Zwei Wölfe des Leuscheider Rudels im nördlichen Westerwald an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen sollen nach Auskunft des Umweltministeriums in Mainz einen Sender bekommen. Der Rüde und die Fähe hatten laut Ministerium in den vergangenen Monaten mehr als 30 Nutztiere im Kreis Altenkirchen gerissen, darunter etwa Schafe und Ziegen.
Die Idee hinter dem Projekt: Wenn die Weidetierhalter früh genug erfahren, dass die Wölfe in der Nähe sind, können sie kurzfristig spezielle Schutzzäune aufstellen. So sollen die Tiere besser vor den Wölfen geschützt werden, heißt es vom Umweltministerium. "Ich sehe die Besenderung als ein geeigneteres Mittel für die Befriedung des Konflikts Wolf-Nutztierhalter", sagt Umweltministerin Katrin Eder (Grüne). Die Besenderung sei aber keineswegs die Vorstufe zum Abschuss der sogenannten "Problemwölfe", betont sie. Denn Wölfe sind in Deutschland derzeit streng geschützt.
Wie funktioniert die Warnung der Tierhalter in der Praxis?
Wie das Umweltministerium auf Nachfrage mitteilt, gibt es kein Live-Tracking der Wölfe und keine unmittelbare Alarmfunktion für Tierhalter. Das Koordinationszentrums Luchs und Wolf (KLUWO) mit Sitz in Trippstadt veröffentliche auf seiner Internetseite Karten von Gebieten, in denen die Wölfe aktiv gewesen seien. Über die Bürgermeister der jeweiligen Verbandsgemeinden, die Ortsbürgermeister der Gemeinden oder die Verwaltungen und Behörden könne das KLUWO zudem Informationen und Angebote direkt an die Tierhalter weitergeben.
Wo können die Tierhalter dann kurzfristig einen Zaun herbekommen?
Wie das Umweltministerium weiter mitteilt, hält das KLUWO mit seinen Netzwerkpartnern gewisse Materialbestände für Weidezäune und temporäre Maßnahmen wie Blinklampen und Flatterband bereit. Schutzzäune würden zudem finanziell gefördert. Ein Netzzaun ist nach Auskunft des Ministeriums zumindest auf einem Teil der Weide schnell aufgebaut. Somit sei übergangsweise ein Grundschutz auf einem Teilstück der Weide machbar.
Bauernverband ist von Konzept nicht überzeugt
Der Bauernverband im Westerwald hingegen sieht das Projekt kritisch. "Dass aufgrund der Besenderung kurzfristige Schutzmaßnahmen ergriffen werden können, sehen wir in der Praxis sehr skeptisch", sagt Markus Mille. Er kennt als Geschäftsführer der Bezirksgeschäftsstelle Hachenburg des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau die Sorgen der Tierhalter im Westerwald gut.
Mille hofft nach eigenen Angaben jedoch, dass eine Besenderung der beiden Wölfe künftig dabei helfen könnte, die Tiere aufzuspüren, falls solche "Problemwölfe" doch noch zum Abschuss freigegeben würden. "Vor diesem Hintergrund wäre es begrüßenswert, wenn alle Mitglieder des Leuscheider Rudels besendert würden", so Mille.
Bauernverband kritisiert Zahlen des Ministeriums
Markus Mille kritisiert darüber hinaus, dass das Umweltministerium in Mainz nicht alle Zahlen offenlegen würde. Der auffällige Wolfsrüde sei nicht nur für 30 Angriffe auf Weidetiere verantwortlich, sondern für mehr als 50. Bei all diesen Angriffen seien mehr als 100 Schafe und Damhirsche getötet worden.
"Die Umweltministerin verschleiert das Ausmaß der Schäden, die durch dieses Tier verursacht wurden, wenn sie dessen Nutztierrisse im benachbarten Nordrhein-Westfalen verschweigt und auch die Zahl der getöteten Nutztiere nicht nennt", kritisiert Mille. Auch deshalb fühlten sich die Weidetierhalter rund um die Leuscheider Heide vom Umweltministerium im Stich gelassen.