In der Verbandsgemeinde Asbach im Kreis Neuwied geht die Angst vor dem bösen Wolf um. Nach Angaben von Verbandsbürgermeister Michael Christ gab es in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder Sichtungen von Wölfen. Der Wolf habe außerdem Tiere von Bauern in der Gemeinde gerissen.
Vor einigen Wochen gab es in der Gemeinde schon eine Infoveranstaltung zum Thema. Daraufhin hätten sich viele Menschen an Bürgermeister Christ gewendet und ihre Sorgen geschildert.
Zwei Wölfe für 36 Risse im Westerwald verantwortlich
Verantwortlich für die Risse in der Gemeinde sollen vor allem zwei Wölfe aus einem Rudel sein, das sich im Westerwald angesiedelt hat. Nach Einschätzung des Koordinationszentrum für Luchs und Wolf in Rheinland-Pfalz sind die beiden für mehr als 36 Risse im Westerwald im Jahr 2021 verantwortlich. Deswegen gibt es aus der Verbandsgemeinde jetzt Forderungen nach einer "gezielten Entnahme" der beiden Wölfe. Das könne den Abschuss bedeuten, oder aber die Wölfe zu fangen und in einen Tierpark zu bringen, sagt Bürgermeister Christ.
Konflikt zwischen Nutztierhaltung und Artenschutz
Die Wolfsrisse sind für Landwirte und Schäfer ein Problem. Bio-Landwirt Thomas Wilsberg aus Asbach-Oberplag sagt, er sei weder Gegner des Wolfs noch des Artenschutzes. Dennoch seien vor zwei Jahren zwei seiner frisch geborenen Kälber auf der Weide gestorben. Ziemlich sicher durch den Wolf, sagt er, auch wenn das nicht endgültig bewiesen worden sei. Zehn Tiere in einer Herde seien daraufhin wild geworden und nicht mehr kontrollierbar gewesen. Er habe sie zum Schlachter geben müssen, sagt der Landwirt.
Schutz vor dem Wolf: Einzäunung nicht immer möglich
Die mögliche Maßnahmen zum Schutz vor dem Wolf seien für ihn keine guten Optionen, sagt Wilsberg. Auf seinem Bio-Hof seien die Tiere viel auf der Weide. Herdenschutzhunde kämen bei Rindern nicht in Frage. Auch ein Wolfsschutzzaun sei auf seinen Weideflächen nur schwer umsetzbar. Zwar würden die Materialien gefördert, aber nicht der Bau der Zäune. Das müsste er selbst stemmen.
Wilsberg hält unter anderem schottische Highland-Rinder, die auch in sumpfigen Gebieten weiden. Dort könnten keinen Zäune installiert werden. Er mache diese Haltung aus Liebe zum Naturschutz, Geld verdiene er damit nicht. Sollte der Wolf wieder ein Kalb holen, werde er die Haltung dieser Rinder aufgeben, sagt der Landwirt.
Ein Problem sind aus Sicht des Bio-Bauern auch die Entschädigungszahlungen. Sollte ein Tier nachweislich vom Wolf getötet worden sein, entschädige das Land ihn für den Verlust, sagt Wilsberg. Allerdings bekomme er für ein Kalb nur etwa 40 Euro. Ein ausgewachsenes Rind würde etwa 1.000 Euro einbringen. Die Differenz müsse er selbst tragen.
Tiere sollen einen Sender bekommen
Die beiden sogenannten Problemwölfe bewegen die Menschen im nördlichen Westerwald schon länger. Anfang Februar hatte das Land bereits angegeben, es wolle die beiden Tiere vorerst nicht "entnehmen", sondern an den Tieren einen Sender anbringen. Der Bauernverband hatte das bereits kritisiert.
Der Wolf steht in der Europäischen Union unter strengem Artenschutz. Zwar gibt es die Möglichkeit, sogenannte Problemwölfe zu "entnehmen", doch das ist mit hohen Hürden verbunden. Die Landesregierung sieht diese Hürden noch nicht erreicht.
Die beiden Wölfe sind die Elterntiere im Rudel
Die beiden Tiere, die von der Verbandsgemeinde Asbach als Problemwölfe bezeichneten werden, gehören nach Angaben des Landes zum Leuscheider Rudel und sind dort die Elterntiere. Dieses Rudel hat sich im Westerwald niedergelassen. Das Landesumweltministerium schätzt das Rudel auf zwölf Tiere. Demnach gab es in den Jahren 2020 und 2021 im Rudel 14 Welpen, von denen aber vier durch Verkehrsunfälle getötet worden seien.
Wolfsrudel sind Familienverbände, also Eltern mit Jungtieren. Nach etwa 22 Monaten ist ein Wolf geschlechtsreif und verlässt sein Rudel. Einige der Jungtiere im Westerwald könnten das Rudel demnach bereits verlassen haben.