"Es ist halt niemand anderes da." Oder: "Die Projekte, die wir angefangen haben, wollen wir noch fertig bringen." Das sind zwei Sätze von Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeistern, die immer wieder zu hören sind - und das landauf-landab.
Oftmals fehlt es an Alternativen Trotz Zweifeln: Bürgermeister im Westen der Pfalz treten doch zur Wahl an
Im Herbst waren zahlreiche Ortsbürgermeister aus der Westpfalz bei einer SWR-Umfrage noch unsicher, ob sie erneut kandidieren. Nun ist klar: Die meisten treten wieder an.
Beispiel Westpfalz: Rund 30 Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister waren bei der SWR-Umfrage im Herbst noch unschlüssig, ob sie bei den Kommunalwahlen am 9. Juni noch einmal antreten. Zirka 90 Ortschefs hatten sich insgesamt aus der Westpfalz daran beteiligt. Mittlerweile ist klar: Die überwiegende Mehrheit der Unentschlossenen kandidiert wieder.
Bürgermeister wollen ihr Dorf nicht im Stich lassen
Sie machen das, weil sie ihre Ortsgemeinde nicht im Stich lassen wollen, weil es keine anderen Kandidatinnen oder Kandidaten gibt. So haben es mir einige Amtsinhaberinnen und Amtsinhaber geschildert. Das ist auf der einen Seite lobenswert, auf der anderen Seite zeigt es aber auch: Ändert sich daran nichts, droht bald das, was nicht wenige eigentlich schon für die Wahlen am 9. Juni befürchtet haben - nämlich viele Dörfer ohne Ortsbürgermeisterin oder Ortsbürgermeister.
Nicht wenige, und auch das höre ich in meinen Gesprächen oft, wollen den Kopf nicht mehr hinhalten, wollen nicht mehr verantwortlich gemacht werden für Entscheidungen, die sie so eigentlich gar nicht treffen wollen. Aktuellstes Beispiel sind die Erhöhungen der Grundsteuern. Viele klagen, dass kein Geld mehr da ist, um etwas bewegen zu können. Sie sind enttäuscht, frustriert. Zudem sei der Zeitaufwand mittlerweile für ein solches Amt enorm. Und trotzdem treten sie noch einmal an. Zahlreichen Ratsmitgliedern geht es ähnlich.
Das Dorfleben steht im Westen der Pfalz auf der Kippe
Die Situation ist also gefährlich. Passiert nichts, steht das Dorfleben auf der Kippe. Was also tun? Es braucht einen Mix aus einer besseren Finanzausstattung für die Gemeinden und Kreativität von vielen. Denn auf Einnahmen aus erneuerbaren Energien oder den Verkauf von Bauplätzen zu setzen, funktioniert eben nicht überall. Letzteres erst recht nicht in Zeiten gestiegener Preise und Zinsen.
SWR-Umfrage Trotz Anfeindungen und Finanzproblemen - viele Ortsbürgermeister treten bei Kommunalwahl in RLP wieder an
Viele Ortsbürgermeister in RLP, die im Herbst bei einer SWR-Umfrage noch unsicher waren, ob sie wieder kandidieren werden, treten doch bei der Kommunalwahl im Juni an. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Fördervereine oder Stiftungen können helfen
Helfen können zum Beispiel Fördervereine oder Stiftungen. So lässt sich zumindest manches umsetzen, was ansonsten aufgrund leerer Kassen nicht möglich wäre - etwa ein neues Klettergerüst für den Spielplatz. Anderes Beispiel: Eine Ortsgemeinde will ein Projekt mit Hilfe von Fördergeldern umsetzen. Doch zu den Fördergeldern muss sie in den meisten Fällen auch selbst noch Gelder beisteuern. Die können dann von Fördervereinen oder Stiftungen kommen.
Wichtig ist: Die Menschen vor Ort brauchen Erfolgserlebnisse. Sie müssen spüren, dass sie für ihre Heimat etwas bewegen können. Dann kann die Stimmung wieder besser werden. Um das zu schaffen, sind gerade auch Bundes- und Landespolitik gefordert. Wie gerne wird die Bedeutung des Ehrenamts herausgehoben. Doch Ehrenamt muss bei allem Engagement auch Spaß machen. Wer für seine Heimatgemeinde die Ärmel hochkrempelt, der will eben auch was bewegen und nicht nur das Gefühl haben, ausschließlich verwalten zu können.