Immer mehr Süßstoffe und Medikamentenreste

Forschende aus Kaiserslautern wollen Abwasser besser filtern

Stand
Autor/in
Verena Lörsch
Verena Lörsch

Stoffe aus Kosmetika, Medikamenten und Co. reichern sich immer weiter in Gewässern an. Wie sich diese doch aus Abwasser entfernen lassen, erforscht ein Team der Uni Kaiserslautern.

"Wir beobachten: Die Konzentration der Süßstoffe ist deutlich gestiegen", sagt Franziska Ehrhardt aus dem Forschungsteam. Wie so oft in den vergangenen Wochen steht sie in einem Container auf dem Gelände der Kläranlage Landstuhl (Kreis Kaiserslautern).

Landstuhl: Forschende filtern Abwasser

Um sie herum: zahlreiche Apparaturen, die grünen Schleim durchrühren oder Ozon-Gas-Blasen aufsteigen lassen. Auch mit Aktivkohle oder Bodenfiltern wird hier auf der Versuchsanlage experimentiert.

"Die Vielfalt der Stoffe ist für mich immer wieder überraschend", sagt Ehrhart, Doktorandin an der RPTU Kaiserslautern-Landau. Mit ihren Kolleginnen wartet sie die Anlage und wertet Messergebnisse aus. Ihr Ziel: Mehr Spurenstoffe aus dem Abwasser zu filtern.

Softdrinks oder Medikamente: Spuren landen im Wasser

Süßstoffe aus Light-Produkten und Softdrinks, Medikamente, Kosmetika oder auch Industriechemikalien – sie alle landen im Abwasser und Rückstände davon auch in der Umwelt. So erläutert es Professorin Heidrun Steinmetz, die das Team leitet.

Viele Klärwerke müssen künftig mehr Stoffe aus dem Abwasser herausfiltern, so sieht es eine EU-Richtlinie vor. (Foto: Klärwerk Zweibrücken)
Bisher müssen Klärwerke lediglich in drei Stufen Abwasser reinigen. Einige Anlagen im Land müssen künftig mehr Stoffe aus dem Abwasser herausfiltern, so sieht es eine EU-Richtlinie vor. (Foto: Klärwerk Zweibrücken)

Hauptproblem: Diese Spurenstoffe reichern sich in Bächen, Seen oder dem Grundwasser an, in Zeiten von klimabedingten Hitzeperioden sogar mehr und mehr. Dort können zum Beispiel Süßstoffe Lebewesen im Wasser schaden.

Das können unsere bisherigen Kläranlagen nicht gezielt entfernen.

Die meisten Klärwerke könnten diese Stoffe nicht herausfiltern, erläutert Steinmetz. Gemäß einer EU-Richtlinie soll sich das aber ändern. Künftig sollen einige Klärwerke in Rheinland-Pfalz eine vierte Reinigungsstufe einführen, so Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne).

Ministerin Eder stellt Abwasser-Beratungsstelle vor

Die Nachrüstung der Klärwerke ist aufwendig und dürfte viele hunderte Millionen Euro kosten. Damit die betroffenen Klärwerksbetreiber den Umbau jetzt schon planen können, soll eine Beratungsstelle her, so Eder.

Diese ist beim Team von Professorin Heidrun Steinmetz an der RPTU Kaiserslautern angesiedelt. Schon in den ersten Wochen hätten sehr viele Klärwerksbetreiber angerufen und sich Tipps für den Umbau eingeholt, berichtet das Team.

In den Gewässern in der Region sammeln sich immer mehr Rückstände von Medikamenten oder anderen Spurenstoffen an, auch im Grundwasser. Wie man solche Stoffe herausfiltern kann, erforscht ein Team der Uni Kaiserslautern an einer Versuchsanlage auf dem Klärwerk Landstuhl.
Professorin Heidrun Steinmetz von der RPTU Kaiserslautern (r.) führt Landesklimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne, vorn) über die Versuchsanlage auf dem Gelände des Klärwerks Landstuhl.

Zeitgleich führen Franziska Ehrhardt und der Rest des Teams an der Forschungsanlage am Klärwerk Landstuhl Versuche durch. Schließlich muss die neue vierte Reinigungsstufe erst noch entwickelt werden.

So besorgniserregend die Menge und Vielfalt der Spurenstoffe auch ist. Ihre Arbeit macht Franziska Ehrhardt optimistisch, die erprobten Filter-Methoden scheinen zu funktionieren: "Auch die Süßstoffkonzentrationen können wir mit unseren Verfahren herausholen, das finde ich sehr beruhigend."

Mehr Artikel zu Spurenstoffen im Abwasser

Neckarsulm

Beitrag zum Gewässerschutz für 25 Millionen Euro Kläranlage Neckarsulm soll Medikamente filtern: Bürger zahlen

Die Kläranlage Neckarsulm soll zum Filtern von Medikamentenrückständen eine neue Reinigungsstufe bekommen - für 25 Millionen Euro. Die Kosten werden indirekt die Bürger tragen.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Öhringen

Gute Erfahrungen in Öhringen Kläranlagen und der Kampf gegen Medikamente im Abwasser

25 Kläranlagen in Baden-Württemberg besitzen mittlerweile eine vierte Reinigungsstufe. Öhringen war früh dabei. Die Erfahrungen bisher sind gut.

SWR4 BW aus dem Studio Heilbronn SWR4 BW aus dem Studio Heilbronn