"Wir beobachten: Die Konzentration der Süßstoffe ist deutlich gestiegen", sagt Franziska Ehrhardt aus dem Forschungsteam. Wie so oft in den vergangenen Wochen steht sie in einem Container auf dem Gelände der Kläranlage Landstuhl (Kreis Kaiserslautern).
Landstuhl: Forschende filtern Abwasser
Um sie herum: zahlreiche Apparaturen, die grünen Schleim durchrühren oder Ozon-Gas-Blasen aufsteigen lassen. Auch mit Aktivkohle oder Bodenfiltern wird hier auf der Versuchsanlage experimentiert.
"Die Vielfalt der Stoffe ist für mich immer wieder überraschend", sagt Ehrhart, Doktorandin an der RPTU Kaiserslautern-Landau. Mit ihren Kolleginnen wartet sie die Anlage und wertet Messergebnisse aus. Ihr Ziel: Mehr Spurenstoffe aus dem Abwasser zu filtern.
Softdrinks oder Medikamente: Spuren landen im Wasser
Süßstoffe aus Light-Produkten und Softdrinks, Medikamente, Kosmetika oder auch Industriechemikalien – sie alle landen im Abwasser und Rückstände davon auch in der Umwelt. So erläutert es Professorin Heidrun Steinmetz, die das Team leitet.
Hauptproblem: Diese Spurenstoffe reichern sich in Bächen, Seen oder dem Grundwasser an, in Zeiten von klimabedingten Hitzeperioden sogar mehr und mehr. Dort können zum Beispiel Süßstoffe Lebewesen im Wasser schaden.
Die meisten Klärwerke könnten diese Stoffe nicht herausfiltern, erläutert Steinmetz. Gemäß einer EU-Richtlinie soll sich das aber ändern. Künftig sollen einige Klärwerke in Rheinland-Pfalz eine vierte Reinigungsstufe einführen, so Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne).
Ministerin Eder stellt Abwasser-Beratungsstelle vor
Die Nachrüstung der Klärwerke ist aufwendig und dürfte viele hunderte Millionen Euro kosten. Damit die betroffenen Klärwerksbetreiber den Umbau jetzt schon planen können, soll eine Beratungsstelle her, so Eder.
Diese ist beim Team von Professorin Heidrun Steinmetz an der RPTU Kaiserslautern angesiedelt. Schon in den ersten Wochen hätten sehr viele Klärwerksbetreiber angerufen und sich Tipps für den Umbau eingeholt, berichtet das Team.
Zeitgleich führen Franziska Ehrhardt und der Rest des Teams an der Forschungsanlage am Klärwerk Landstuhl Versuche durch. Schließlich muss die neue vierte Reinigungsstufe erst noch entwickelt werden.
So besorgniserregend die Menge und Vielfalt der Spurenstoffe auch ist. Ihre Arbeit macht Franziska Ehrhardt optimistisch, die erprobten Filter-Methoden scheinen zu funktionieren: "Auch die Süßstoffkonzentrationen können wir mit unseren Verfahren herausholen, das finde ich sehr beruhigend."