Egal ob Schokolade, Parfüm oder Elektrogeräte - die Zahl an Ladendiebstählen in Baden-Württemberg nimmt immer weiter zu. Allein im vergangenen Jahr sind dem BW-Innenministerium zufolge über 47.000 Diebstähle im Einzelhandel gemeldet worden - fast 25 Prozent mehr als noch 2022. Nun nehmen diese jedoch eine neue Dimension an. Viele Händlerinnen und Händler sind verzweifelt. Denn selbst Hausverbote scheinen die Täterinnen und Täter nicht mehr abzuhalten.
Am Dienstag besucht Justizministerin Marion Gentges (CDU) deshalb einen Supermarkt in Mannheim-Käfertal, um mit dem Handelsverband Nordbaden über das Problem zu sprechen.
Ladendiebstähle allein in Nordbaden um 15 Prozent angestiegen
Wie der Handelsverband erklärt, sei allein in Nordbaden die Zahl der Delikte um 15 Prozent angestiegen. Für viele Händlerinnen und Händler bedeutet das große Verluste. Mehrere Millionen Euro Schaden verursachen die Diebstähle jährlich in Baden-Württemberg.
Doch die Dunkelziffer ist hoch: Weniger als zwei Prozent der tatsächlichen Fälle werden angezeigt, schätzt das EHI Retail Institute (EHI). Rund 90 Prozent von diesen wurden 2023 allerdings aufgeklärt, so das Innenministerium. Damit liege die Quote auf "einem sehr hohen Niveau".
Ladendiebe handeln häufig im Team
Statt dem klassischen Ladendieb, der eine Sache einsteckt, werden die Täter professioneller. Mittlerweile seien sie häufig in Banden unterwegs, so der Handelsverband. Am Hochrhein meldet der Handel auch Probleme mit Diebesbanden aus Frankreich.
Unter anderem mit Detektiven und Kameras will der Handel den Ladendieben entgegenwirken. Doch das ist teuer und nicht immer effektiv. "Da werden Ladendiebe erwischt, bekommen Hausverbot und kurze Zeit später tauchen sie wieder auf und greifen zu", sagt der Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden, Swen Rubel. Auch die Gewaltbereitschaft sei gestiegen.
Keine härteren Strafen für Ladendiebe gefordert
Aus Sicht des Innenministeriums brauche es allerdings keine höheren Strafen: "Die Strafrahmen in Abhängigkeit der Schwere der Tat werden aus polizeilicher Sicht für angemessen befunden." Diebstähle seien "effektiv und angemessen" sanktionierbar.
Swen Rubel sieht das ähnlich: "Es ist wie so oft ein Vollzugsdefizit." Seiner Meinung nach müssten unter anderem Schnellverfahren konsequenter genutzt werden. Auch, um ein Zeichen nach außen zu setzen.