Landkreis arbeitet an Lösung

Sexuelle Gewalt: Hilfsangebote im Kreis Neuwied laufen aus

Stand
Autor/in
Sarah Mauer
Foto von Multimediareporterin Sarah Mauer

Für weibliche Opfer sexueller Gewalt gibt es im Kreis Neuwied voraussichtlich ab 2025 keine Beratungs- und Unterstützungsangebote mehr. Denn der Frauennotruf Koblenz kann die Region nicht länger mitversorgen.

Bislang hat sich der Frauennotruf in Koblenz auch um betroffene Frauen aus dem Kreis Neuwied gekümmert. Die Koblenzer Beratungsstelle ist nach eigenen Angaben allerdings schon seit Jahren überlastet, weil sie bislang nicht ausreichend finanziert wird. Vier Teilzeitstellen kommen demnach auf ein Einzugsgebiet von rund einer halben Million Menschen - den Kreis Neuwied nicht einbezogen.

Deshalb habe der Kreis Neuwied für 2024 seinen Zuschuss an den Frauennotruf Koblenz erhöht, damit sich dieser übergangsweise weiter um Betroffene aus dem Landkreis kümmern könne, teilt die Kreisverwaltung mit. Diese Regelung laufe aber zum Jahresende aus.

Verein gegen sexuellen Missbrauch wird aufgelöst

Zudem hat sich im Kreis Neuwied ein gemeinnütziger Verein aufgelöst, der sich seit mehr als 30 Jahren um Opfer sexueller Gewalt gekümmert hat. Grund für das Aus des Trotzdem-Lichtblick-Vereins sei vor allem, dass der Nachwuchs gefehlt habe, sagt Heidetraut Kluckow. Sie war lange im Vorstand des Vereins.

Wir kämpfen und kämpfen, aber es passiert nichts.

Heidetraut Kluckow hat mit ihrem Trotzdem-Lichtblicke-Verein versucht, sexuelle Gewalt im Kreis Neuwied zu bekämpfen.
Heidetraut Kluckow hat sich jahrzentelang mit ihrem Trotzdem-Lichtblicke-Verein um Frauen und Mädchen gekümmert, die sexuelle Gewalt erlebt haben. Nun hat sich der Verein aufgelöst.

Politik im Kreis Neuwied muss Lösung finden

Viele Mitglieder seien von Anfang an dabeigewesen und mittlerweile über 70 Jahre alt, sagt Kluckow. Trotzdem blickt sie ohne Bedauern auf die Auflösung: "Ich glaube, das war der richtige Zeitpunkt, um diesen Verein aufzugeben." Aus ihrer Sicht ist nun die Politik am Zug.

Diese müsse nun eine eigene Institution schaffen und könne sich nicht mehr auf dem Ehrenamt ausruhen, meint Kluckow: "Wir kämpfen und kämpfen, aber es passiert nichts. Weil wir keine Unterstützung haben, keine Gelder." Deutschland habe die Istanbul-Konvention unterzeichnet und sei damit nun in der Pflicht, Frauen vor Gewalt zu schützen.

Das zuständige Ministerium in Rheinland-Pfalz teilte mit, dass für den Gewaltschutz für Frauen in den vergangenen Jahren einiges getan worden sei. Demnach wurde das Budget für die Gewaltprävention nahezu verdoppelt und soll sich weiter steigern. Zudem sei ein Aktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Arbeit, der Ende des Jahres beschlossen werden solle.

Ich habe den Eindruck, da ist etwas in Bewegung gekommen und ich bin vorsichtig optimistisch.

Kreis Neuwied will eigenen Frauennotruf aufbauen

Damit Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben, ab 2025 nicht auf sich allein gestellt sind, arbeitet der Kreis Neuwied daran, einen eigenen Frauennotruf aufzubauen. Die zuständige Gleichstellungsbeauftragte, Daniela Kiefer, erhofft sich davon auch eine Verbesserung des bisherigen Angebots: eine professionelle Beratung in der Nähe des eigenen Wohnorts.

Kiefer sieht in dieser Situation auch eine Chance für den Kreis Neuwied: "Ich habe den Eindruck, da ist etwas in Bewegung gekommen und ich bin vorsichtig optimistisch."

Finanzierung im Kreis Neuwied noch nicht geklärt

Allerdings müssen noch einige Hürden genommen werden, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Denn nach Angaben der Kreisverwaltung gibt es noch keinen Träger für den geplanten Frauennotruf. Gespräche dazu liefen aber bereits.

Außerdem müsse auch noch geklärt werden, wie das Ganze finanziert werden könne. Der Landkreis habe bereits einen Zuschuss vom Land beantragt, so die Kreisverwaltung: "Denn ohne Landeszuschuss wird es wohl kaum einen eigenen Frauennotruf geben."

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