Ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ist der Wiederaufbau zwar in vollem Gange, aber nicht so weit, wie sich das viele Menschen gewünscht haben. Es fehlt an Handwerkern, Gutachtern und am Geld.
Dem 100-jährigen Hans Schönheit fehlt aber vor allem etwas anderes: der Optimismus! Der Kölner wohnt seit 2016 in Bad Neuenahr und ist davon überzeugt, dass das Ahrtal wieder so schön werden kann, wie es einmal war. Die Gegend habe alles, was dazu nötig sei: "Es ist ja auch eine wunderbare Lage," sagt Schönheit. Außerdem habe Bad Neuenahr einen Namen. Daran müsse man anknüpfen.
Rentner wünscht sich bessere Öffentlichkeitsarbeit
Wenn der Rheinländer selbst noch könnte, würde er sich gerne in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren. Das habe auch als Vorstand einer Bank in Köln zu seinen Aufgaben gezählt. Für eine bessere Kommunikation brauche es aber auch eine gute Verwaltung: "Die müssen das Ohr immer auf der Schiene haben", sagt Schönheit. Den Menschen besser zuhören.
Ein positives Beispiel sei die Art, wie die Leitung seiner Seniorenresidenz mit den Bewohnern kommuniziert habe. Regelmäßig, persönlich und mit festen Zusagen, die auch eingehalten worden seien.
Wo sind die Spendenmillionen geblieben? Der lange Weg zweier Senioren zu finanzieller Unterstützung nach der Flut
Die Verteilung der Spendengelder in den Flutgebieten sorgt bei Betroffenen immer wieder für Unmut. So auch bei zwei Senioren aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. Doch es gibt gute Nachrichten.
Bewusst dazu entschieden, im Ahrtal zu bleiben
Hans Schönheit wohnt in der Seniorenresidenz Villa Sibilla in Bad Neuenahr. Die Geschäftsführung habe nach der Flut dafür gesorgt, dass die Bewohner in Hotels und anderen Seniorenheimen untergekommen seien. Er habe von Seiten der Leitung immer das Gefühl vermittelt bekommen, dass in der Seniorenresidenz bald alles wieder gut werde. Deswegen sei er in Bad Neuenahr geblieben, obwohl das Haus aktuell noch eine Baustelle sei. Dieses Gefühl brauche es für die gesamte Stadt und das gesamte Tal. "Die Politik soll sich hinstellen und sagen: Wir schaffen das!"
Vergleich mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Rentner ist vor der Flut noch regelmäßig mit seinem E-Scooter an der Ahr entlang von Bad Neuenahr bis nach Dernau gefahren, um dort Wein zu kaufen. Das gehe jetzt nicht mehr, weil die Fußwege nicht mehr existierten, sagt Schönheit. Dennoch erledige er noch immer Besorgungsfahrten, Arztbesuche und Behördengänge alleine.
1948 sei er nach der Kriegsgefangenschaft in Großbritannien wieder zurück nach Köln gekommen. Dort war damals noch ein Großteil der Stadt zerstört. Die Zerstörung durch die Flut in Bad Neuenahr sei nicht vergleichbar mit der Zerstörung damals, sagt der 100-Jährige. Dennoch: "Damals wie heute braucht es das Gefühl, dass Dinge wieder gut werden. Dann kann auch diese Katastrophe überwunden werden."