Immer mehr Probleme im Zugverkehr

Bahn in der Pfalz nicht in der Lage, 220 Schüler zu transportieren

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Autor/in
Andreas Kahlmeyer
Reporter Andreas Kahlmeyer aus dem SWR-Studio in Kaiserslautern.
Susanne Kimmel
Bild von Susanne Kimmel, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern

Die Bahn hat massive Probleme, den Zugverkehr in der Pfalz halbwegs aufrecht zu halten. Eine Schule in der Südwestpfalz musste jetzt sogar einen Ausflug absagen, weil es keinen Zug für die Schüler gibt. Zuerst hatte die Tageszeitung "Rheinpfalz" über den ins Wasser gefallenen Schulausflug berichtet.

Eigentlich sollte man meinen, dass die Bahn um jeden zahlenden Fahrgast froh ist. Die Umwelt sowieso. Aber: So einfach ist das nicht. Krankmeldungen des Personals, Probleme mit der Technik oder schlicht das Wetter verhindern nur all zu oft, dass die Züge so fahren, wie es auf den Fahrplänen steht. Nun sieht sich die Bahn außer Stande, eine frühzeitig angekündigte Schülergruppe nur wenige Kilometer in die nächste Stadt zu befördern.

Grundschule Thaleischweiler-Fröschen muss Schulausflug absagen

Am Donnerstag hätte es für die 220 Kinder der Grundschule in Thaleischweiler-Fröschen mit dem Zug nach Zweibrücken gehen sollen. Dort hätten die Kinder in der Festhalle das Musical "Die kleine Meerjungfrau" angeschaut. Wie in solchen Fällen üblich, meldet die Schule größere Gruppen vorab bei der Bahn an. Laut Konrektorin Anja Bräuer wurde der Bahn schon am 10. November mitgeteilt, dass am 23. November - also 13 Tage später - 220 Schülerinnen und Schüler ihrer Schule ins benachbarte Zweibrücken fahren wollen. Alle waren glücklich, die Vorfreude groß - doch dann kam die Antwort der Bahn.

Bahn hat keinen größeren Zug für Ausflug nach Zweibrücken

In der Antwort heißt es, dass es keine Kapazitäten gebe, um die 220 Schüler ins nicht mal 30 Kilometer entfernte Zweibrücken mitzunehmen. Der Zug, der auf der Strecke fährt, sei bereits voll mit Pendlern. Die zusätzlichen Schüler könne man nicht mitnehmen. Einen Waggon anhängen, gehe wegen der Bauart des Zuges nicht, einen anderen Zug gebe es nicht. Mehr Züge am Tag einzusetzen, sei auch keine Möglichkeit. Konrektorin Bräuer sagt, die Schule habe nahezu gebettelt, ob es nicht doch noch irgend eine Möglichkeit gebe. Selbst Lokführer aus Pirmasens hätten ihre Hilfe angeboten - alles ohne Erfolg. Die Bahn sei bei ihrem "Nein" geblieben.

Das Musical "Die kleine Meerjungfrau" können die Kinder nun nicht sehen. Die Kollegen der "Rheinpfalz" haben zuerst über diesen Fall berichtet.Posted by Hallo Westpfalz! on Wednesday, November 22, 2023

Busse sind für die Schule zu teuer

Alternativen gebe es keine, sagt Bräuer. Busse seien inzwischen schlicht zu teuer geworden, um sie für einen Tagesausflug anzumieten. Mit dem "Nein" der Bahn ist der Schulausflug ins Musical für die 220 Kinder somit ins Wasser gefallen. Die Tickets, die die Schule schon besorgt hatte, mussten schweren Herzens zurückgegeben werden. Die Enttäuschung unter den Schülern, Lehrern und Eltern sei riesengroß, sagt Bräuer.

Zum Trost Kinotag in der Schule - und Bahn entschuldigt sich

Als kleines Trostpflaster für den ausgefallenen Schulausflug hat die Schulleitung jetzt einen Kinotag geplant. Der soll kommende Woche stattfinden. Mit allem was dazugehört: Popcorn, Getränken und Filmplakaten, mit denen die Schule geschmückt wird.

Außerdem hat sich inzwischen die Bahn bei der Grundschule entschuldigt. Als Entschädigung würde man für die Schule gerne eine andere Fahrt organisieren, schreibt die Bahn in einer E-Mail, die dem SWR vorliegt. Außerdem versucht sich das Unternehmen zu erklären: Die Anfrage aus Thaleischweiler-Fröschen sei intern nicht mit der zuständigen Fachabteilung abgestimmt worden. Das dürfe so nicht nochmal passieren. Die Grundschule jedenfalls will das Trostangebot der Bahn annehmen, wahrscheinlich aber erst im nächsten Jahr.

Wir werden mit der Abteilung Fahrgastkommunikation besprechen, dass künftige Anfragen, wie sonst auch, mit den entsprechenden Fachabteilungen abgestimmt werden. Das ist in Ihrem Fall leider nicht erfolgt.

Bahnprobleme im Südwesten immer größer

Die Geschichte vom ausgefallenen Schulausflug ist ein neues Beispiel zahlreicher Bahnprobleme in der Pfalz. Der SWR berichtet seit Monaten ausführlich über die Probleme. Der Zweckverband für den öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz, mit Sitz in Kaiserslautern, hat für den Zustand der Bahn und den hohen Krankenstand in den Stellwerken zuletzt deutliche Worte gefunden. Der DB Konzern sei nicht mehr in der Lage, ein zuverlässiges Angebot abzuliefern, heißt es in einer Email des Zweckverbands wörtlich.

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