Kaum steht Lothar Hümmerich am Gatter zur großen Weide gleich am Ortsrand von Harschbach, trotten seine vier Esel langsam auf ihn zu. Die Tiere sind zutraulich und neugierig, lassen sich streicheln und füttern.
Der 65 Jahre alte Eselhalter freut sich sehr darüber, dass es seiner kleinen Eselherde, allen voran "Florie", besser geht. Der Wolf hatte das sieben Jahre alte Tier zwei Mal gebissen: am Hals und hinten am Bein. Dort, zeigt Lothar Hümmerich auf Fotos, klaffte danach eine tiefe Fleischwunde.
Wunden von angegriffenem Esel aus Harschbach fast verheilt
Die Tierärztin habe einen super Job gemacht, sagt Hümmerich. Mittlerweile sei die Wunde fast verheilt. "Florie" trägt aber immer noch einen Umhang mit Zebrastreifen, der die Fliegen von seiner Wunde abhalten soll. Ansonsten hätten die Esel die ganze Sache schon fast wieder vergessen, meint ihr Besitzer. "Die haben jetzt keine Traumata davongetragen."
Wolf stammte aus Rudel in Sachsen-Anhalt
Ihn selbst lässt der Angriff allerdings nicht ganz kalt. Seit dieser Woche steht definitiv fest, dass es wirklich ein Wolf war, der seinem Esel Mitte April die schweren Wunden zugefügt hat. Mittels DNA-Analyse sei das eindeutig nachgewiesen worden, teilte das Koordinationszentrum Luchs und Wolf mit.
Demnach wurde der Esel aber nicht von einem Wolf aus dem sogenannten Hachenburger Rudel verletzt. Bei der Analyse im Senckenberg Institut habe sich herausgestellt, dass es ein Wolf aus einem Rudel in Sachsen-Anhalt war - etwa 500 Kilometer entfernt.
Auch deshalb ist Tierliebhaber Lothar Hümmerich mittlerweile der Ansicht, dass Wölfe gezielt abgeschossen werden sollten. Denn es seien zu viele von ihnen unterwegs. "Bei dieser Anzahl, die jetzt hier zu sein scheint, ist langsam die Grenze erreicht, wo man eine Bejagung freigeben muss - so wie bei anderen Tieren auch", meint Hümmerich und wünscht sich einen Strategiewechsel des Landes mit Blick auf den Wolf.
Jäger, Bauernchef und Naturschützer äußern sich Lemke will Wolfsabschuss erleichtern: Reaktionen aus dem Westerwald
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will laut Medienbericht den Abschuss von Wölfen erleichtern. Die Reaktionen darauf aus dem Westerwald fallen unterschiedlich aus.
Bauernpräsident fordert Abschuss von Problemwölfen
Ähnliches hatte auch der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Marco Weber, Anfang der Woche gefordert. Wölfe müssten gezielt abgeschossen werden dürfen. Das gelte insbesondere für Tiere, die übergriffig würden. Kein Tierhalter wolle in ständiger Angst vor Wolfsangriffen leben.
Umweltministerin Eder verweist auf Förderung von Schutzmaßnahmen
Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) sagte im Ausschuss für Umwelt und Forsten, in einigen Fällen von Wolfsrissen seien Herden nicht ausreichend auf der Weide geschützt gewesen.
Eder betonte, dass nicht die ortsansässigen Wölfe des Hachenburger Rudels die Tiere getötet hätten, sondern durchziehende Wölfe aus dem Osten. Vor allem im Frühjahr würden die vorjährigen Jungwölfe vom Rudel verstoßen und begännen Wanderungen, die teilweise hunderte Kilometer weit weg vom ursprünglichen Rudelgebiet führen können. Bei einem Mindestschutz der Weidetiere sinke die Wahrscheinlichkeit eines Übergriffs, sagte Eder. Das Land fördere vorbeugende Maßnahmen wie auch Projekte zur Weidetierhaltung. Der Abschuss von Wölfen ist in Rheinland-Pfalz grundsätzlich verboten.
Land übernimmt Tierarztkosten für verletzten Esel
Tierhaltern wie Eselbesitzer Lothar Hümmerich bleibt deshalb nur, ihre Tiere so gut es geht zu schützen. Vom Land, das auch die Tierarztkosten für "Flories" Behandlung übernimmt, bekommt er jetzt Geld für einen wolfssicheren Schutzzaun. Ein ungutes und unsicheres Gefühl aber bleibe, sagt er.