Hilfe für psychisch kranke Menschen

"Stille Stunde" in Supermarkt in Zweibrücken

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Weniger Reize gibt es dienstagabends beim Einkaufen im Cap-Markt in Zweibrücken. Die "Stille Stunde" soll eine Erleichterung für Menschen mit psychischen Erkrankungen sein.

Menschen stehen an einer Kasse im Supermarkt - Stille Stunde im Cap-Markt Zweibrücken
Im Cap-Markt in Zweibrücken waren in der "stillen Stunde" mehr Kassen als normal geöffnet.

Pünktlich um 17.30 Uhr schalten die Mitarbeitenden im Cap-Markt in der Hallplatz-Galerie in Zweibrücken die Musik aus, es gibt keine Durchsagen mehr und die digitalen Werbetafeln gehen aus. Seit Anfang Mai macht der Supermarkt bis Ladenschluss um 18.30 Uhr eine "Stille Stunde". Zum Beispiel ADHS-Betroffene oder psychisch Kranke sollen ohne die vielen Einflüsse und Reize besser einkaufen können. Dennoch ist der Markt auch in dieser Stunde für alle geöffnet. 

Kundschaft im Supermarkt schätzt leise Atmosphäre

In Zweibrücken ist der Cap-Markt der erste Supermarkt mit diesem Angebot. Bei den Kundinnen und Kunden kommt das gut an. "Ich finde die Stunde gut", sagt Philip Zillmann. Mit einem Freund will er am Abend nur schnell ein oder zwei Sachen kaufen. "Wenn entspannte Musik beim Einkaufen läuft, dann trödelt man rum und kauft weiter ein, ohne sein Ziel zu verfolgen", sagt er. Kundin Sandra Hammer erledigt ihre Einkäufe gerne noch nach einem langen Arbeitstag. "Ich trage ein Hörgerät und genieße es, schnell nach Feierabend hier im Stillen einkaufen zu können", sagt sie. 

Eine Frau mit Kind beim Gemüse im Supermarkt - Stille Stunde im Cap-Markt in Zweibrücken
Im Cap-Markt in Zweibrücken spielte für eine Stunde keine Musik - auch auf Durchsagen wurde verzichtet.

Einkauf für ADHS-Betroffene aus Zweibrücken weniger erschöpfend

Bianca Peiler weiß, wie wichtig eine solche Zeit für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist. Die ADHS-Begleiterin hat selbst ADHS. Sie war bereits in der ersten Woche der Aktion im Cap-Markt einkaufen und ist überzeugt: "Ich brauche mal keine Einkaufsliste für zwei oder drei Produkte, sondern kann mir die merken. Ohne, dass durch die Reizüberflutung alles direkt wieder aus meinem Kopf verschwunden ist. Außerdem merke sie den Effekt danach. Die Reizüberflutung sorge für eine Erschöpfung nach dem Einkaufen, die nach dem Einkauf im CAP-Markt ausbleibe.

Bei neurodivergenten Menschen fehlt der Reiz-Filter im Gehirn. Bei zu vielen Reizen haben sie körperliche Beschwerden. Das kann bis zu einem sogenannten "Melt-Down" gehen, das bedeutet, dass die Menschen zusammenbrechen.

ADHS-Begleiterin hatte Idee zur "Stillen Stunde" in Zweibrücken

Mit Stadtratsmitglied Patrick Lang hat Peiler verschiedene Supermärkte in Zweibrücken auf die "Stille Stunde" angesprochen. Der Cap-Markt sei der erste gewesen, der das leise Einkaufen für eine Stunde eingerichtet hat. Mit anderen Märkten seien die beiden noch im Gespräch. "Damit neurodivergente Menschen mehr Optionen in Zweibrücken haben, wäre es gut, wenn sich noch mehr Supermärkte beteiligen", so Peiler. Von Cap-Markt wünscht sie sich noch ein Schild, das am Eingang des Ladens auf die "Stille Stunde" hinweist.

Weniger Geräusche auch positiv für Mitarbeitende des Supermarktes

Die Mitarbeitenden des Marktes möchten als Vorreiter die "Stille Stunde" noch optimieren. Ein Schild zur Information der Kundinnen und Kunden wäre gut, findet auch Mitarbeiterin Melanie Sommer. Alle Geräusche zu reduzieren, sei jedoch nicht möglich. "Es wird sich nicht ganz vermeiden lassen, dass Geräusche entstehen, wie jetzt unser Leergutautomat oder dass sich Leute unterhalten", sagt die Kassiererin. Trotzdem sei die Stunde auch für die Mitarbeitenden weniger aufwühlend und weniger hektisch.

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SWR