Der Schäfer aus Börrstadt ist froh, wenn er eine Weide für seine Schafe findet. Deshalb engagiert er sich im neuen Naturschutzkonzept der Landesregierung.

Neue Struktur für den Naturschutz

Erste Modell-Naturschutzstation startet in der Pfalz

Stand
Autor/in
Maren Kaps

Mit dem Donnersbergkreis, Bad Dürkheim und Neustadt ist jetzt die erste Modell-Naturschutzstation in der Pfalz gegründet worden. Ziel ist es, dass Landwirtschaft, Kommunen und Naturschutz zusammenrücken.

Die Schafe von Wanderschäfer Ralph Brendel weiden gerade im Naturschutzgebiet Schelmenkopf in Falkenstein (Donnersbergkreis). Genüsslich fressen sie Gras und Sträucher. Der Schäfer war vor 20 Jahren mit seinen Schafen bereits in dem Naturschutzgebiet. Da war der Zustand noch deutlich besser, wie er sagt. Jetzt hat er vorgeschlagen, das Gebiet wieder zu beweiden.

Für das Naturschutzgebiet ist das gut, denn die Schafe fressen unerwünschte Pflanzen und düngen die Wiese - das fördert die Artenvielfalt. Auch die Kommune freut sich, über das Engagement des Schäfers, denn die Pflege durch die Schafe entlastet den Biotopbetreuer, der bislang das Gebiet umsorgt hat. Und Schäfer Ralph Brendel ist froh, dass die Kommune die Schafe wieder dort weiden lässt, denn als Schäfer hat er es durch die zunehmende Bebauung von Flächen immer schwerer, Wiesen für seine Schafe zu finden.

Naturschutz in Rheinland-Pfalz soll regionaler werden

Das Beispiel von Ralph Brendels Schafherde zeigt, dass Naturschutz neben der Natur, auch für andere regionale Akteurinnen und Akteure von Nutzen sein kann. Und genauso stellt sich Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) den Naturschutz zukünftig in Rheinland-Pfalz vor: Kooperativ und an die Bedingungen vor Ort angepasst. Deshalb wird der Naturschutz in Rheinland-Pfalz umstrukturiert. Für zwei bis drei Landkreise soll zukünftig eine sogenannte Naturschutzstation vor Ort zuständig sein.

Erste Modell-Naturschutzstation im Süden von Rheinland-Pfalz

In den Landkreisen Donnersbergkreis, Bad Dürkheim sowie der kreisfreien Stadt Neustadt an der Weinstraße haben sich jetzt Akteurinnen und Akteure aus Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen zusammengeschlossen, um eine Modell-Naturschutzstation zu starten. Trägerin dieser Modell-Naturschutzstation Süd ist der forschende Naturschutzverein Pollichia, an den Umweltministerin Eder zum Start einen Förderbescheid in Höhe von 500.000 überreicht hat.

"Erstmal sollen die Naturschutzstationen die Naturschutzgebiete in Rheinland-Pfalz pflegen, betreuen und sich um ihre Finanzierung kümmern", sagt der Präsident der Pollichia, Michael Ochse. "Später soll in den Stationen Umweltbildung und -beratung stattfinden." Das neue Konzept soll das bisherige System des Naturschutzmanagements und der Biotopbetreuung ablösen. Eine Anlaufstelle im Ministerum soll zukünftig die Stationen koordinieren. In anderen Bundesländern, wie Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen, gibt es diese Struktur bereits.

Naturschutz soll raus aus den Behörden

"Bisher fand der Naturschutz sehr stark in den Behörden statt und es war für die Leute vor Ort nicht sichtbar, dass es Naturschutz gib", sagt die Umweltministerin zum Start der ersten Naturschutzstation auf der Burgruine Falkenstein. "Wir stellen uns vor, dass es Stationen gibt, wo die Akteurinnen und Akteure im Naturschutz, aus der Landwirtschaft und den Kommunen miteinander in den Dialog kommen und der Naturschutz dadurch auch sichtbar wird."

Hoffnungen auf mehr Regionalität

Naturschutzverbände, Landwirtschaft und Kommunen versprechen sich davon besonders eins: Eine bessere Kommunikation und Handlungsmöglichkeiten, die den regionalen Beschaffenheiten angepasst sind. "Regional ist auch für uns das Stichwort", sagt Gerold Füge, vom Verband Donnersberger Landwirte für Naturschutz.

Die erste Modell-Naturschutzstation startet - Umweltministerin Eder übergibt zum Start der neuen Struktur einen Förderbescheid.
Geold Füge sich mit dem Verband der Donnersberger Landwirte für Naturschutz in die gestartete Modellstation für Naturschutz ein.

Viele existierende Unterstützungsprogramme von der Europäischen Union, dem Bund oder dem Land träfen oft nicht den Kern dessen, was die Landwirtschaft und den Naturschutz vor Ort beschäftige. "Wir erhoffen uns eine Regionalisierung des Naturschutzes, also Anpassungen an das Klima und die landwirtschaftlichen Strukturen vor Ort", sagt er. Dabei geht es ihm auch um die Fördermöglichkeiten. Denn zukünftig sollen die gebildeten Interessensgemeinschaften sich selbst um Drittmittel und Fördergelder bemühen.

Wie geht die Umstrukturierung weiter?

Als nächstes soll eine weitere Modell-Station im Norden von Rheinland-Pfalz eingerichtet werden. Dafür werden gerade Landkreise gesucht, die sich zusammenschließen wollen. Die beiden Modell-Stationen Nord und Süd sollen die Arbeitsweise, die Zusammenarbeit und das Projekt an sich in den kommenden zwei Jahren erproben. Dann sollen im ganzen Land Naturschutzstationen aufgebaut werden, jeweils eine für zwei bis drei Landkreise.

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