Wenn man auf dem Münzplatz in Pirmasens steht, sieht man aktuell ein großes Gerüst mit einer Plane dahinter. Die Parkplätze davor sind abgesperrt. Als Passant fragt man sich, was verbirgt sich dort bloß? Die Antwort lautet: Ein knapp 23 Quadratmeter großes Mosaik.
Auf dem Mosaik in Pirmasens ist ein schaukelndes Mädchen zu sehen
Die Wand der Münztreppe hat sich in eine Art Leinwand verwandelt. Im Zentrum sieht man ein Mädchen, das auf einer Schaukel schwingt. An einem Fuß trägt sie einen roten Schuh, oder auch "Schlabbe" in Pirmasens. Den zweiten "Schlabbe" schleudert sie von sich. Das Mädchen schwingt durch eine Landschaft. Es ist ein Verlauf von grünen Mosaik-Fliesen bis hin zu blauen Fliesen zu sehen, die die Erde und den Himmel darstellen.
Das Besondere: Durch das Mosaik schlängelt sich ein Streifen, der im Dunkeln leuchten soll, heißt es von der Stadt Pirmasens. Das Kleid des Mädchens besteht aus Keramik Tassen und Tellern. Teilweise steht noch ein Tassenhenkel hervor.
Um das Kind herum sind viele bunte Mosaik-Kreise zu sehen, die wie Münzen aussehen. In jeder dieser Münzen sind verschiedene Motive abgebildet. Zum Beispiel Porträts des Landgrafen Ludwig IX., des Pirmasenser Autors Hugo Ball und auch ein Portrait des Urgroßvaters der Künstlerin, die das Mosaik geschaffen hat. "Zeitsprung" hat sie ihr Werk genannt. Es steht der Stadt zufolge für die Geschichte der Schlabbeflicker in Pirmasens, für die Gegenwart und eine positive Zukunft der Stadt.
Künstlerin aus der Vorderpfalz hat Mosaik in Pirmasens gestaltet
Im vergangenen August hat die Stadt Pirmasens eine Ausschreibung für das Mosaik gestartet, sagt Stadtmarketingchef Rolf Schlicher. Der Entwurf von Tanja Lebski habe sich stark von den anderen unterschieden, weil sie die ganze Wand bestückt und nicht nur in einem Kasten gedacht habe, erklärt Schlicher. Sie seien 100 Prozent zufrieden mit ihrer Wahl.
Tanja Lebski ist mit Leib und Seele Mosaik-Künstlerin. Sie kommt aus Altleiningen im Kreis Bad Dürkheim, ihre Familie stammt aber ursprünglich aus Pirmasens. Deswegen sei es für sie auch besonders gewesen, sich mit der eigenen Familiengeschichte und der Stadtgeschichte von Pirmasens auseinanderzusetzen, sagt sie. "Als Kleinkind war ich hier öfter zu Besuch und meine Oma ist hier großgeworden, das heißt, Pirmasens war bei uns zu Hause schon immer ein Begriff", sagt Lebski.
Mit dem Mosaik wolle sie die Passanten dazu bewegen, selbstkritisch zu sein und über die Stadt und ihre Geschichte nachzudenken. "Das Mädchen assoziiere ich mit einem Schlabbeflicker-Mädchen und der Vergangenheit als die jungen Frauen die Schlappen verkauft haben", sagt Lebski.
Lebski hat das Mosaik mit 16 Helfern aus ganz Deutschland in weniger als 30 Wochen und 2.000 Arbeitsstunden an die Wand gebracht.
Mosaik in Pirmasens wird bald enthüllt
Am 1. August um 18 Uhr wird bei einem Gläschen Sekt das Mosaik eröffnet. Das hat die Stadt mitgeteilt. Außerdem soll das Kunstwerk im Rahmen des Schlabbeflicker-Festivals am ersten Augustwochenende ganz offiziell eingeweiht werden. Dort gibt es dann auch offene Workshops, bei denen die Besucher selbst ran dürfen und ein Mosaik gestalten können.
Die Stadt hat wegen der positiven Rückmeldungen zum Mosaik an der Vogeltreppe das Folgeprojekt an der Münztreppe gestartet, sagt der Beigeordnete Denis Clauer. Er glaubt, dass das neue Mosaik bei den Bürgern ebenso gut ankommen werde. "Das passt einfach zu Pirmasens", sagt er. Das Projekt habe laut Stadt insgesamt 200.000 Euro gekostet.