Drei Jahre nach Ahrtal-Flut

Wie nach der Flutkatastrophe im Ahrtal Freundschaften in den Donnersbergkreis entstanden

Stand
Autor/in
Simone Daiker

Die Ahr-Flutkatastrophe ist drei Jahre her. Kaum jemand erinnert sich nicht an die dramatische Nacht. Es sind aber auch Freundschaften entstanden, auch im Westen der Pfalz.

Die Flut im Ahrtal hat das gesamte Land bewegt. Viele Menschen aus dem Donnersbergkreis haben den Menschen im Katastrophengebiet geholfen. Daraus sind auch Freundschaften fürs Leben entstanden. Wir haben mit zwei Helfern gesprochen, die heute noch Kontakt zu Betroffenen aus dem Ahrtal halten: Eberhard Fuhr, Referatsleiter des Brand- und Katastrophenschutz im Donnersbergkreis, und Hanna Gutheil vom Fußballverein in Winnweiler.

Beide haben dort vielen Familien geholfen. Und beide haben je zu einer Familie ein besonderes Verhältnis. Sie sehen sich mindestens einmal im Jahr und telefonieren regelmäßig.

Freundschaft mit Familie aus Ahrtal geschlossen

Als Eberhard Fuhr am dritten Tag nach der Flut in Mayschoß eine Straße entlang gefahren ist, habe er einen Mann an der Straße gesehen, der ziemlich teilnahmslos ausgesehen hat. So hat Eberhard Fuhr Dieter Coßmann kennengelernt. Im Gespräch habe sich dann herausgestellt, dass das neu gebaute Haus seines Sohnes von der Flut mitgerissen wurde. Fuhr habe sich dann darum gekümmert, dass Familie Coßmann einen Stromgenerator und einen Trinkwasserbehälter bekommt. "Von dem Tag an sind wir Freunde", sagt Fuhr.

"Er und seine Frau haben nur überlebt, weil sie auf ihrem Hausdach gesessen haben. Die haben in der Nacht um ihr Überleben gebangt."

Das Haus der Familie Coßmann in Mayschoß im Ahrtal vor und nach der Flutkatastrophe
Das Haus der Familie Coßmann in Mayschoß im Ahrtal vor und nach der Flutkatastrophe

Fußballdamen aus Winnweiler finden neue Freunde im Ahrtal

Auch die Fußballfrauen aus Winnweiler haben im Ahrtal mit angepackt. Über eine Hilfsplattform im Internet haben sie Familie Rossi aus Altenahr kennengelernt. Zu zehnt haben die Fußballdamen das Haus von Familie Rossi entkernt. Die Frau hatte Tränen in den Augen, erzählt Fußballerin Hanna Gutheil. Daraus sei eine echte Freundschaft entstanden. Vom Schicksal der Familie ist Hanna Gutheil noch immer berührt: Das Haus sei bis zum Dach voll mit Wasser gewesen, die Familie habe sich mit nichts als einem Rucksack durchs Fenster retten können. "Das will ich auch gar nicht missen, es ist eine ganz besondere Freundschaft", sagt Gutheil.

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Enge Freundschaft in den Donnersbergkreis

Seit der Katastrophe schicken sich Eberhard Fuhr und Familie Coßmann Weihnachtskarten. Außerdem habe die Familie Coßmann ihn und seine Frau zu ihrer silbernen Hochzeit eingeladen, sagt Fuhr. "Die Freundschaft bleibt bestehen", sagt er.

Familie Coßmann wohnt wieder in ihrem Haus. Sie sei fast die einzige Familie in ihrer Straße, die noch dort geblieben ist. Die meisten Nachbarn wollten nicht mehr in der Nähe des Wassers wohnen, weil sie das seelisch nicht verkraftet hätten, erzählt Fuhr. "Das sind total liebe Menschen, ich bewundere es wirklich, dass sie das durchgezogen haben", sagt er.

Andrea und Dieter Coßmann aus Mayschoß vor ihrem Haus im Ahrtal.
Andrea und Dieter Coßmann aus Mayschoß beim Wiederaufbau vor ihrem Haus im Ahrtal.

Kontakt in den Donnersbergkreis bleibt

Hanna Gutheil und die Frauenmannschaft aus Winnweiler haben zwei Weinwanderungen mit Familie Rossi gemacht. Und wenn Hochwasser gemeldet ist, dann ruft Gutheil bei der Familie an und erkundigt sich, wie es ihnen geht. Familie Rossi hat ihr Haus zwar wieder aufgebaut, aber sie wohnen nicht mehr dort. Sie seien inzwischen in einen anderen Ort gezogen, weil sie bei jedem Regenschauer Angst hatten, sagt Gutheil.

Winnweiler Fußballfrauenmannschaft haben mit ihren Freunden aus dem Ahrtal eine Weinwanderung gemacht.
Winnweiler Fußballfrauenmannschaft haben mit ihren Freunden aus dem Ahrtal eine Weinwanderung gemacht.

Bilder aus dem Ahrtal bleiben für immer

Der 64-jährige Eberhard Fuhr ist schon seit knapp 50 Jahren bei der Feuerwehr. "Ich habe ja schon alles gesehen", sagt Fuhr. Aber der Blick auf das Flutgebiet, das seien Bilder, die werde er im Leben nicht vergessen. "Das war schon ein einschneidendes Erlebnis", sagt er. Manchmal hätte er auch mitweinen können, so Fuhr. Es sei nichts mehr da gewesen, als wenn man in der Wildnis ausgesetzt worden wäre, beschreibt Fuhr die Situation.

Hanna Gutheil geht es ähnlich. Man habe intime Bereiche der Familien gesehen, zum Beispiel aus Schlafzimmern Schlamm rausgeräumt oder die Menschen weinen gesehen, sagt Gutheil. "Es war schon sehr prägend, ich kann es gar nicht so in Worte fassen", sagt sie.

Die schlimme Flutkatastrophe im Ahrtal wird die Menschen noch lange beschäftigen. Die Bilder werden nicht vergessen. Deshalb ist es umso schöner, dass Helfer und Betroffene Freunde geworden sind - und durch ihre gemeinsamen Erlebnisse miteinander verbunden bleiben.

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