Für Winfried Maier und sein Team ist nun noch einmal Konzentration gefragt. Langsam fährt der Arm des Krans durch das Loch in der Wand. Eigentlich waren hier einmal große Fenster. Doch um die drei großen Kupferkessel aus dem Gebäude zu bekommen, mussten die Fenster ausgebaut werden. Und dennoch ist es ganz schön eng.
Firma aus Bayern baut Brauereianlagen am Donnersberg aus
"Der große Kessel hat einen Durchmesser von vier Metern. Der Durchgang ist nur 3,90 Meter", sagt Maier, der für ein Unternehmen aus Freising in Bayern den Ausbau der Anlagen in der Brauerei in Winnweiler koordiniert. Für das Problem haben Maier und seine Kollegen eine Lösung gefunden: "Wir haben den Kessel schräg gestellt, so haben wir ihn dann rausbekommen."
Beim nun dritten und letzten Kupferkessel geht es einfacher. Der ist nicht ganz so groß und passt deswegen durch die Öffnung. Mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen und einem Fassungsvermögen von 15 Hektolitern müssen dennoch alle anpacken, dass der Kran den Kessel ohne Schäden durch das Loch in der Wand kriegt. Seit einem Jahr werden sie nicht mehr genutzt. Die Bischoff-Brauerei hatte zunächst Insolvenz angemeldet und dann schließlich den Betrieb eingestellt.
Kupferkessel gehen nach Schottland und in die Schweiz
Auch wenn er nie ein Bier aus der Nordpfalz getrunken hat, so tut es Winfried Maier dennoch weh, wenn er nun am Donnersberg die Anlagen abbauen muss: "Es blutet das Herz, wenn die Kessel woanders hingehen und kein Bier mehr gebraut wird." Woanders, das heißt im Falle der drei Kupferkessel in die Schweiz und nach Schottland.
Die Firma aus Bayern verkauft die Anlagen an Interessenten. An solchen fehle es nicht - und das weltweit. Was auch im Sinne der Kanzlei Schultze und Braun ist. Sie kümmert sich um das Insolvenzverfahren von Bischoff. Und hat wiederum das Unternehmen beauftragt, den Ausbau und Verkauf der Anlagen zu übernehmen.
Gespräche mit Interessenten für Brauereigelände laufen
Wie ein Sprecher der Kanzlei mitteilt, laufen weiterhin Gespräche mit Interessenten für das rund 3,5 Hektar große Gelände. "Wir hätten gerne jemanden gefunden, der weiterhin in Winnweiler Bier braut", sagt der Sprecher. Doch um dies wirtschaftlich tun zu können, wären große Investitionen notwendig. Nun läuft der Verkauf der Anlagen. Auch große Tanks wurden schon ausgebaut. Weitere werden folgen, wie Winfried Maier angekündigt.
Sven Bischoff, der ehemalige Geschäftsführer der Brauerei, schaut sich das nicht an. "Ich fahre da gar nicht mehr vorbei", sagt er. Zu sehr schmerze ihn noch immer das Aus der Traditionsbrauerei. "Meine Familie hat hier 150 Jahre lang die Brauerei betrieben. Dass es nicht mehr weitergehen kann, tut mir persönlich sehr, sehr weh."
Bischoff-Geschäftsführer mittlerweile beim Landesjagdverband
Froh ist er, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens nach seinem Kenntnisstand einen anderen Job gefunden haben. "Man hat ja auch eine soziale Verantwortung für die Mitarbeitenden", so Bischoff. Auch Bischoff selbst hat eine andere Aufgabe gefunden, ist Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz. "Die neue Aufgabe füllt mich total aus. Es ist ein toller Verband."
Auf seinem ehemaligen Gelände ist noch an vielen Ecken die Geschichte der Brauerei zu spüren. In den Hallen hängen noch alte Fotos, stehen zahlreiche Fässer, auch manch alte Flaschen oder sind in riesigen Kisten noch Unmengen an Kronkorken. Und an einigen Stellen steigt einem sogar noch der Geruch von Bier in die Nase.
Bischoff-Bier aus dem Westen der Pfalz fehlt den Kunden
Das Bischoff-Bier, es fehlt auch Menschen in der Region wie Rainer Beer. Er sieht zu, wie der Kran in diesem Moment mit einem der rund 60 Jahre alten Kupferkessel durch den Hof der Brauerei fährt. "Mir tut es sehr leid, dass die Brauerei nicht mehr existiert. Bischoff Premium, die kleinen, grünen Flaschen - das war mein Lieblingsbier."
Wohnhaus auf dem Bischoff-Gelände ist verkauft
Zumindest ein paar Verbindungen wird Rainer Beer zur Brauerei aber noch haben. Denn auf dem Gelände steht ein Wohnhaus, das sein Enkel gekauft hat, umbaut und dort künftig leben wird. Das Haus selbst gehört nicht zu dem Bereich, der von der Insolvenz betroffen ist und konnte deswegen gesondert verkauft werden, wie Sven Bischoff informiert.
Wie es mit dem Rest ausschaut - das wird die Zukunft zeigen. Findet sich in nächster Zeit niemand, der das Gelände mit den Gebäuden kaufen wird, kommt es zu einer Zwangsversteigerung. Einen Termin für eine solche gibt es nach Angaben des Sprechers der Kanzlei noch nicht.
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