Haupteingang des Heilig Geist Krankenhauses in Boppard.

Gesellschafter haben am Abend getagt

Hoffnungsschimmer für angeschlagenes Krankenhaus in Boppard

Stand
Autor/in
Constantin Pläcking
SWR-Reporter Constantin Pläcking aus dem Studio Koblenz.

Das Krankenhaus in Boppard hat eine Gnadenfrist von einem Monat bekommen. Das erfuhr der SWR aus Gesellschafterkreisen nach einer internen Sitzung am Abend.

Die Gesellschafterversammlung des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein (GKM), zu dem das finanziell angeschlagene Krankenhaus in Boppard gehört, hat am Montagabend einen Sanierungsplan verabschiedet.

Dieser Plan sieht unter anderem vor, dass der Standort in Boppard geschlossen werden soll - es sei denn, der Rhein-Hunsrück-Kreis erklärt sich bereit, die finanziellen Verluste aufzufangen. Dieser hat nun einen Monat Zeit, eine entsprechende Zusage zu machen. Zwar hatte sich der Rhein-Hunsrück-Kreis bei seiner Sitzung in der vergangenen Woche bereits mit dem Thema beschäftigt, konnte sich aber nicht auf einen entsprechenden Rettungsplan einigen.

Die gerade erst gewählten neuen Kreistagsmitglieder bräuchten dafür mehr Zeit, hatte Landrat Volker Boch (parteilos) vor der Gesellschaftversammlung gesagt. Laut Bloch ist der Rhein-Hunsrück-Kreis zwar grundsätzlich bereit, auch noch mehr Geld für das Krankenhaus in Boppard zu geben, um es zu erhalten. Noch aber gebe es keinen entsprechenden Beschluss. 

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Zukunft des Krankenhauses weiter offen

Damit ist weiter offen, ob es eine Zukunft für das Krankenhaus in Boppard gibt oder nicht. Denn ohne weitere finanzielle Zuschüsse sieht es düster aus. Der Klinikverbund GKM mit insgesamt fünf Standort schreibt schon lange rote Zahlen. Der geplante Verkauf an einen Investor hat sich zerschlagen. Deshalb hatte eine Beratungsgesellschaft einen Sanierungsplan erarbeitet - und schlägt darin vor, das Krankenhaus in Boppard zu schließen, um Geld zu sparen. Das sorgte in Boppard für Proteste.

Zwar hat einer der Gesellschafter, eine kirchliche Stiftung, zusammen mit dem Rhein-Hunsrück-Kreis und der Stadt Boppard einen Rettungsplan für das Krankenhaus entwickelt: Demnach sollen die Stadt Boppard und der Rhein-Hunsrück-Kreis jeweils 25 Prozent und die Stiftung 50 Prozent des Defizits übernehmen. Allerdings nur als Darlehen in genau benannter Höhe, das bis Ende des Jahres befristet ist. Das reicht den Hauptgesellschaftern aber nicht.

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Hauptgesellschafter fordern, dass Rhein-Hunsrück-Kreis Geld gibt

Die Hauptgesellschafter des GKM sind die Stadt Koblenz und der Kreis Mayen-Koblenz: Sie müssen schon mit mehreren Millionen Euro die Verluste ausgleichen, die das kommunale Krankenhaus Kemperhof schreibt. Für den Erhalt des Krankenhauses in Boppard im Rhein-Hunsrück-Kreis sehen sie sich nicht zuständig und wollen dafür auch kein Geld mehr geben. Aus ihrer Sicht kann man das Krankenhaus in Boppard nur erhalten, wenn der Rhein-Hunsrück-Kreis dessen Verluste ausgleicht. Und das mindestens bis Ende 2025.

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Betriebsrat in Boppard hofft auf Wunder

Die Betriebsratsvorsitzende im Krankenhaus Boppard, Bärbel Friedrich, sagte dem SWR im Vorfeld der Sitzung, sie bete jeden Tag für das Krankenhaus Heilig Geist in Boppard. "Wir fühlen uns hier schlimm, und das seit Monaten", sagt sie. Friedrich findet, das Krankenhaus leiste gute Arbeit und sei wichtig für die Region. Das Personal in Boppard hoffe, dass die Gesellschafter dem Schließungs-Plan am Montagabend nicht zustimmen. Sondern dass es noch etwas Zeit gibt, das Krankenhaus zu retten.

2023 machten Krankenhäuser in Lahnstein und Bad Ems dicht

Sollte Boppard dicht machen, wäre das die nächste Krankenhaus-Schließung im Großraum Koblenz. Erst Ende vergangenen Jahres meldete das St. Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein überraschend Insolvenz an und wurde trotz aller Proteste von Beschäftigten und Bürgern innerhalb weniger Wochen geschlossen. Auch die Paracelsus-Klinik in Bad Ems konnte trotz aller Bemühungen nicht gerettet werden. Ende März 2023 stellte sie den Betrieb ein.

Wie geht es mit dem Krankenhaus in Nastätten weiter?

Zum GKM gehört auch das Krankenhaus in Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis. Dafür schlagen die Berater in ihrem Sanierungskonzept vor, es aus dem Gemeinschaftsklinikum heraus zu lösen. Voraussetzung ist, dass der kirchliche Träger des Krankenhauses, der zu den GKM-Gesellschaftern gehört, seine Zustimmung gibt.

Dieses Krankenhaus würde aber vermutlich erhalten bleiben, weil es im Landeskrankenhausplan als unverzichtbar steht. Deshalb müsste vermutlich der Rhein-Lahn-Kreis dieses Krankenhaus übernehmen.

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