Kritik an Sanierungsplänen für DRK-Kliniken

Mehr als 17.000 Unterschriften für Erhalt der Geburtsstation in Hachenburg

Stand
Autor/in
Christoph Bröder

Das Sanierungskonzept der insolventen DRK-Kliniken in RLP sieht unter anderem vor, die Geburtsstation im Hachenburger Krankenhaus zu schließen. Dagegen regt sich nun Widerstand.

Katja Schütz arbeitet als Kinderkrankenschwester im Hachenburger Krankenhaus. Sie kritisiert die geplante Schließung der Geburtsstation. Deshalb hat sie am vergangenen Samstag eine Online-Petition gestartet, die bereits mehr als 17.000 Menschen unterzeichnet haben. "Damit haben wir nicht gerechnet. Es zeigt aber, dass die Anteilnahme der Menschen hoch ist", so Schütz.

Ich habe wirklich Angst, dass Frauen auf dem Weg ins Krankenhaus sterben.

Hebamme sorgt sich um Gesundheit schwangerer Frauen

Auch Christine Rebmann hat die Petition unterschrieben. Sie ist freiberufliche Hebamme auf der Hachenburger Geburtsstation und sagt, dass die verbliebenen Geburtsstationen in der Region jetzt schon am Limit seien. Zudem müssten die schwangeren Frauen immer weitere Wege fahren. "Ich habe wirklich Angst, dass Frauen auf dem Weg ins Krankenhaus sterben, falls es zu Komplikationen bei der Geburt kommt", sagt Christine Rebmann.

Die Hebamme hat in den vergangenen 20 Jahren miterlebt, wie in der Region andere Geburtsstationen geschlossen wurden. Sie sieht die Politik in der Pflicht, den Krankenhäusern finanziell zu helfen. Schließlich sei für die Rettung so mancher Firma während der Corona-Krise auch Geld da gewesen.

Es wäre eine Katastrophe, wenn dieses gut eingespielte Team auseinandergerissen würde.

Etwa 700 Kinder werden jährlich in Hachenburg geboren

Im Schnitt sind zuletzt etwa 700 Kinder pro Jahr im Hachenburger Krankenhaus zur Welt gekommen, sagt Martina Denter, die Leiterin der Geburtsstation. Viele Frauen hätten großes Vertrauen in ihr Team und würden sich bei ihnen gut aufgehoben fühlen. "Es wäre eine Katastrophe, wenn dieses gut eingespielte Team jetzt auseinandergerissen würde", sagt die Leiterin.

In erster Linie gehe es ihr jedoch um die schwangeren Frauen. Wenn die Geburtsstation in Hachenburg schließe, müssten die Frauen teilweise eine halbe Stunde weiter fahren bis zum nächsten Krankenhaus mit Geburtsstation - zum Beispiel nach Kirchen oder Dernbach. Vor allem im Winter, bei Eis und Schnee, sei das eine Zumutung für die Frauen.

Die Nachricht von der geplanten Schließung der Station hat mich ziemlich verunsichert.

Geburtsstation noch bis März in Hachenburg

Rebecca Riebel aus Rennerod erwartet Ende Februar ihr erstes Kind. Sie hat in ihrem Umfeld bisher nur Gutes über die Geburtsstation in Hachenburg gehört. Deshalb hat sie sich entschieden, dort zu entbinden. "Die Nachricht von der geplanten Schließung der Station hat mich ziemlich verunsichert", sagt die werdende Mutter.

Als sie mitbekam, dass die Geburtsstation in Hachenburg vor dem Aus steht, habe sie sich bereits nach Alternativen umgeschaut, sagt Riebel. Dann sicherte ihr das Krankenhaus aber zu, dass sie ihr Kind noch in Hachenburg entbinden könne. Laut den DRK-Verantwortlichen soll die Geburtshilfe bis Ende März geöffnet bleiben. Riebel war erleichtert, denn sonst hätte sie eine etwa 40-minütige Fahrt bis zu einem anderen Krankenhaus vor sich gehabt.

Auch die Renneroderin würde sich sehr wünschen, dass die Geburtsstation langfristig in Hachenburg bleibt. Sie unterstützt die Kritik der Hebammen und hat die Petition ebenfalls unterzeichnet. Doch ob die insgesamt 14.000 Unterschriften bei den DRK-Verantwortlichen Eindruck machen und vielleicht ein Umdenken bewirken, ist völlig offen.

Rheinland-Pfalz

SWR Aktuell - der Morgen in Rheinland-Pfalz Jetzt abonnieren: Newsletter mit RLP-Nachrichten am Morgen

Noch vor dem Frühstück auf Stand sein? Mit dem neuen Newsletter "SWR Aktuell - der Morgen in Rheinland-Pfalz" landen die Top-News und alles Wichtige für den Tag im Mailpostfach.

Mehr zum Thema Geburtshilfe

Geld gegen Kliniksterben Knapp sechs Millionen Euro für Geburtshilfe in RLP: Diese Kliniken bekommen Geld

Weil in RLP immer mehr Geburtskliniken schließen, schießt der Bund Geld zu. Nun ist klar, wie die Millionen auf die verbliebenen 29 Krankenhäuser mit Kreißsaal verteilt werden.

Aktuell um 12 SWR1 Rheinland-Pfalz

Mehr zu Kliniken in Rheinland-Pfalz

Altenkirchen

Zukunftskonzept vorgestellt Fortbestand der DRK Krankenhäuser in RLP gesichert

Die insolventen DRK-Krankenhäuser in Altenkirchen, Alzey, Hachenburg, Kirchen und Neuwied sind gesichert. Das teilt die Trägergesellschaft des Deutschen Roten Kreuzes mit.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Altenkirchen

Kahlschlag am Standort Altenkirchen befürchtet Geteiltes Echo auf Sanierungspläne für DRK-Kliniken im Norden von RLP

Alle Standorte der DRK-Krankenhäuser im Norden von RLP sollen erhalten bleiben. Die Reaktionen aus der Politik sind unterschiedlich. Kritik gibt es an den Plänen für Altenkirchen.

SWR4 RP am Freitag SWR4 Rheinland-Pfalz

Dernbach

Insolvenzverfahren in Eigenregie der DRK-Krankenhäuser So hat das Krankenhaus Dernbach die Insolvenz überwunden

Die DRK-Krankenhäuser unter anderem im Westerwald starten in ein Insolvenzverfahren in Eigenregie. Die Klinik in Dernbach hat ein ähnliches Verfahren durchgestanden - und das mit Erfolg.

Der Tag in RLP SWR1 Rheinland-Pfalz

Stand
Autor/in
Christoph Bröder