"Was wir objektiv feststellen können, ist, dass Ware fehlt. Wohin sie gekommen ist, kann man nur vermuten." Erich Weiss, der Vorsitzende des Pirmasenser Einzelhandelsverbandes, bringt die Problematik auf den Punkt. Ladendiebstähle zu messen ist schwierig und die Dunkelziffer dabei sehr hoch.
Eine Studie des EHI-Forschungsinstituts für Handel zeigt jedoch, dass die Zahl der Ladendiebstähle bundesweit im Jahr 2023 zugenommen hat. Auch in der Westpfalz melden Einzelhändler, dass mehr gestohlen werde, wie Thomas Scherer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Südwest, bestätigt.
Geschäfte in der Südwestpfalz wollen Diebstahl besser verhindern
Wie Erich Weiss erzählt, wollen aufgrund der zugenommenen Diebstähle nun auch kleinere Geschäfte nachrüsten. Zum Beispiel mit Etiketten an den Waren, die dann beim Rausgehen aus dem Geschäft Alarm auslösen, wie man das auch von größeren Geschäften kennt. Abgesehen davon, meint Thomas Scherer, machen die Händler aber schon alles, was sie tun können, um es Dieben so schwer wie möglich zu machen.
Aufgehängte Spiegel im Laden, damit Leute sich nicht unbeobachtet fühlen oder höherwertige Produkte wie Parfum hinter Glas zu stellen - das alles werde schon gemacht, erklärt Scherer. "Es kann ja nicht jeder ein Sicherheitspersonal einstellen. Wachpersonal ist für viele zu teuer." Da sei die Politik gefragt, um für konsequentere Bestrafungen zu sorgen.
Auch Erich Weiss meint, dass vor allem für kleinere Läden der Ladendetektiv am Ende womöglich mehr kosten würde als der Diebstahl. Er bestätigt, dass der Frust, was die Anzeigen angehe, relativ groß bei den Einzelhändlern sei. "Wenn jemand beim Stehlen erwischt wird, kommt zwar die Polizei, aber am nächsten Tag steht derselbe Täter wieder im Geschäft."
Diebe werden aggressiver und dreister Immer mehr Ladendiebstähle: Justizministerin besucht Mannheimer Supermarkt
Die Zahl der Ladendiebstähle hat stark zugenommen, der Handelsverband Nordbaden fordert ein härteres Vorgehen. Darüber hat er mit Landes-Justizministerin Gentges in Mannheim gesprochen.
Polizei Westpfalz: Anstieg hat mit Aufhebung der Corona-Maßnahmen zu tun
Was die Einzelhändler berichten, spiegelt sich für das Jahr 2023 auch in der polizeilichen Statistik wider. Da gab es nach Angaben des Polizeipräsidiums Westpfalz beim einfachen Ladendiebstahl über 200 Fälle mehr im Vergleich zum Vorjahr 2022. Dieser sprunghafte Anstieg sei jedoch vor allem auf die aufgehobenen Corona-Maßnahmen zurückzuführen, heißt es aus dem Polizeipräsidium.
Beliebtes Diebesgut: Klein und teuer
Worauf haben es die Langfinger besonders abgesehen? Erich Weiss sagt, dass vor allem hochpreisige, kleine Sachen - wie zum Beispiel Rasierklingen - oft gestohlen würden. "Das sind einige, der am meisten geklauten Gegenstände - klein und teuer", erzählt der Vorsitzende des Pirmasenser Einzelhandelsverbandes.
Kreative Ladendiebe: Trick "Verzweifelte Mutter"
Matthias Pallmann-Heger, der Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes in Kaiserslautern, sagt, dass er in seinem Geschäft gegen Ladendiebstahl auf Prävention setze. Dazu gehöre vor allem auch wachsames Personal. Es sei aber nicht so einfach, Leute beim Stehlen zu erwischen. Pallmann-Heger hat schon einiges erlebt.
Einmal sei beispielsweise eine Frau mit Kinderwagen in seinem Laden gewesen und hat verzweifelt nach ihrem Kind gerufen. Zuerst wollte man helfen, aber dann: "Hab ich gemerkt, dass der Kinderwagen so gescheppert hat. Da bin ich einfach hin und hab die Jacke von dem Kinderwagen aufgehoben und da waren so viele Sachen aus unserem Laden drin, aber kein Kind." Auch für Pallmann-Heger ist klar, Ladendiebstähle sind und bleiben ein sehr schwieriges Thema.