Millionen Passagiere befördert

Als in Kaiserslautern und Pirmasens noch Straßenbahnen fuhren

Stand
Autor/in
Jürgen Rademacher
Bild von Jürgen Rademacher, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern

Heute fahren in Kaiserslautern und Pirmasens vor allem Busse als ÖPNV - aber das war nicht immer so. Ein Rückblick auf eine Zeit, als Straßenbahnen noch zum Stadtbild gehörten.

Historische Straßenbahn in Pirmasens
Der erste Triebwagen der neuen Straßenbahn wurde in Pirmasens freudig begrüßt.

"Funkeschees" - so nannten die Pirmasenser ihre Straßenbahn. "Funke" steht für die Funken, die die Bahnen an den Oberleitungen produzierten, "Schees" wird im Pfälzischen alles genannt, was einen transpotieren kann. Dass die Bahn eingerichtet wurde, geht auf Prinzregent Luitpold von Bayern zurück - unterschrieben wurde die "Konzessionsurkunde" für den Bau und den Betrieb einer Straßenbahn in Pirmasens vor 120 Jahren.

1905 fährt erste Straßenbahn durch Pirmasens

Voraussetzung war natürlich Strom. 1898 wurde in Pirmasens das erste Elektrizitätswerk in Betrieb genommen - nun konnte auch die Tram mit Strom versorgt werden. Im Jahr 1905 war es dann so weit: Die erste Straßenbahn fuhr durch die damals prosperierende Industriestadt.

Ab Juni 1905 rollten die Bahnen über eine rund 2,5 Kilometer lange Strecke zwischen Hauptbahnhof und Städtischem Krankenhaus - und hielten an insgesamt zwölf Haltestellen. Sofort war das neue Verkehrsmittel sehr beliebt: Schnell wurden pro Jahr eine Million Fahrgäste befördert.

Postkarte zeigt Straßenbahn in Pirmasens
Die Straßenbahn in Pirmasens wurde sogar auf Postkarten verewigt.

Straßenbahn in Pirmasens zu langsam

Aber dann wurde das Verkehrsaufkommen immer größer - und die Nachteile der Straßenbahn traten zutage. Vor allem: Sie war zu langsam. Mit gerade mal sieben Stundenkilometern zuckelten die Bahnen durch Pirmasens, noch dazu auf eingleisiger Strecke. Die Stadtväter entschieden, die "Funkeschees" durch schnellere Oberleitungs- und herkömmliche Busse zu ersetzen. 1943 waren die Straßenbahnen in Pirmasens dann endgültig Geschichte.

Eine Geschichte, die die Stadt heute bei Führungen wieder aufleben lässt. Sie begeben sich auf die Spuren der Straßenbahn.

1,3 Millionen Menschen nutzten jährlich die Straßenbahn in Kaiserslautern

Auch in Kaiserslautern war man anfangs von dem neuen Verkehrsmittel begeistert. Allerdings dauerte es hier ein bisschen länger mit der Einführung als in Pirmasens: Im Dezember 1919 fuhr die erste Bahn - vom Hauptbahnhof über den Pfaffplatz, vorbei an der Stiftskirche bis zum Friedhof und zur Industriekaserne. 1929 transportierten die Straßenbahnen 1,29 Millionen Menschen durch Kaiserslautern.

Straßenbahn in Kaiserslautern fährt durch Innenstadt
So sah es aus, als in Kaiserslautern die Straßenbahnen am Martinsplatz vorbei in die Steinstraße fuhren.

1934 stand aber dann die Entscheidung an, das Straßenbahn-Netz zu sanieren oder auf eine neue Technologie umzusteigen. Und der Stadtrat senkte den Daumen - zu teuer. Er setzte lieber auf die billigeren, flexibleren und schnelleren Busse, die mit Diesel fuhren. Am 30. Juni 1935 fuhr die letzte Straßenbahn durch Kaiserslautern.

Allerdings - Oberleitungen blieben in Kaiserslautern weiter wichtig. Zwar nicht für Straßenbahnen, aber für O- (steht für "Oberleitungs"-) Busse. Diese wurden in der Stadt nach dem Krieg ab 1949 eingeführt. Die Kaiserslauterer liebten ihre O-Busse - und blieben ihnen treu. Erst 1984 fuhr der letzte O-Bus durch die Stadt.

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