Aus persönlichen Gründen hatte Hanna-Lore Scharding (FWG) im Sommer 2021 ihr Amt als Ortsbürgermeisterin von Schneckenhausen im Kreis Kaiserslautern niedergelegt. Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger verlief ohne Erfolg. Schließlich übernahm Harald Westrich (SPD), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg, als sogenannter Beauftragter.
Dabei fehlt es in Schneckenhausen ganz und gar nicht an Engagement, wie Westrich betont: "Das ist das Sonderbare. Ich finde, das Dorf ist toll geeint. Wir haben hier richtig gute Vereine, die eng zusammenarbeiten. Wenn es Feste und Veranstaltungen gibt, dann wird das fast komplett von den Vereinen durchgeführt."
Belastung für einen Ortsbürgermeister nimmt zu
Doch warum will niemand ehrenamtlicher Ortsbürgermeister in dem mehr als 500-Einwohner-Dorf sein? Der Beauftragte hat eine Erklärung: "Das hängt damit zusammen, dass die Belastung für einen Ortsbürgermeister sehr hoch ist." Als Beispiel nennt Harald Westrich vermehrte Anfragen und Wünsche von Bürgern - das oftmals auch abends und an den Wochenenden.
Eine Aufgabe, vor der nicht nur in Schneckenhausen Menschen zurückscheuen. Auch in der Ortsgemeinde Blaubach im Kreis Kusel gibt es seit einiger Zeit keinen Ortsbürgermeister. Hier ist Stefan Spitzer (CDU), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan, als Beauftragter zuständig.
Im Westen der Pfalz gibt es in mehr als 50 Gemeinden keine Kandidaten
Und beim Blick auf die Kommunalwahlen am 9. Juni gibt es noch so manches Fragezeichen in der Westpfalz: In mehr als 50 Ortsgemeinden fehlen Kandidaten. Wobei mancherorts traditionell die Ortsbürgermeisterin oder der Ortsbürgermeister vom Rat gewählt wird.
So sieht es in den Kreisen und Kommunen aus Kommunalwahl im Westen der Pfalz: In mehr als 50 Dörfern fehlen Kandidaten
Die Kommunalwahl am 9. Juni rückt näher. Stadträte, Kreistage, Verbandsgemeinderäte oder auch Ortsgemeinderäte werden genauso gewählt wie Stadt- und Ortsbürgermeister.
Eine der Ortsgemeinden, in denen die Bürgerinnen und Bürger am 9. Juni keinen Ortsbürgermeister wählen können, ist auch Schneckenhausen. Gut möglich also, dass die Zeit von Harald Westrich als Beauftragter also weitergeht. Zumindest zeichne sich derzeit nicht ab, dass sich jemand vom Rat wählen lassen möchte.
Nachteil eines Beauftragten: Er ist nicht ständig vor Ort
"Der große Nachteil ist, dass ich nicht ständig vor Ort bin, nicht alle Probleme erkenne und manche Projekte zeitlich nicht umsetzbar sind", sagt Westrich. Und er gesteht auch: "Wenn ich hier zusätzliche Arbeit habe, bleibt anderes in der Verbandsgemeindeverwaltung liegen. Auf Dauer ist so eine Aufgabe nicht zu stemmen."
Dankbar ist Westrich, dass er in Schneckenhausen auf die Unterstützung von zwei Beigeordneten bauen kann. "Sie entlasten mich bei vielen Alltagsdingen." Er will aber nicht verhehlen, dass es durchaus auch den einen oder anderen Vorteil gebe, wenn der VG-Bürgermeister gleichzeitig Beauftragter einer Ortsgemeinde ist. Allen voran sei es das Wissen der Verwaltung. Beispielsweise, wenn es um Fragen gehe, die den Haushalt betreffen.
Rat und Beauftragter finden im Kreis Kaiserslautern zueinander
Und nicht zuletzt: Ein Beauftragter, der nicht aus dem Dorf komme, stehe auch nicht im Verdacht, etwas im Eigeninteresse zu machen. "Ich denke, der Gemeinderat und ich haben uns relativ gut zusammengefunden und wir konnten Projekte wie die Sanierung des Bürgerhauses gemeinsam umsetzen. Da war auch ein großes Engagement vom Rat dabei", sagt Westrich.
Zwei bis drei Mal im Monat sei er zusätzlich in Schneckenhausen, schaue außerdem an Wochenenden während seiner Radtouren auch immer wieder im Dorf vorbei. Ständig könne er aber eben nicht vor Ort sein. "Wenn ich hier wohnen würde, dann würde ich mir wünschen, dass das Dorf einen Ortsbürgermeister hat", sagt Westrich.
Hoffen auf den Nachwuchs in Schneckenhausen
Aufgegeben hat er die Hoffnung nicht. Der Beauftragte setzt auf den Nachwuchs. Denn für den Ortsgemeinderat würden einige Jüngere kandidieren. "Das ist eine große Chance für das Dorf. Neues Blut bedeutet vielleicht auch neue Gedanken, neue Sichtweisen", so Westrich. Womöglich sei dann ja auch jemand unter den Jüngeren, der sich in ein, zwei Jahren als Ortsbürgermeister wählen lassen will.
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Dann würde Harald Westrich wieder rein als Bürgermeister der Verbandsgemeinde kommen, beispielsweise beim Weihnachtskonzert von Musik- und Gesangverein, bei der Prunksitzung oder beim Bauernmarkt Ende September. Denn "das sollte man sich nicht entgehen lassen".