Einst sicherte sich die kleine "Abfuhranstalt Hornef & Becker" den ersten in Kaiserslautern ausgeschriebenen Auftrag für die "Abfuhr von häuslichem Unrat“. Heute zählt die Jakob Becker Gruppe zu den bundesweit größten Entsorgungsunternehmen. In 125 Jahren Firmengeschichte hat sich neben der Abfallbranche, auch das Mülltrenn-Verhalten der Bürger in der Region stark verändert.
Jakob Becker feiert 125-jähriges Bestehen
Viele Meter hoch türmt sich vor Marc Grutza der Papierberg – diese Tagesmenge an Papiermüll stammt aus dem Donnersbergkreis, erklärt er. Der Geschäftsführer der Jakob Becker Entsorgungs-GmbH mit Sitz in Mehlingen deutet auf den Bereich vor sich: "Vor wenigen Jahren noch hätte dieser Haufen deutlich weißer und weniger braun ausgesehen."
Ergo: Die Leute werfen weniger Zeitungen und Werbeblättchen, sondern wegen des boomenden Online-Versandhandels viel mehr Kartons weg.
Entsorgungsfirma aus der Westpfalz sei breit aufgestellt
Es ist eine der vielen Entwicklungen, an die sich das Familienunternehmen in mittlerweile vierter Generation anzupassen hat. Zur Jakob Becker Gruppe zählen mittlerweile 28 Gesellschaften an 69 Standorten in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern. Die Zahl der Beschäftigten liegt nach Angaben der Firma derzeit bei über 2400.
Seit der Firmengründung Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die Abfallentsorgung stark weiterentwickelt. In all den Jahren sei für Jakob Becker laut dem Geschäftsführer der Holding Thorsten Kohl eine Sache erfolgsversprechend gewesen:
Während über die Jahre Abfallstoffe immer kleinteiliger getrennt beziehungsweise auseinandersortiert wurden, stellte sich auch die Entsorgungsfirma immer breiter auf. Sie sammelte von Kunststoffmüll, über Gewerbeabfälle, Grünschnitt bis hin zu Elektrogeräten alles ein.
Ein Blick in den Müllberg genügt Marc Grutza, um zu erkennen: Hier hat er den Müll aus städtischen Haushalten vor sich. Auch seine Müllentsorgungs-Statistiken zeigten: In Städten würden die Menschen deutlich schlechter den Müll trennen als in ländlichen Regionen.
Die Menge der weggeworfenen Kunststoffverpackungen gehe nicht zurück. "Das liegt zum einen an immer mehr ,Convenience-Produkten'", sagt Grutza, also an Fertiggerichten oder in kleinen Portionen abgepackten Lebensmitteln. "Zum anderen liegt es daran, dass es heute mehr Single-Personenhaushalte gibt."
Zwar steige bei vielen Menschen das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, doch viele Lebensmittelhersteller machten den Menschen den nachhaltigeren Einkauf schwer – da sie Verpackungen verwenden, bei denen Papier und Kunststoffe so verbunden werden, dass der Stoff nicht mehr trenn- beziehungsweise recyclebar ist.
Eine positive Auswirkung der schwächelnden Wirtschaft in den letzten Jahren sei allerdings, so Grutza, dass die Abfallmengen insgesamt seit 2019 zurückgehen.