Den Straßen in der Gemeinde Grafschaft sieht man das Unwetter auch einen Tag danach noch deutlich an: Überall ist Schlamm und man muss aufpassen, nicht auszurutschen. Christoph Burmester hat das Unwetter mitbekommen und auch damit gerechnet. Die Heftigkeit habe ihn dann aber doch überrascht, sagt er. "Die ganze Straße war eine Seenplatte. Der Hauptzufluss kam von einem Acker, wie ein Gebirgsfluss hier rüber."
Garagen und Keller in der Gemeinde Grafschaft voll gelaufen
Dabei ist Christoph Burmester noch vergleichsweise glimpflich davongekommen: Bei ihm ist nur etwas Wasser durch ein undichtes Fenster in den Keller gelaufen. Anders sieht es ein paar Meter weiter die Straße hinunter bei Annika Kronshut aus, die gerade das Haus ihrer Schwiegeroma zusammen mit Freunden und Familie aufräumt: "Hier kam's von allen Seiten - hinten über die Wiese vom Pferdehof, vorne kam der Gullydeckel hoch", schildert sie. Das Wasser sei in die Garage gelaufen, dann seien auch zwei Kellerfenster aufgesprungen.
Im Keller stand das Wasser dann etwa 1,50 Meter hoch. Annika Kronshut hat schon fast damit gerechnet, dass das Unwetter wieder für Aufräumarbeiten sorgt, erzählt sie: "Es ist das gleiche Bild wie vor drei Jahren." Damals hatten die schweren Regenfälle, die unten im Ahrtal die Flutkatastrophe auslösten, auch hier oben für Überschwemmungen gesorgt.
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Aufräumarbeiten nach Unwetter auch in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Weiter unten im Ahrtal sind auch bei Norbert Glatzer aus Bad Neuenahr-Ahrweiler im Mehrfamilienhaus wieder die Keller und Garagen voll gelaufen. Er ist auch noch mit Schlamm schippen beschäftigt: "Man wusste, dass was kommt. Aber, dass es wieder so heftig kommt, dass konnte keiner ahnen", meint er. Irgendwann habe sich die Straße mit Wasser gefüllt, da hätten sie nicht mehr viel machen können. "Das Wasser sucht sich dann seinen Weg."
Eine Straße weiter, bei Thomas Weißbach, ist es glimpflicher abgelaufen, weil die Straße etwas höher liegt - er muss nur den kleinen Kanal vor dem Haus reinigen. Aber er ärgere sich darüber, dass erst so spät Warnungen gekommen seien, sagt er.
Landrätin informierte über Vorgehen am Unwetter-Tag
Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) sagte bei einem Pressestatement am Freitagmittag, die Verantwortlichen hätten sich am Donnerstag frühzeitig zusammengesetzt und die Lage beobachtet und auch die Einsatzkräfte vorgewarnt. Im Laufe des Tages seien immer wieder aktualisierte Informationen an die Presse und die Bevölkerung gegeben worden - unter anderem auch über den Facebook-Kanal des Kreises. Wegen der Vielzahl der Einsätze an verschiedenen Orten habe die Technische Einsatzleitung zwischenzeitlich die Koordination übernommen. Das habe gut geklappt.
Verletzt wurde bei dem Unwetter nach ihren Erkenntnissen niemand, sagte Weigand. Aber für viele kamen die schlimmen Erinnerungen an die Flutkatastrophe 2021 wieder hoch. "Das war emotional keine einfache Situation", so Weigand. Jetzt müssen wieder Keller ausgepumpt und Schlamm geschippt werden. Die Aufräumarbeiten im Kreis Ahrweiler werden für viele wohl noch ein paar Tage dauern.