20 Jahre nach der Katastrophe im Indischen Ozean

Gerhard Trabert und der Tsunami: "Diese Bilder bleiben im Gedächtnis"

Stand
Das Interview führte
Michael Lueg
Interview mit
Dr. Gerhard Trabert
Onlinefassung
SWR1

Am 26. Dezember 2004 verlieren durch einen Tsunami im Indischen Ozean über 230.000 Menschen ihr Leben. Nach der Katastrophe war auch der Mainzer Arzt Gerhard Trabert vor Ort.

Besonders betroffen waren Länder wie Indonesien, Sri Lanka, Indien und Thailand. In diesem Jahr jährt sich diese Katastrophe zum 20. Mal. Einer der Helfer dort war der Mainzer Notarzt Gerhard Trabert. Er hat inmitten der Zerstörung medizinische Hilfe geleistet.

 

SWR1: Haben Sie noch die Bilder im Kopf?

Gerhard Trabert: Oh ja, ich habe noch sehr viele Bilder im Kopf. Das war so beeindruckend. Auf der einen Seite hat man wieder die Schönheit des Meeres, des Sandstrands und der Palmen gesehen. Wenn man sich umdrehte, sah man eine völlig zerstörte Stätte, wo Boote in das Landesinnere hinein katapultiert wurden. Also das ist mir in Erinnerung geblieben.

Und die Fassungslosigkeit der Menschen, dass dieses geliebte Meer, was Spender von Leben und Nahrung war, ihnen so zugesetzt und Leben zerstört hat.

Gerhard Trabert nach der Katastrophe: "Diese Bilder trage ich immer mit mir!"

SWR1: Die schlimmen Bilder dieser Katastrophe sind um die Welt gegangen. Wie hat Sie dieses Erleben im Katastrophengebiet geprägt?

Trabert: Das eine ist im Fernsehen so etwas zu sehen. Das andere ist es wirklich vor Ort zu sehen und es zu riechen. Dort wurden die Toten verbrannt. Man hat sofort einen ganz typischen, süßlichen Geruch in der Nase gehabt. Und man wusste sofort, das sind Menschen, die gestorben sind, die verbrannt wurden.

Oder wir waren in einer Stadt, die vollkommen zerstört war. Dann sehen sie auf einmal in einer noch rudimentär vorhandenen Hütte. Auf dem Boden ein Fotoalbum oder eine Milchflasche. Auf einmal wird das so abstrakte Geschehen ganz hautnah. Da war eine Familie. Leben die Menschen auf diesen Fotos noch? Lebt dieses Baby noch? Diese Bilder bleiben einfach im Gedächtnis und die trage ich immer mit mir.

Und gerade jetzt an so einem Jahrestag, wird das alles wieder ein sehr aktuell und bewusst. Das macht einfach traurig und betroffen.

20 Jahre Tsunami

Tsunami 2004: Kann so eine Katastrophe wieder passieren?

Eine riesige Welle, stellenweise 30 Meter hoch, rast auf die Küste zu und richtet beispiellose Zerstörung an: In diesen Tagen jährt sich zum 20. Mal der Tsunami vom 2. Weihnachtsfeiertag 2004. Im Indischen Ozean ereignet sich ein heftiges Seebeben, eines der stärksten Beben, das jemals aufgezeichnet wurde. Vollkommen unbemerkt bäumt sich eine riesige Welle auf. Das Wasser an den Küsten von Sri Lanka, Thailand oder Indonesien zieht sich erst zurück und kommt dann mit voller Wucht wieder. Aus einem Urlaubsparadies unter Palmen wird ein schreckliches Katastrophengebiet. Mehr als 230.000 Menschen sterben an diesem Tag in den Fluten. Allein in der indonesischen Provinz Aceh kommen 170.000 Menschen ums Leben. Wer überlebt hat, denkt bis heute an dieses schlimme Ereignis zurück. Im Weltspiegel Podcast erzählen uns deutsche Urlauber in Thailand von ihren Erlebnissen. Mit dabei ist auch unsere Südostasien-Korrespondentin Jennifer Johnston, die gerade in Khao Lak war – einer der Orte in Thailand, der mit am schlimmsten getroffen wurden. Host Philipp Abresch fragt sie auch: Kann so eine Katastrophe eigentlich noch einmal passieren?
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Moderation: Philipp Abresch
Redaktion: Udo Schmidt, Philipp Weber
Redaktionsschluss: 20.12.24
Foto: Picture Alliance / Junaidi Hanafiah
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Unser Doku-Tipp: die ARD-Wissen Doku „Tsunami-Alarm! Gefahr auch an Europas Küsten“ https://1.ard.de/tsunamis-in-europa-doku?w=wsp
Diese und alle weiteren Folgen vom Weltspiegel Podcast findet ihr hier: https://www.ardaudiothek.de/sendung/weltspiegel-podcast/61593768/

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