "explodiert".

Dachdecker aus ganz Deutschland im Kreis Ahrweiler im Einsatz

Wie Bernd Krinninger berichtet, beteiligen sich mindestens hundert Betriebe. Allein am Mittwoch seien 105 Firmen gekommen, weitere Dachdeckerbetriebe hätten ihren Besuch für die Folgetage angekündigt. Krinninger rechnet damit, dass am Ende mehrere hundert Dachdecker aus dem gesamten Bundesgebiet dabei sind. Sie würden mit eigenem und durch Firmen gespendetem Material im Landkreis Ahrweiler den Flutopfern helfen.

An einem Haus in Altenahr-Kreuzberg hängt ein Laken mit der Aufschrift "Danke" an der Wand.
Beim Aufräumen im Hochwassergebiet an der Ahr sind die Menschen sehr dankbar für die Hilfe, so wie hier in Altenahr-Kreuzberg.

Am Mittwochmorgen stand der Initiator der Aktion an einer Straße in der Verbandsgemeinde Altenahr und versuchte, den Verkehr zu regeln. Immer neue Lastwagen mit Regenrohren, Leitern, Planen und Holzbalken kamen an - sogar aus Schleswig-Holstein, Bayern oder Berlin.

In Rech, Dernau und Mayschoß ging es los

Die Handwerker wollen laut Krinninger im Hochwassergebiet unter anderem beschädigte Dächer abdichten und die Entwässerungsanlagen der beschädigten Häuser reparieren. So habe die Flut unter anderem Fallrohre abgerissen. In Mayschoss helfen sie etwa Waltraut Schütz.

"Ohne die Hilfe der Dachdecker kämen wir hier nicht durch diese Katastrophe."

Dort stand das Elternhaus ihres Ehemannes bis zur Decke des zweiten Stockwerks unter Wasser. Die Familie, die dort lebte, musste nach der Flut mehrere Tage lang unter dem Dach auf die Evakuierung warten. Waltraut Schütz ist froh über die Hilfe der Dachdecker aus ganz Deutschland.

Auf dem Dach ihres Hauses klafft ein richtig großes Loch, erzählt sie. An einen Wiedereinzug könne man momentan überhaupt noch nicht denken. Jetzt klettert Andreas Schulte aus dem Sauerland mit seinen Kollegen auf das Dach, sie begutachten die Schäden und reparieren sie, beseitigen Treibgut und bringen neue Regenrohre an.

"Wir wollen in Rech, Dernau und Mayschoß loslegen und dann auch in die anderen Orte an der Ahr kommen."

Dachdecker wollen Dächer abdichten und Fallrohre erneuern

Ohne eine Ableitung bestehe die Gefahr, dass sich Regen sammele und erneut in die Häuser laufe. Andere Gebäude seien abgedeckt worden und müssten provisorisch mit Planen abgedichtet werden. Viele Dachdecker und ihre Betriebe im Ahrtal seien durch die Katastrophe selbst betroffen.

Der Schaden am Dach des Hauses, das Andreas Schulte und seine Mannschaft provisorisch abdichten, beträgt nach Schätzung der Dachdecker rund 25.000 Euro. Auf Waltraut Schützes Anwesen ist dies nur ein kleiner Schadensposten. Denn auch ihr Privathaus hat das Hochwasser unbewohnbar gemacht.

Provisorisch gezimmerte Stützen des Technischen Hilfswerks sichern die Statik. "Hier war die Küche, da das Wohnzimmer", sagt sie, als sie auf Räume zeigt, die einem über Jahre verlassenen Rohbau ähnlicher sind als dem Zuhause einer Familie. Sie wisse nicht, wie es weitergehe. Aktuell sind sie und ihr Mann in einer Ferienwohnung untergekommen.

Dachdecker werden noch mehrere Tage im Ahrtal weiterarbeiten

Nach Krinningers Angaben kommen einige Dachdecker und Betriebe nur für einen Tag an die Ahr, andere dagegen am Wochenende oder gleich für mehrere Tage. Die Lohnkosten, auf die die Betriebe für den ehrenamtlichen Einsatz verzichten, schätzt der Lahnsteiner im Millionenbereich.

Allein die Materialkosten beliefen sich auf rund 750.000 Euro. Das Material komme nicht nur von den Dachdecker-Betrieben selbst, sondern sei auch von Unternehmen gespendet worden. Was an Material übrig bleibe, solle im Ahrtal zerstörten Handwerksbetrieben zum Wiederaufbau zugutekommen.

Hilfsaktion nicht mit Behörden abgesprochen

Die Hilfsaktion ist laut einem Sprecher des Landes nicht mit der Einsatzleitung oder der Kreisverwaltung abgesprochen. Man sehe das Engagement dennoch "äußert positiv". Um Hilfen jedoch "zielgerichtet einsetzen zu können", verweist er auf die Seite www.fluthilfe.rlp.de.

Weil Krinninger die Erfahrung gemacht habe, dass die Koordination der freiwilligen Helfer in der Vergangenheit nicht wirklich funktioniert habe, habe er sich gegen den offiziellen Weg entschieden, sagt der Dachdecker. Die Versicherer wolle er dabei nicht aus der Pflicht nehmen. Vielmehr wolle er mit der Aktion zeigen, dass "das Handwerk das Ahrtal nicht im Stich lässt".

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